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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Rücksitz.
    Von Evelyns Begleiter war nichts zu sehen.
    Mia stolperte hinter der Mauer hervor. In der Gasse war es wieder totenstill, als wäre nichts geschehen. Sie wusste nicht, wohin sie sich wenden sollte. Sie sah den zweiten Soldaten; er lag vor ihr auf dem Boden. Hinter ihm erblickte sie die Handtasche ihrer Mom; der Inhalt war überall verstreut, und ein Stück weiter weg lag einer ihrer Schuhe. Mia näherte sich dem Soldaten, und sie merkte plötzlich, dass sie am ganzen Körper zitterte. Unnatürlich verrenkt lag er auf dem Pflaster, und ein Blutrinnsal schlängelte sich aus seinem Mundwinkel. Er sah sie mit schmerzerfüllten Augen an, und seine Lider flatterten.
    Ihre Beine gaben nach, und sie fiel neben ihm auf die Knie und weinte.

9
    Die nächsten zwei Stunden vergingen wie im Nebel.
    Mit Übelkeit im Magen saß sie in einem spartanisch eingerichteten Vernehmungszimmer in der Hobeisch-Polizeiwache in der Rue Bliss. Dass der Raum mit seinen kahlen Betonblockwänden feucht und kalt war, machte es nicht besser. Sie zitterte heftig, aber das lag wahrscheinlich eher am Schock und an der Angst.
    Sie versuchte, sich auf das Einzige konzentrieren, das jetzt von Bedeutung war: Sie wollte ihre Mom zurückhaben. Aber sie war nicht sicher, dass die beiden Kriminalbeamten, die ihr am Tisch gegenübersaßen, oder die aufgeregten Polizisten, die in verwirrender Hast ein und aus gingen, das kapierten.
    Sie hatte den blutenden Soldaten liegenlassen und war wie ein Zombie zur Hauptstraße am unteren Ende der Gasse getappt und einfach dort stehengeblieben, mitten im Verkehr, mit tränenüberströmtem Gesicht und erhobenen Armen. Ihr gehetzter Gesichtsausdruck musste bei den Vorüberfahrenden irgendetwas ausgelöst haben, denn gleich hatte ein Wagen nach dem andern angehalten, um ihr zu helfen. Nicht lange, und die Kavallerie war erschienen – in Gestalt mehrerer Durangos mit bewaffneten Fuhud-Polizisten, Mitgliedern einer paramilitärischen Eliteeinheit. Die stille Seitenstraße verwandelte sich im Handumdrehen in einen lärmenden, chaotischen Zoo. Der Soldat, den die Kugeln getroffen hatten, war schon tot; der andere, den der BMW gerammt hatte, kämpfte noch um sein Leben, und bald war ein Krankenwagen da, der ihn abtransportierte. Evelyns Handtasche und ihr Schuh wurden sichergestellt. Mia wurde befragt und von einem Polizisten zum anderen weitergeschoben; sie versuchte ihnen zu erklären, dass ihre Mom ihr Telefon vergessen habe, und gab es ihnen zusammen mit ihrem eigenen Handy, als sie es forderten, was sie ein wenig verstörend empfand. Schließlich wurde sie in einen der Jeeps geschoben und mit bewaffneter Begleitung zur Polizeistation gebracht.
    Sie rutschte auf dem kalten Stahlstuhl hin und her und nahm einen kleinen Schluck aus der Wasserflasche, die ihr jemand gebracht hatte. «Bitte», murmelte sie. Ihre Kehle fühlte sich an wie mit Sandpapier geschmirgelt. Noch immer gellten ihre eigenen verzweifelten Schreie in ihren Ohren. Sie schluckte und versuchte es noch einmal. «Hören Sie mir zu. Sie müssen sie finden. Sie haben sie entführt. Sie müssen etwas tun, bevor es zu spät ist.»
    Einer der Kriminalpolizisten am Tisch nickte und antwortete in gebrochenem Englisch, aber es war nicht das, was sie hören wollte. Er speiste sie mit den immer gleichen ausweichenden und herablassenden Platituden ab. Es beunruhigte sie noch mehr, dass sein Partner, ein drahtiger, frettchenhafter Mann, der in aller Ruhe den Inhalt der Handtasche ihrer Mom auf dem Tisch ausgebreitet und durchwühlt hatte, plötzlich ein brennendes Interesse an ein paar Fotos zeigte, die er in einem braunen Umschlag in der Handtasche gefunden hatte. Er betrachtete sie, und dann hob er den Kopf und sah Mia an. Sein Blick gefiel ihr nicht. Er stieß seinen größeren Kollegen an und schob ihm die Fotos herüber. Mia verstand nicht, was sie sagten – sie konnte nicht einmal sehen, was auf den Bildern war –, aber die Blicke beider Männer waren jetzt misstrauisch.
    Ein kaltes Frösteln drang ihr bis tief in die Knochen.
    Die beiden Polizisten diskutierten kurz miteinander, dann schienen sie sich über den nächsten Schritt einig zu sein. Das Frettchen sammelte Evelyns Sachen ein und stopfte sie in die Handtasche, und sein platitudensprühender Freund bedeutete Mia, sie solle sitzen bleiben. Er erklärte ihr, so gut er konnte, sie kämen gleich zurück. Sie reagierte immer noch ein wenig verzögert, und bevor sie Einwände erheben oder fragen

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