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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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war hin- und hergerissen, aber eine Gewissheit bahnte sich jetzt ihren Weg durch das Dornengestrüpp in ihrem Kopf: Sie konnte Corben nicht trauen. Nicht mehr. Das Urteil über Kirkwood war hingegen noch nicht gefällt. Sie hatte keine Wahl.
    «Was sage ich dem Agenten da draußen?», fragte sie nüchtern.
    «Sagen Sie ihm gar nichts.»
    «Aber er ist hier, um mich zu beschützen. Er wird mich nicht einfach hinausspazieren lassen, ohne vorher bei Jim nachzufragen.» Der Name schmeckte plötzlich wie Gift auf ihrer Zunge.
    Kirkwood runzelte die Stirn und dachte kurz nach. «Das Restaurant nebenan gehört zum Hotel, aber es hat einen eigenen Eingang, ein Stück weiter die Straße runter. Draußen wartet ein Auto auf mich. Gehen Sie auf Ihr Zimmer, holen Sie Ihren Pass und was Sie sonst noch brauchen, und dann gehen Sie über die Treppe ins Restaurant hinunter. Nehmen Sie den Ausgang dort. Ich parke den Wagen um die Ecke.»
    Sie wollte sich abwenden, als Kirkwood ihr die Hand auf den Arm legte. «Bitte, Mia. Vertrauen Sie mir. Stellen Sie Jim nicht zur Rede. Noch nicht. Erst wenn wir wissen, dass wir das Buch sicher haben. Ich möchte niemandem Gelegenheit geben, zu verhindern, dass wir damit Evelyn freikaufen.»
    Sie musterte den Mann kurz. Sein Blick war aufrichtig. Entweder sagte er die Wahrheit, oder er war ein wirklich begnadeter Lügner.
    So oder so, sie würde es bald herausfinden.
    Sie nickte und ging zurück zum Aufzug.
     
    Kirkwood sah ihr nach. Er spürte einen Knoten im Magen. Jetzt stand er im Wort. Es gab kein Zurück mehr.
    Er sah auf die Uhr und beschloss, eine Vorsichtsmaßnahme zu ergreifen, über die er schon seit einer Weile nachgedacht hatte. Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer des Scouts im Irak, der sie auf Abu Barsan aufmerksam gemacht hatte.
    Der Mann war vertrauenswürdig. Jahrelange Zusammenarbeit, zwei bestandene Zuverlässigkeitstests und sein ansehnliches Honorar ließen daran keinen Zweifel.
    Abu Barsan selbst anzurufen, konnte er nicht riskieren. Wenn das Gegengebot wirklich von Corben gekommen war, kannten er und seine Leute Abu Barsan und hatten dessen Telefonnummer. Sie konnten sein Telefon überwachen. Noch wollte Kirkwood ihnen seine wahren Interessen nicht offenbaren.
    Der Scout meldete sich sofort. Kirkwood sagte ihm, was zu tun war; er sollte es gleich tun und sich kurz fassen, und er sollte darauf achten, dass er Abu Barsan keine Angst einjagte. Abu Barsan solle den Scout von einem anderen Apparat zurückrufen und ihn wissen lassen, wo das neue Treffen stattfinden sollte.
    Er beendete das Gespräch, nahm den Aktenkoffer und den Rucksack und ging zum Ausgang.

53
    Fünfzig Meilen weiter östlich lag Corben auf einer schmalen Pritsche und betrachtete die grellweißen Wände seiner Zelle. Der kleine Raum hatte keine Fenster. Corben wusste nicht, wie spät es war, aber er hatte nicht richtig geschlafen und glaubte nicht, dass mehr als ein paar Stunden vergangen waren, seit man ihn in den Kofferraum des Wagens geworfen und hergeschafft hatte.
    Er versuchte sich vorzustellen, was die anderen Gefangenen im Hause des Hakim gerade durchmachten. Er dachte an Evelyn Bishop und fragte sich, ob sie wohl in seiner Nähe war und ob sie jemals wieder das Licht der Sonne sehen würden.
    Allmählich nahm in seinem Kopf ein Bild Gestalt an, und alle Einzelheiten schienen zusammenzupassen. Er war irgendwo im nördlichen Libanon oder in Syrien. Letzteres erschien ihm wahrscheinlicher. Der Akzent des pockennarbigen Gorillas und seiner Kumpane verriet ihre Nationalität ziemlich zweifelsfrei. Corben hatte genug Arabisch gelernt, um die verschiedenen Akzente zu identifizieren – Libanesisch, Irakisch, Golf-Arabisch, Palästinensisch und Syrisch. Er hatte die Männer sprechen gehört. Auch die Autofahrt passte ins Profil – zumindest die zweite Etappe, bei der er bei Bewusstsein gewesen war. Eine kurvenreiche Straße bergauf und wieder hinunter, ein Stopp und ein kurzer Wortwechsel – wahrscheinlich am Grenzübergang –, gefolgt von weiteren gewundenen Straßen, die schließlich in eine Stadt führten, durch die eine ohrenbetäubende Kakophonie von Gebetsrufen hallte, weit auffälliger als in Beirut.
    Es musste Damaskus sein.
    Der Gedanke ärgerte ihn. Diese Stadt war seine erste – und nächstliegende – Vermutung gewesen, damals im Jahr 2003, als sein Auftrag offiziell noch gegolten und er versucht hatte, herauszufinden, wohin der Hakim entkommen war. Viele von Saddams

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