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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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zu sehen und ihr zu bekennen, was sie nicht wusste.
    Er hatte eine Menge wiedergutzumachen.
    Der Aufruhr seiner Gefühle wurde durch die Akte des Hakim noch verschlimmert. Kirkwood hatte eine klare Mission verfolgt, als er nach Beirut geflogen war: Er musste mithelfen, Evelyn zu befreien, und gleichzeitig dafür sorgen, dass das Geheimnis bewahrt blieb. Die Lektüre der Akte hatte diese Ziele durcheinandergeworfen. Zahllose Opfer waren eines schrecklichen Todes gestorben, und viele andere waren noch in Gefahr.
    Der Hakim musste gestoppt werden.
    Kirkwood und seine Partner waren sich einig: Alle anderen Interessen mussten dahinter zurückstehen.
    Auch Evelyn. Auch das Geheimnis.
    Der Hakim durfte sein mörderisches Unternehmen nicht fortsetzen.
    Was das für ihn, für Evelyn und für Mia bedeutete, war eine ganz andere Frage.

55
    Unter dem Sack konzentrierte Corben sich auf das Turbinengeräusch des Hubschraubers. Es klang kehliger, dunkler, anders als das der Hueys, Blackhawks und Chinooks, die er kannte. Der Sitz, auf den sie ihn gestoßen hatten, bestätigte seinen Eindruck. Er war entlang der Kabinenwand angebracht, und der Bezug war rau und hart, die Polsterung dünn, und der Metallrahmen drückte unbequem gegen seine Oberschenkel.
    Es war ein Militärhubschrauber.
    Russisch. Zweifellos ein Mi.
    Bald genug würde er es wissen; er spürte, wie die Maschine langsamer wurde und der Helikopter sich schwer zur Seite legte. Beides ließ auf eine kurz bevorstehende Landung schließen. Und richtig, gleich darauf gingen sie mit einem Ruck in den Sinkflug.
    Er wusste nicht genau, wie lange der Flug gedauert hatte, aber sein Gefühl passte zu der Strecke, die sie vermutlich zurückgelegt hatten: etwa zwei Stunden Flugzeit, die ganz gut zur Reichweite und Geschwindigkeit eines großen Hubschraubers passte.
    Bald darauf waren sie gelandet. Er wurde aus der Kabine geschubst und hörte ein paar gebrüllte Befehle, bevor die großen Turbinen wieder auf volle Touren gingen und der Abwind der Rotoren ihn niederdrückte. Als der Hubschrauber abhob, nutzte er den Augenblick vermutlicher Ablenkung, hob die nylongefesselten Hände und riss sich den Sack vom Kopf. Omar sah es und schrie ihn wütend an, aber es war zu spät; Corben sah einen Mi-25, der sich in die Kurve legte und südwärts davonflog. An den tarnfarbenen Flanken konnte er keine Markierungen erkennen, aber es war ein Militärhubschrauber, und es gab nur ein Land im Umkreis von wenigen Autostunden um Beirut, das welche besaß.
    Das knappe Grinsen, mit dem er Omar ansah, war ebenso aussagekräftig wie ein ausgestreckter Mittelfinger. Dann blickte er sich um. Omar hatte drei Mann bei sich. Sie schleppten eine eindrucksvolle Ausrüstung: zwei Scharfschützengewehre, mehrere Maschinenpistolen und zwei Rucksäcke mit zusätzlichem Gerät. All das bestätigte, dass der Sponsor des Hakim, wer immer es sein mochte, beträchtlichen Einfluss besaß. Anscheinend verfügte er über ein großes Arsenal an Hilfsmitteln und Waffen und einen schier unerschöpflichen Bestand an Fußsoldaten. Sie hatten ohne weiteres kurzfristig mit dem Hubschrauber in die Türkei fliegen können, zweifellos dank der symbiotischen «Feind-meines-Feindes»-Beziehung zwischen der Türkei und Syrien, die beide nach wie vor einen Kampf zur Unterbindung der nationalistischen Bestrebungen der Kurden führten.
    Corben erkannte, dass der Gedanke, möglicherweise mit dem Hakim kooperieren zu können, auf einer schweren Fehleinschätzung beruhte. Abgesehen davon, dass der Mann selbst ein harter Bursche war, hatte er sich offensichtlich vor einigen schwergewichtigen Sponsoren zu verantworten. Wer immer sie sein mochten, sie hatten viel in ihn investiert, und sie würden ernsthafte Bedenken haben, einen amerikanischen Geheimdienstagenten in ihren Kreis aufzunehmen.
    Das missfiel ihm nicht unbedingt. Er hatte eine tiefe Abneigung gegen den Mann und die Ledersohle seines handgenähten Slippers entwickelt. Es war eine erfreuliche Vorstellung, dem Kerl seinen Schuh in den Hals zu rammen, falls der mysteriöse Käufer sich als nützlich erweisen sollte.
    Er sah, wie Omar das Handy aus der Tasche zog, das sie ihm abgenommen hatten, und den Akku einsetzte, bevor er es wieder einsteckte und einen Blick auf seinen GPS-Handheld warf. Sie waren auf einer freien Fläche auf einem kleinen Hügel abgesetzt worden, am Rande einer weiten, ausgetrockneten Ebene. Vereinzeltes Grün säumte das Ufer eines Flusses, vermutlich des

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