Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
Vom Netzwerk:
wartete Kirkwood um die Ecke. Am Flughafen fuhren sie ohne Formalitäten geradewegs zu dem kleinen Flugzeug, das mit kreisenden Propellern bereitstand und sofort startete, als sie eingestiegen waren. Offensichtlich hatten die UN in Beirut freie Hand, wo doch ohnehin mehrere tausend ihrer Soldaten im Süden des Landes den Frieden sicherten.
    Diyarbakir lag nordöstlich von Beirut. Der direkte Flugweg hätte sie über Syrien hinweggeführt, aber der syrische Luftraum unterlag strengen Kontrollen. Kirkwood hatte sich für einen diskreteren, wenn auch etwas längeren Kurs entschieden. Sie würden nach Norden fliegen, außerhalb des syrischen Luftraums, bis sie die türkische Küste erreichten. Dort würde es in östlicher Richtung weitergehen, landeinwärts nach Diyarbakir.
    Mia wandte den Blick von der fernen Küste, die am Horizont schimmerte, als Kirkwood von einer kurzen Unterredung mit dem Pilot zurückkam. Er setzte sich ihr gegenüber und entfaltete eine Landkarte.
    «Faruks Freund heißt Abu Barsan», sagte er. «Er hat die Grenze gestern hier, bei Sacho, überschritten und ist in die Türkei gefahren.» Kirkwood deutete auf die Karte und zeigte ihr den Grenzübergang, der in der Nähe des Dreiländerecks zwischen der Türkei, Syrien und dem Irak lag. «Er ist in Diyarbakir.» Sein Finger wanderte zu einer Stadt, fünfzig Meilen nördlich der syrischen Grenze.
    «Und dort trifft er seinen Käufer?»
    Kirkwood nickte. «Wir werden dort von zwei privaten Sicherheitsleuten erwartet, die uns zu ihm bringen werden.»
    Das alles ging zu schnell. Sie wusste nicht, was sie von dieser neuen Entwicklung halten sollte. «Wie haben Sie ihn aufspüren können?»
    Kirkwood zögerte. «Es war nicht allzu schwierig», sagte er und faltete die Karte zusammen. «Mossul ist viel kleiner als Bagdad, und er hat mit einem Riesengeschäft geprahlt.»
    «Und wie wollen Sie das Buch von ihm bekommen?»
    Ihre Fragen bereiteten ihm sichtliches Unbehagen. «Er wird uns das Buch und die übrigen Stücke aushändigen, weil wir ihn dann nicht an die irakische Staatsanwaltschaft ausliefern.»
    «Und sein Käufer?», fragte Mia. «Der könnte doch auch mit drinstecken, oder?»
    Kirkwood schüttelte den Kopf. «Wahrscheinlich ist das nur ein Antiquitätenhändler aus Frankfurt oder London», sagte er abwehrend. «Das soll nicht unsere Sorge sein. Wir wollen nur das Buch, um es gegen Evelyn einzutauschen.»
    Mia runzelte die Stirn. Von dieser Front hatte sie seit ihrem Fernsehappell nichts mehr gehört. Ihr war nicht gerade wohl dabei, keinen Kontakt zur Botschaft – oder wenigstens zu Corben – zu haben. «Wir wissen nicht, ob die Kidnapper sich schon gemeldet haben», stellte sie fest.
    «Sie werden es tun. Wir können noch eine Pressekonferenz abhalten und sagen, wir hätten ein paar Schmuggler gefasst, und wir können das Buch zeigen.» Kirkwood sah sie wild entschlossen an. «Keine Angst. Sie werden sich melden. Dafür sorge ich.»
    Mia nickte und schaute gedankenverloren aus dem Fenster.
    Nach einer Weile riss Kirkwoods Stimme sie aus ihrer Grübelei. «Was ist?»
    Müdigkeit sprach aus ihrem Gesicht. «Es ist kaum vorstellbar. Dass wir so etwas tun. Dass es so etwas tatsächlich gibt.» Sie schüttelte den Kopf, aber ihr Sarkasmus war in erster Linie eine Folge der Erschöpfung. «Es erinnert alles an Frodos Ring, der die Menschen mit der Macht über die Natur in Versuchung führt, mit der Verheißung eines langen Lebens, und sein Spiel mit unserem leicht zu bestechenden Herzen treibt.»
    Kirkwood schürzte zweifelnd die Lippen. «Bestechlichkeit würde ich es nicht nennen. Der Tod ist eine riesige Vergeudung von Talent. Und Weisheit.»
    Während die King Air über dünnen Wolkenschleiern hinwegzog, diskutierten sie über die tiefgreifenden Veränderungen, die ein potenzielles Mittel für Langlebigkeit auslösen würde, über die fundamentalen Änderungen im Leben der Menschen. Überbevölkerung war ein naheliegendes Problem. Seit dem ersten Auftreten der Hominiden auf dem Planeten hatte es achtzig Millionen Jahre gedauert, bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts die Milliardenmarke erreicht wurde. Weit über hundert Jahre später, 1930, waren es zwei Milliarden, aber seitdem war ungefähr alle fünfzehn Jahre eine Milliarde dazugekommen. Wenn fünf oder zehn Generationen derselben Familie gleichzeitig lebten, würde das zu unglaublichen Umwälzungen führen. Es würden weit mehr natürliche Ressourcen, Lebensmittel und Unterkünfte

Weitere Kostenlose Bücher