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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Beide hatten die gleichen harten, ausdruckslosen Gesichter, und in ihren Augen lag keine Spur von Menschlichkeit. Sie rannten hinaus, und Rames war mit seinem Bewacher allein.
    «Das war gut, nicht wahr? Ich habe genau das getan, was Sie wollten, oder?» Rames atmete schnell und stoßweise.
    «Asim» , antwortete der Mann knapp. Perfekt.
    Mit Tränen in den Augen sah Rames, wie der Mann nickte und ihm lässig das Telefon in den Schoß warf. Rames schaute es an und hob dann wieder den Kopf. Er lächelte nervös; sein Herz raste, und seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als er sich einredete, dass er jetzt aller Logik, allem gesunden Menschenverstand zum Trotz endlich freigelassen werden würde.
    Seine kläglichen Illusionen nahmen ein jähes Ende, als der Mann eine Pistole aus dem Gürtel zog, sie Rames an die Stirn drückte und schoss.
     
    Als der Pathfinder in Höhe des Sanaji’i-Parks ein schwerfälliges Taxi überholte, hörte Corben zwei schnell aufeinanderfolgende Schüsse in seinem Ohrhörer. Zwei Sekunden später knallte es noch einmal.
Der Fangschuss. Zur Sicherheit.
Diese Schweine.
    Es war unausweichlich gewesen. Corben hatte sich keine Illusionen über die Arbeitsweise dieser Kerle gemacht. Sie hatten für den Wissenschaftler keine Verwendung mehr, nachdem er ihnen Faruk auf einem Silbertablett serviert hatte. Nicht, dass er eine Wahl gehabt hätte, dachte Corben. Als sie ihn hatten, war er tot – so oder so. Er hatte sich nur noch aussuchen können, welche Folterqualen er erleiden wollte.
    Ein Wimmern drang aus seinem Ohrhörer. Es kam von Leila.
    Olshansky schaltete sich ein. «Jim, haben Sie das gehört?»
    «Ja», antwortete Corben knapp.
    Er wusste, es war schwer für jeden, so etwas anhören zu müssen, aber jetzt hatte er keine Zeit, Leila zu trösten. Sie und Olshansky mussten sich konzentrieren.
    «Leila, ich brauche Ihre Wegbeschreibung.»
    Es dauerte zwei Sekunden, aber dann hörte er ein Schniefen, und sie sprach wieder, mit erstickter, zitternder Stimme. «Wo sind Sie jetzt?»
    «Ich fahre eben auf den Ring.» Vor ihm ragte die Hochstraße auf, die Ost- und West-Beirut miteinander verband.
    «Nehmen Sie die erste Abfahrt, gleich hinter dem Tunnel.» Ihre Stimme war wieder klarer – und härter.
    In zwei Minuten würde er da sein.
     
    Omar blickte starr geradeaus, als der Wagen über die neue Schnellstraße jagte, die quer durch die Stadt gefräst worden war.
    Es musste klappen.
    Er brauchte Faruk. Unbedingt.
    Die letzten zwei Tage waren inakzeptabel gewesen. Er hielt sich etwas auf seine kalte Effizienz zugute, sah sich quasi als Stilett in einer Welt voller Äxte. Aufgaben wie diese hier waren sein tägliches Brot. Trotzdem hatte er jetzt zwei Männer verloren – drei, wenn man den mit der zerschossenen Schulter mitzählte, auch wenn sie alle ebenso leicht zu ersetzen waren wie die Autos, die bei den Operationen zu Schrott geworden waren –, und der kleine Scheißer lief immer noch frei herum.
    Der Amerikaner war inzwischen ein schmerzhafter Stachel in seinem Fleisch geworden. Er hatte ihn in Verlegenheit gebracht, und das war unverzeihlich. Irgendwann würde Omar sich um ihn kümmern müssen, ohne Rücksicht auf die Folgen. Er würde einen Weg finden. Timing war das A und O. Er würde einen günstigen Augenblick abwarten, eine der immer wiederkehrenden politischen Krisen in diesem Land. Dann würde niemand von der Tat Notiz nehmen – mit Ausnahme derer, auf deren Meinung es ihm ankam. Die Wahrheit würde unter dringenderen Problemen verborgen bleiben.
    Er erreichte die Straße, die zum Antiquitäten-Basar führte, und befahl seinen drei Begleitern, ihre Waffen bereitzuhalten.
    Diesmal würde er nicht ohne seine Jagdbeute zurückfahren.
     
    Corben trat auf die Bremse, als er aus dem Ringtunnel kam. Eine Mauer aus Autos versperrte ihm den Weg.
    Die vierspurige Hochstraße war die Hauptverkehrsader zwischen den beiden Hälften der Stadt. Jedes Hindernis – ein Verkehrsunfall, ein alter Lastwagen mit einer Panne, ein von Heckenschützen erschossener Autofahrer – zwängte den gesamten Verkehr auf eine einzige Spur. Unvorhersehbare Staus gehörten zum Autofahren in Beirut, man konnte ihnen nicht entkommen. Meist gingen die Menschen kreativ damit um. Die Benutzung der Gegenfahrbahn war eine Möglichkeit, die Straßen flexibler zu nutzen, aber leider war der Mittelstreifen auf dem Ring durch eine hohe, unüberwindliche Leitplanke versperrt. Und Corbens Ausfahrt war noch hundert

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