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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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seine Beklommenheit, und sie beschloss, noch ein wenig tiefer zu bohren. «Hören Sie, ich habe über unser Gespräch nachgedacht, und ich glaube, ich sollte Jim davon erzählen.» Sie sah ihm forschend ins Gesicht. «Vielleicht hilft das weiter.»
     
    Kirkwood hatte auch nicht gut geschlafen. Das Gespräch mit Mia auf der Dachterrasse hatte ihn aufgewühlt. Er hatte die Wahrheit kurz angerührt und war dann wieder ausgewichen. Jetzt hatte sie eine Menge Fragen. Fragen, die sie in Schwierigkeiten bringen konnten.
    Corben und seine Leute verfolgten offensichtlich eigene Pläne. Evelyn war entbehrlich, das war Kirkwood klar. Mia hatte bisher keine große Gefahr für sie dargestellt, aber wenn sie anfinge, zu viele Fragen zu stellen und lästig zu werden, würden sie sich vielleicht doch bedroht fühlen. Und Kirkwood wusste, was solche Leute in derartigen Situationen taten.
    Er hatte diesen Fehler schon einmal begangen. Er hatte die wahre Bedeutung des Uroboros verschwiegen und damit Menschen in Gefahr gebracht. Das durfte nicht noch einmal passieren.
    Und schon gar nicht mit Mia.
    «Lassen Sie uns darüber vorher noch einmal reden», sagte er, als sie den Aufzug verließen. Er ließ den Blick durch die Lobby schweifen. Da saß der Agent, der Mia bewachte, neben dem Eingang und las Zeitung.
    Der Agent nickte Mia zu, und sie grüßte zurück, bevor sie sich wieder an Kirkwood wandte.
    «Ich weiß, Sie sind unsicher, was Jims Motive angeht», drängte sie weiter, «aber er hat ziemlich offen mit mir gesprochen und –»
    «Bitte, Mia», unterbrach Kirkwood sie, «Sie müssen mir vertrauen.» Er sah auf die Uhr und verzog das Gesicht.
    Am Abend zuvor hatte er ihr alles erzählen wollen. Noch am Morgen hatte er daran gedacht, sie auf ihrem Zimmer anzurufen und ihr die Wahrheit zu sagen, aber er hatte es nicht getan.
    Er nahm sie beiseite und zog sie außer Sichtweite in die kleine Bibliotheksbar. Die Bar war leer. «Wir haben heute früh eine Alarmmeldung aus dem Irak bekommen», log er. «Ich habe unsere Kontaktleute dort informiert. Wir sind intensiv daran beteiligt, das kulturelle Erbe dieses Landes zu sichern, erst recht nach dem Fiasko mit dem Nationalmuseum vor vier Jahren. In der Vergangenheit haben wir immer wieder Belohnungen und Amnestien angeboten, und diese Strategie war sehr erfolgreich. Sie hat uns außerdem geholfen, ein beträchtliches Netz von Verbindungen in die Antiquitätenszene aufzubauen. Jedenfalls – wir glauben, wir wissen jetzt, wer die Stücke hat, die Faruk verkaufen wollte. Ein Händler in Bagdad, der ihn kennt – besser gesagt, kannte –, hat einem unserer Leute erzählt, Faruk habe mit ihm über die Stücke gesprochen. Er sagte, Faruk arbeite als Makler für einen anderen Händler, einen Mann aus Mossul.» Den heiklen Teil hatte er übersprungen, aber jetzt war er wieder in der Spur. «Faruk hatte die Stücke nicht bei sich. Er hatte nur die Polaroids.»
    «Dann ist das Buch noch in Mossul?» Mias Augen leuchteten interessiert auf.
    «Nein. Es ist in der Türkei.» Er schwieg und beobachtete ihre Reaktion, bevor er ins kalte Wasser sprang. «Ich fliege jetzt hin, um es zu holen. Kommen Sie mit. Im Flugzeug erkläre ich Ihnen alles.»
     
    Tausend Fragen und widerstreitende Gefühle tobten in Mia.
    Sie war sich nicht im Klaren über Kirkwood, aber ebenso wenig über Corben. Sie selbst war die Einzige, die wahrhaft Evelyns Interessen verfolgte. Wenn das Buch, mit dem man ihre Mom freikaufen konnte, wirklich dort war, musste sie alles tun, was in ihrer Macht stand, damit es unversehrt in ihre Hände gelangte – und zwar in ihre eigenen. In ihrem Hinterkopf rumorte jedoch noch immer warnend eine bohrende Ungewissheit.
    «Ich kann nicht einfach so mit Ihnen wegfliegen», wandte sie ein.
    «Bitte, Mia», drängte Kirkwood. «Es gibt Dinge, die Sie nicht wissen.»
    Jetzt wurde sie wütend. «Was denn zum Beispiel?», fuhr sie ihn an.
    Er seufzte gequält. «Hören Sie, es tut mir leid, aber … gestern Abend war ich nicht völlig aufrichtig zu Ihnen. Nachdem Sie in der Botschaft diesen Hakim erwähnt hatten, habe ich mir seine Akte besorgen können.» Sie hörte die tiefe Besorgnis in seiner Stimme. «Worüber wir gestern Abend gesprochen haben … es ist genau das, woran er arbeitet. Und Corben und seine Leute wissen das.»
    Ihr Unterkiefer klappte herunter. «Diese Experimente …?» Aber sie kannte die Antwort schon.
    «Ja.» Kirkwood nickte ernst. «Sie interessieren sich dafür.»
    Sie

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