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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Busenfreunden hatten sich dorthin abgesetzt, um dem Feind nicht in die Hände zu fallen. Trotz einer langen und tiefempfundenen Feindseligkeit zwischen den beiden Ländern hatten ein günstiger Zeitpunkt und gemeinsame Interessen die erbitterten Feinde zumindest ansatzweise zu Verbündeten werden lassen.
    Im Falle des Hakim jedoch, das wusste Corben, hatte dieses Arrangement keine politischen Gründe.
    Für den Hakim war es naheliegend. Er hatte dort Förderer finden können, die ihm das gleiche Ausmaß an Unterstützung geben konnten, das er in Bagdad genossen hatte. Was immer er brauchte, würde man ihm liefern. Sein kleines Gästehaus würde jederzeit voll belegt sein. Und wenn sich, wie in den letzten Tagen, Komplikationen – oder Gelegenheiten – ergaben, standen ihm bereitwillig erfahrene, skrupellose Männer zur Verfügung.
    Während Corben noch darüber nachdachte, öffnete sich das Schloss mit einem Klicken. Der Hakim stand in der Zellentür. Omar, der pockennarbige Killer, und zwei weitere Männer begleiteten ihn.
    «Es ist Zeit für Ihre Meldung», sagte der Hakim und winkte Omar, der daraufhin Corbens Handy aus der Tasche zog und den Akku einsetzte. «Sie müssen die präzisen GPS-Koordinaten des irakischen Händlers in Erfahrung bringen», sagte der Hakim und hob dann mahnend den Finger. «Und denken Sie daran: dreißig Sekunden. Nicht länger.»
    Corben, immer noch in Boxershorts, stand auf und tat, was verlangt wurde. Niemandem in der Botschaft schien irgendetwas aufgefallen zu sein. Aber dazu gab es auch keinen Grund. Solange er sich pünktlich meldete, klingelten nirgendwo die Alarmglocken.
    «Ihr Zielobjekt hat sich seit gestern Abend nicht von der Stelle bewegt», berichtete Olshansky. «Er ist immer noch am selben Ort in Diyarbakir. Aber etwas anderes hat sich ergeben. Jemand hat ihn aus dem Irak angerufen.»
    «Wer?», fragte Corben.
    «Das weiß ich nicht», antwortete Olshansky. «Der Anruf war zu kurz, um ihn zu orten. Der Anrufer sagte nur, er solle auflegen, den Akku aus dem Handy nehmen und ihn von einem anderen Telefon aus zurückrufen.»
    Corben ließ sich durch diese unerwartete Wendung nicht aus der Fassung bringen. Er blieb cool und fragte Olshansky mit fester Stimme nach den GPS-Koordinaten des Handys, das der Iraker benutzt hatte.
    «Wollen Sie die wirklich haben?», fragte Olshansky. «Nach diesem Anruf muss ihm klar sein, dass er verfolgt wird. Er ist wahrscheinlich längst weg.»
    «Geben Sie mir einfach die Koordinaten», sagte Corben kurz.
    Olshansky klang ein wenig verwirrt, aber er gehorchte. «Noch etwas», fügte er dann hinzu. «Das Genfer Handy, das ich versucht habe zu orten – das ist nicht mehr in der Schweiz. Das Signal ist über ein Gewirr von Satelliten und Servern gegangen und dann im digitalen Off verschwunden. Aber die Spur deutet ganz eindeutig auf einen Wechsel der Region. Ich habe Verbindung zu einem Kontaktmann bei der NSA, der die Verfolgung jetzt vorrangig behandelt. Er meint, er könnte das Telefon noch vor heute Abend orten.»
    «Sorgen Sie dafür, dass es schneller geht. Ich muss es wissen», sagte Corben kurz angebunden. Aber er hatte einen Verdacht, wohin dieses Telefon unterwegs sein könnte.
    Der Hakim beobachtete ihn misstrauisch und befahl ihm mit einer Handbewegung, das Gespräch zu beenden. Nachdem er Olshansky angewiesen hatte, ihn zu benachrichtigen, wenn das Signal des Irakers den Standort wechselte, legte er auf. Sofort kassierte Omar das Handy und nahm den Akku wieder heraus. Diese Typen wissen, wie man digitale Spuren verwischt, dachte Corben. Rames’ Handy hatten sie eingeschaltet gelassen, um Faruks Anruf nicht zu verpassen, aber mit Corbens Telefon würden sie diesen Fehler nicht begehen. Er würde seinen Weg nicht zurückverfolgen können, um den Bau des Hakim innerhalb des weiteren Stadtgebiets später genauer zu lokalisieren.
    Er nannte dem Hakim die Koordinaten. Vermutlich waren sie wertlos, aber er hatte keine andere Wahl. Von jetzt an musste er improvisieren. Während er sprach, gab Omar die Zahlen in einen Handheld ein – offenbar verstand der Killer Englisch – und zoomte dann auf eine Karte der syrisch-türkischen Grenzregion und weiter auf die Stadt Diyarbakir.
    Ein schmales Lächeln zeigte sich auf dem Adlergesicht des Hakim. «Zeit zu gehen», befahl er und wies Omar mit einer Handbewegung an, Corben mitzunehmen.
    Omar winkte einem seiner Leute, und der reichte ihm ein zusammengefaltetes Bündel Kleider und ein Paar

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