Immortalis
Schwall von scherzhaften Obszönitäten, mit denen er seinen Freund belegte. «Ich habe versucht, dich anzurufen, aber dein Anschluss ist tot.»
«Ich bin bei einem Käufer», sagte Faruk ohne Einleitung. «Er will die Stücke haben.»
Corben blickte zu ihm herüber. Irgendwie brachte Faruk ein halbes Lächeln zustande.
Corben schaute wieder nach vorn.
«Du kommst zu spät», erklärte Abu Barsan mit hochmütigem Glucksen und fügte ein weiteres ausdrucksstarkes Schimpfwort hinzu. «Ich habe sie schon verkauft.»
Diese Neuigkeit traf Faruk wie ein Vorschlaghammer. «Was soll das heißen, du hast sie verkauft?», fragte er empört.
«Ich bin in diesem Augenblick unterwegs, um die Ware abzuliefern.»
Faruk fasste neuen Mut. «Dann hast du sie also noch?»
«Hier im Wagen.»
«Na, ich sage dir doch, ich habe einen Käufer.» Faruk sah, dass Corben sein aufgeregter Tonfall nicht entgangen war. Als dieser ihn unverwandt anstarrte, fragte sich Faruk besorgt, wie er reagieren würde, wenn er die Neuigkeiten hörte. Er bemühte sich um Fassung und schüttelte beruhigend den Kopf: Kein Problem.
«Dann verkauf ihm was anderes», sagte Abu Barsan. «Du hast doch einen ganzen Keller voll unbezahlbarem Trödel in deinem Laden, oder?»
«Hör zu», zischte Faruk ins Telefon. Es durfte nicht so klingen, als sei er beunruhigt, weil etwas schiefgegangen war. «Ein paar Leute sind hinter einem der Bücher her, die du verkaufst. Üble Leute. Sie haben Hadsch Ali ermordet und noch ein paar andere. Sie haben eine Freundin von mir entführt, und soeben wurde auf mich geschossen. Hast du verstanden?»
«Man hat auf dich geschossen?» Wieder folgte ein Strom von Flüchen, aber diesmal war nicht Faruk gemeint.
«Ja.»
«Ist alles okay?»
Faruk hustete. «Ich werde es überleben.»
«Wer ist entführt worden?»
«Eine Amerikanerin. Eine Archäologin, hier in Beirut.»
«Du bist in Beirut?»
«Ja», antwortete Faruk entnervt. «Hör mir zu, diese Typen meinen es ernst. Sie werden auch zu dir kommen.»
Abu Barsan zuckte hörbar die Achseln. «Tut mir leid, was du da durchmachen musst, aber das ist nicht mein Problem. Ich treffe mich morgen Abend mit meinem Käufer, ich werde die Ware übergeben und bezahlt werden, und der Rest ist sein Problem. Aber danke für die Information. Ich werde mein drittes Auge offen halten.»
Faruk kniff die Augen zu und seufzte tief. Ihm war, als ertrinke er innerlich. Im Grunde war er nicht überrascht. Abu Barsan war nicht nur ein niederträchtiges Schwein, sondern auch ein schmieriger Gauner, der seine eigenen Kinder verhökern würde, wenn er einen Käufer fände, der nicht nach dem ersten Blick auf ihre beschissenen Gene das Interesse verlor.
«Bleib dran», sagte Faruk und wandte sich an Corben. Sein Mund war verzerrt von Schmerz und Enttäuschung. «Er sagt, er hat die Sachen verkauft. Er ist gerade unterwegs, um sie abzuliefern.»
Corben überlegte kurz. «Hat er das Buch noch?»
Frauk nickte und fragte Abu Barsan noch einmal nach dem Buch. Er beschrieb es ihm genau. Abu Barsan bejahte; bei dem Geschäft gehe es um die komplette Sammlung.
«Fragen Sie ihn, wie viel er für alles bekommt», sagte Corben.
Faruk begriff sofort, dass dies die richtige Taktik war. Er nickte und stellte die Frage.
Abu Barsan lachte. «Dein Käufer hat viel Geld?»
«Ja», sagte Faruk ungeduldig. Er wusste nicht mehr weiter.
Dann kam die Antwort. «Dreihunderttausend Dollar. In bar.»
Er leitete die Antwort an Corben weiter und sah dabei beeindruckt und überrascht aus. Das ist ein riesiges Angebot , schien er zu denken.
Corben dachte nach und sagte dann: «Ich zahle ihm vier.»
Faruk riss die Augen auf und übermittelte das Gebot.
Abu Barsan lachte spöttisch. «Das ging aber schnell. Meint er es ernst?»
«Natürlich.»
«Das würde ich ihm auch raten.» Abu Barsans Tonfall wurde ernst. Wenn es um hartes Bargeld ging, machte er keine Witze. «Sag mal, was ist so Besonderes an diesem Buch?»
«Das weiß ich nicht, und es ist mir auch egal», platzte Faruk wütend heraus. «Ich versuche nur, das Leben dieser Frau zu retten.»
«Erspar mir das Gesülze, ja?» Abu Barsan atmete tief und rasselnd ein. «Also gut. Ich bin interessiert. Aber ich muss meinen Kunden anrufen. Ich muss ihm wenigstens Gelegenheit geben, deinen Interessenten zu überbieten.»
Faruk berichtete kurz, und Corben wollte wissen, wie lange es dauern würde.
«Er hat mich heute angerufen», sage Abu Barsan. «Ich rufe ihn sofort
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