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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Rasch – das Schwarze Buch –, war vor langer Zeit verschollen. Nach ihrer Überzeugung war es von den Briten geraubt worden und wurde jetzt in irgendeinem Museum in England ausgestellt. Nun hatten sie Erzähler, die das ganze verlorene Buch aus dem Gedächtnis rezitieren konnten. «Und wie es scheint, hat der Großvater dieses guten Bürgermeisters ihm von einem Mann erzählt, der vom Berg herunterkam. Nicht weniger als ein Scheich war dieser Mann. Er war von Sinnen von einem schrecklichen Fieber – Typhus oder Cholera, würde ich vermuten –, und in seinen letzten Stunden redete er in vielen verschiedenen Sprachen, in Sprachen, die sie hier noch nie gehört hatten. Verständlicherweise erregte er einiges Aufsehen.»
    «Und er starb hier?», fragte Kirkwood.
    «So sieht es aus», bestätigte der Hakim sarkastisch. «Wir wollten eben hinausgehen und uns sein Grab anschauen. Möchten Sie es sehen?»

65
    LISSABON, PORTUGAL – MÄRZ 1765
    Sebastian verließ den Hafen zu Pferde. Er empfand tiefe Zufriedenheit. An solchen klaren, goldenen Abenden war Lissabon eine wahrhaft prachtvolle Stadt, und er war froh, wieder hier zu sein.
    Viel zu lange hatte es gedauert.
    Es hatte ihm Sorge bereitet, in das Land – und erst recht in die Stadt – seiner Geburt zurückzukehren, aber die Entscheidung hatte sich als glückbringend erwiesen. Wie die Stadt in den vergangenen zehn Jahren erlebte auch er eine Wiedergeburt, eine Neuerschaffung.
    Am Morgen des 1. November 1755, an Allerheiligen, war Lissabon durch ein heftiges Erdbeben verwüstet worden. In den Kirchen drängten sich die Betenden, um die Toten zu ehren, als die erste Erschütterung kam. Der zweite Erdstoß folgte vierzig Minuten später. Das Wasser des Tejo flutete tosend durch die Stadt und schwemmte fast alles davon. Feuersbrünste erledigten den Rest. Als der Tag zu Ende war, hatte die Stadt sich in eine qualmende Wüste verwandelt. Mehr als dreißigtausend Einwohner waren tot, die meisten Überlebenden obdachlos.
    Der Marquis de Pombal reagierte auf die Katastrophe mit beispielhafter Sorgfalt und Effizienz. Eilig wurden provisorische Unterkünfte und Lazarette eingerichtet. Die Armee versorgte die Bedürftigen. Außerdem beauftragte er Architekten, die aus den Ruinen der alten, mittelalterlichen Stadt im Handumdrehen eine atemberaubende europäische Hauptstadt machten.
    Die Wiedergeburt der Stadt war nicht nur äußerlich. Pombals gestiegenes Ansehen ermöglichte ihm, das Land von Einflüssen zu befreien, gegen die er schon lange gekämpft hatte. Von besonderer Bedeutung für Sebastian war, dass Pombal den Jesuitenorden aufgelöst, seine Mitglieder vertrieben und das Hauptquartier in ein Hospital verwandelt hatte. Der Palast der Inquisition, der dem Erdbeben zum Opfer gefallen war, wurde nie wieder aufgebaut.
    Sebastian und Thérésia waren während der Aufbauarbeiten in Lissabon eingetroffen. Die Freude über die Vernichtung zahlreicher Akten und der ansteckende Optimismus, den sie dort vorfanden, kamen ihm entgegen. Jeder, der ihn aus seiner Zeit als Inquisitor hätte kennen können, war längst tot. Und mit der Vertreibung der Jesuiten waren die Geister aus seinen finstersten Tagen endlich gebannt.
    Und so hatte der Comte de St. Germain wieder den Namen angenommen, den seine Eltern ihm gegeben hatten: Sebastian. Zur Vorsicht gab er seinen wahren Familiennamen auf und benutzte stattdessen den Familiennamen seiner Mutter, Botelho. Er investierte in eine kleine Zuckerraffinerie im Bezirk Alfama, die den Rohrzucker aus den brasilianischen Kolonien in eine Haushaltsware verwandelte und nach ganz Europa exportierte. Sein Geschäft blühte und seine Familie ebenfalls: Er heiratete Thérésia in einer kleinen Trauzeremonie in einer Kirche in Tomar, und zwei Jahre später kam ihr Sohn Miguel zur Welt.
    Und noch einen Geist aus der Vergangenheit hatte er an dem Tag zur Ruhe gebettet, an dem er Paris zusammen mit Thérésia verlassen hatte.
    Ihr strahlendes Gesicht trat ihm vor Augen, als er an den Kolonnadenbauten an der Praça do Comércio vorbei nach Hause ritt. Das Tagesgeschäft war erfolgreich gewesen, ein Vertrag zufriedenstellend zum Abschluss gebracht. Er spornte sein Pferd zum Galopp und atmete genüsslich die frische Salzluft, als er am funkelnden Wasser des Mar de Palha entlangritt, bevor er sich nach Norden in die wellige Hügellandschaft wandte, die an die Stadt grenzte.
    Eine unnennbare düstere Ahnung erfasste ihn, als er hörte, dass Miguel und

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