Immortalis
Bodenwelle im alten, rissigen Asphalt holperte.
«Aber Sie müssen doch eine Ahnung haben. Wie haben diese Leute von den Antiquitäten erfahren? Und wie haben sie Sie gefunden?»
Faruk ließ sich tiefer in die Polster sinken und berichtete, wie Abu Barsan ihn gebeten hatte, als Vermittler für seine Ware zu agieren, und wie Hadsch Ali Sallum einen Käufer gefunden hatte. Er selbst habe gesagt, das Buch mit der schwanzfressenden Schlange sei nicht Teil des Deals, aber Alis Kunde wollte die komplette Sammlung haben, und dann seien die Killer mit einer Bohrmaschine bei Ali aufgetaucht.
«Warum wollten Sie das Buch aus dem Geschäft heraushalten?», fragte Corben.
Faruk machte ein reumütiges Gesicht. «Ich dachte mir, dass Sitt Evelyn es haben wollte, und ich hoffe, sie würde mir helfen, wenn ich es ihr verschaffe.»
Corben nickte. «Sie waren mit ihr im Irak, als sie die unterirdische Kammer entdeckte.» Das war eine Feststellung, keine Frage.
Faruk war verblüfft, dass Corben so viel wusste, aber dann entspannte er sich wieder. «Ja. Sie hat lange Zeit versucht, herauszufinden, was das alles bedeutete. Als sie Hadsch Ali umgebracht hatten, musste ich verschwinden. Ich wusste, dass sie es auf das Buch abgesehen hatten, aber ich wusste nicht, warum.»
Corben überlegte kurz. Was Faruk sagte, passte zu dem, was er schon gewusst hatte, aber jetzt war das Bild vollständig. Eine entscheidende Frage allerdings war immer noch offen.
«Und wo ist es?»
«Was?» Faruk war verwirrt.
«Das Buch. Wo ist es?»
Wieder verzog Faruk das Gesicht, bevor er antwortete. «Es ist im Irak», sagte er, als habe er erwartet, dass Corben das längst wisse.
Corben sah ihn überrascht an.
«Die Stücke sind alle noch bei Abu Barsan, wo denn sonst?» Er sprach schnell und verzweifelt. «Er wollte mir nichts übergeben, bevor ich das Geld hätte. Er hat die Ware nicht einmal nach Bagdad mitgebracht, weil es zu gefährlich war, damit zu reisen. Er hat sie in Mossul aufbewahrt.»
«Haben Sie Rames gesagt, dass Sie sie haben?», fragte Corben sofort.
«Ich habe ihm gesagt, dass ich sie verkaufe», beharrte Faruk. «Er muss angenommen haben, dass ich sie hier habe. Aber die Sachen gehören nicht mir.»
Stirnrunzelnd blickte Corben geradeaus und dachte nach. Er hatte diese Möglichkeit in Betracht gezogen, sie aber verworfen. Plausibler war ihm erschienen, Faruk habe das Buch in den Libanon mitgebracht und irgendwo sicher versteckt, während er Evelyn suchte.
«Dieser Abu Barsan. Er ist im Irak?»
«Ich glaube ja», antwortete Faruk matt. «Wahrscheinlich in Mossul.»
Corben wurde wütend. Der Baum der Möglichkeiten, den er herangezüchtet hatte, bevor er Faruk abgeholt hatte, war soeben einer Kettensäge zum Opfer gefallen. «Haben Sie seine Telefonnummer?»
«Natürlich.»
Corben zog sein Handy hervor. «Wie lautet sie?»
Faruk sah ihn ängstlich an. «Was wollen Sie ihm sagen?»
«Ich werde ihm gar nichts sagen. Sie werden mit ihm sprechen. Sie werden ihm sagen, dass Sie einen Käufer haben. Darum hat er sie doch gebeten, oder?» Corben wedelte ungeduldig mit der Hand. «Wie lautet seine Nummer?»
Während Corben wählte, überkam Faruk ein mulmiges Gefühl neben diesem Mann, der ihn – das behauptete er zumindest – gerettet hatte. Derselbe Mann hatte ihm wenige Augenblicke zuvor eine Pistole an den Hals gedrückt und mit seinem Leben gepokert.
Seine Gedanken drehten sich im Kreis, die Lider wurden ihm schwer, und das Brennen in seiner Seite wurde immer schlimmer. Er verfluchte sein Pech, er verfluchte sein Schicksal und Gott selbst, und er wünschte, er könnte die Zeit zurückdrehen. Hätte er doch nie an Evelyn und ihr Interesse an der schwanzfressenden Schlange gedacht! Hätte er sich doch niemals eingemischt, sondern stattdessen die Ware an Alis Käufer weitergeleitet, dankend mit den Fingerspitzen einen Kuss von den Lippen an die Stirn gedrückt und das Geld eingesteckt.
Sogar Bagdad war besser als das hier.
Corben lauschte kurz und reichte ihm dann das Telefon. Faruk nahm es mit zitternder Hand entgegen. Ein fernes, unregelmäßiges Zirpen drang an sein Ohr.
Es klingelte zweimal, und dann meldete sich Abu Barsan mit seiner rauen, tiefen Raucherstimme. «Wer ist da?»
«Faruk.» Er merkte, dass Abu Barsan ein wenig lauter als sonst sprach, und er hörte ein Radio im Hintergrund. Vielleicht saß er in einem Auto.
«Faruk», dröhnte Abu Barsan, jovial wie immer. «Wo zum Teufel steckst du?» Es folgte ein
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