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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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fragte er.
    «Nein.» Mit sorgenvollem Gesicht sah sie auf die Uhr.
    Es war nach zwölf. Kirkwood schaute sie an, ebenfalls beunruhigt.
    Der mittägliche Anruf musste inzwischen getätigt worden sein.
    Bald würden sie etwas hören.
     
    Der Pathfinder ließ den dichten Verkehr der Küstenstraße hinter sich und fuhr bergauf in Richtung Awkar. Der Motor heulte, als die breite, flache Straße schmaler wurde und sich in Serpentinen durch die Ausläufer des Libanon-Gebirges schlängelte. Unregelmäßige Bebauung säumte die Straße, aber sie wurde immer spärlicher, je höher sie kamen. Die Lücken zwischen den steinernen Fassaden wurden größer und eröffneten einen Ausblick auf die üppigen Wälder dahinter.
    Corben rief Olshansky an und gab ihm Abu Barsans Telefonnummer. Er trug ihm auf, den Standort des Mannes zu ermitteln; vermutlich sei er irgendwo im nördlichen Irak. Außerdem, fügte er hinzu, werde das Telefon wahrscheinlich in diesem Augenblick benutzt, und er wolle auch wissen, mit wem Abu Barsan da telefoniere.
    Olshansky solle sämtliche Register ziehen, sagte er schließlich.
    Sie waren jetzt noch zehn Minuten von der Botschaft entfernt, und Corben hatte nicht viel Zeit, seine Optionen abzuwägen. Er musste Abu Barsan zurückrufen, auch wenn ihm schon schwante, was dabei herauskommen würde. Aber er hatte nur eine Chance: den Deal abzuschließen, ungeachtet der Einmischungen, die von Seiten der Botschaft unweigerlich zu erwarten waren.
    Als er eine Nebenstraße entdeckte, die er schon einmal benutzt hatte, bremste er ab und bog dort ein. Es war ein schmaler, von Schlaglöchern übersäter Asphaltweg. Corben folgte ihm, vorbei an ein paar einzelnen Häusern und flachen Gebäuden, und erreichte bald den Kiefernwald. Das Gelände wurde eben, und dann ging es in einer Reihe von Serpentinen wieder bergab. Die Hauptstraße lag ungefähr eine Meile weit hinter ihnen, als er auf einer kleinen Lichtung anhielt und den Motor abstellte.
    Es war ein abgelegenes Fleckchen, und die dichten Bäume, durch die nur vereinzelte Sonnenstrahlen drangen, sorgten für Kühle. Außerdem war es totenstill; nur die Paarungsgesänge zahlloser Zikaden schrillten um sie herum.
    Faruk schaute zwischen den Bäumen hin und her und drehte sich dann verwirrt zu Corben um. «Warum halten wir hier?»
    «Weil ich ihn nicht in der Botschaft anrufen möchte.»
    Faruk verstand nichts. «Warum denn nicht?»
    «Ich möchte die Sache klären, bevor wir dort ankommen», sagte Corben ruhig. «Machen Sie sich keine Sorgen. Wir sind in zwei Minuten dort.»
    Er sah auf die Uhr. Es war Zeit. Corben nahm sein Handy, rief den vorletzten Anruf auf das Display und drückte auf die grüne Taste. Nach wenigen Sekunden hörte er das Klingelzeichen.
    Er reichte Faruk das Telefon, als er hörte, wie Abu Barsan sich meldete.
    Faruk hörte einen Augenblick zu und sah dann Corben an. In seinem Gesicht spiegelten sich Schmerz und Bestürzung.
    «Sein Käufer bietet sechshunderttausend.»
    Das hatte Corben erwartet.
    Er wusste, dass ein Gegengebot sinnlos sein würde. Die Antiquitäten waren nicht annähernd so viel Geld wert. Daraus folgte, dass der andere zweifellos dasselbe wollte wie er und deshalb bereit war, zu zahlen, was auch immer nötig war. Trotzdem überlegte er, ob er noch einmal bieten sollte. Ob er das Geld jemals auf den Tisch würde legen müssen, war eine ganz andere Frage. Aber bevor er etwas sagen konnte, sah er, dass Faruk immer noch aufmerksam zuhörte, während Abu Barsan redete.
    Die Miene des Irakers verdüsterte sich immer mehr. «Er sagt, Sie brauchen nichts mehr zu bieten», berichtete er schwer atmend. «Er sagt, sein Kunde hat die ganze Zeit gewusst, dass er die Stücke bekommen wird, und wenn jemand herumläuft und deswegen Leute umbringt, dann kann das nicht sein Kunde gewesen sein. Und er ist mehr als zufrieden mit dem Preis. Er dankt uns dafür, dass wir ihn in die Höhe getrieben haben, aber das Geschäft ist nun unter Dach und Fach.»
    Corben runzelte die Stirn. Die Sache entglitt ihm. Er überlegte fieberhaft, aber der einzige Trumpf, den er ausspielen konnte, war zu schwach und konnte leicht das Gegenteil bewirken, je nachdem, welche politische Einstellung Abu Barsan hatte und wie leicht er einzuschüchtern war.
    Er beschloss, den Versuch trotzdem zu wagen. «Spricht er Englisch?»
    Faruk nickte.
    «Geben Sie mir das Telefon.»
    Faruk murmelte ein paar erklärende Worte und überredete Abu Barsan, einen Moment zu warten. Dann

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