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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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hatte. Es würde keine Heimlichkeiten mehr geben, nie mehr die Notwendigkeit, sich in eine neue Identität zu flüchten, und vor allem: keine Einsamkeit mehr. Der Rest seiner Tage war gezählt, und er würde sie mit einer Frau verbringen, die er liebte, dankbar für jeden Sonnenaufgang, den er an ihrer Seite erleben durfte.
    Bis zu jenem schicksalhaften Abend.
    Di Sangro starrte seine Nemesis an. Er hatte sich seit Neapel und Paris sichtbar verändert. Sein Gesicht war faltig. Sein Haar war grau und über den Schläfen schütter.
    Sebastian stand einfach da und sah zu, wie die Verblüffung an di Sangros Entschlossenheit nagte. Er bemerkte, dass der Fürst seinen Sohn fast vergessen hatte und immer näher kam, um ihn anzuschauen.
    «Aber … ich dachte …?»
    Sebastian stürzte sich auf ihn. Mit einer Hand stieß er den Dolch zur Seite, mit der anderen schlug er di Sangro gegen die Brust und schleuderte ihn zu Boden.
    «Lauf zu deiner Mutter», schrie Sebastian, und Miguel rannte davon, während Sebastian seinen Verfolger zu Boden drückte. Er hob den Dolch auf und hielt ihn di Sangro an die Kehle.
    «Warum können Sie mich nicht in Ruhe lassen?», zischte er.
    Di Sangro senkte den Blick. Das feurige Licht in seinen Augen war erloschen. «Was hätten Sie an meiner Stelle getan?»
    Sebastian ließ den Dolch sinken. «Auch ich habe mein Leben damit vergeudet, etwas zu suchen, das nicht existiert. Ich habe versucht, es Ihnen zu sagen, aber Sie wollten nicht hören.»
    Der Fürst nickte betrübt. «Dann haben Sie es also wirklich nicht?»
    Sebastian schüttelte den Kopf. «Nein.»
    Tiefe Bestürzung trat auf das Gesicht des Fürsten, als dieses endgültige Nein ihm in seiner ganzen Tragweite bewusst wurde. Er schob eine Hand unter sein Hemd und zog die Kette heraus, die er um den Hals trug. Mit zitternden Fingern betastete er das Medaillon. «Und das?» Er hielt es hoch und zeigte es Sebastian.
    «Ein Trick, ein Traumbild, nichts weiter», sagte Sebastian mit hohler Stimme. «Eine Sirene, die die Menschen betört und ihr Leben an den Klippen falscher Versprechungen zerschellen lässt.»
    Er ließ di Sangro los, richtete sich auf und streckte ihm die Hand entgegen. Der Fürst ergriff sie, stand auf und schaute hinaus auf das glasklare Wasser des Sees. Enttäuschung sprach aus jeder Faser seines müden Körpers.
    «Wie furchtbar. Eine Tragödie.» Er drehte sich zu Sebastian um. «Welch ein Geschenk es gewesen wäre. Mehr Zeit mit denen zu verbringen, die wir lieben. Mehr Zeit zum Lernen zu haben, zum Reisen, zum Entdecken … Zeit, wirklich zu leben.»
    Sebastian nickte finster. «Gehen Sie nach Hause. Gehen Sie zurück zu Ihrer Familie. Genießen Sie die Zeit, die Ihnen noch bleibt. Und lassen Sie mich in Frieden die meine genießen.»
    Di Sangro schaute ihn ein letztes Mal an und nickte.
     
    Ausgelassene Stimmen lärmten und lachten um ihn herum, aber di Sangro hörte es nicht. Er saß an einem Tisch in der Ecke der kleinen Taverne. Er war ein gebrochener Mann. Seine Hände schlossen sich um einen Krug Ale, während er in die tanzende Flamme der Kerze vor ihm starrte, versunken im Abgrund seiner Gedanken.
    Das alles umsonst, dachte er. Jahre vergeudet. Zeit, Geld. Das Leben seines Sohnes. Und wofür? Um so zu enden, alt und welk, um sich zu ertränken im bitteren Ale, viele hundert Meilen weit von zu Hause.
    Obwohl der Bierdunst seinen Kopf vernebelte, durchforschte er sein Gedächtnis nach allen Puzzlestücken, die er zusammengetragen hatte, nach jedem Wort, das er gehört, nach jeder Einzelheit, die er aufgelesen hatte, während er unaufhörlich diesem Mann nachgestellt hatte, der sich jetzt Sebastian Botelho nannte. Ab und zu tauchten widersprüchliche Gedanken aus den Tiefen seines Verstandes auf und wollten zu der Bestätigung gerinnen, nach der er sich sehnte, aber immer wieder setzten Zweifel ein und ließen sie ins Dunkel verwehen. Bilder und Stimmen wetteiferten um seine Aufmerksamkeit – die Contessa di Czergy und ihre Erinnerungen an Venedig, Madame de Fontenay in Paris und andere –, aber immer wieder erschien das abweisende gealterte Gesicht Sebastian Botelhos und zwang sie nieder.
    Stunde um Stunde ließ er die Begegnungen mit diesem Mann vor seinem geistigen Auge vorüberziehen, und er dachte an die Worte, die sie gewechselt hatten, an die Offenbarungen, die er in seinen Augen gesehen – oder zu sehen geglaubt – hatte. Und im Dschungel seiner Verwirrung streckten ihm immer wieder dieselben Worte

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