Immortalis
noch über die Grenzen und finden ihren Weg in die Hände von Sammlern, die sich nicht allzu sehr für ihre Herkunft interessieren. Sie sind sehr viel wert … wenn man sie herausschmuggeln kann und wenn man den richtigen Käufer findet», endete er vielsagend und mit wissendem Blick.
Mias Gesicht verdüsterte sich. Sie fand nicht gleich die richtigen Worte. «Sie glauben, meine Mom hat etwas damit zu tun?»
Er deutete auf die Fotos. «Die waren in ihrer Handtasche, nicht wahr?»
«Woher wissen Sie, dass die Sachen gestohlen sind?», gab Mia zurück. «Sie können doch auch legal sein.»
Baumhoff schüttelte den Kopf. «Der Export mesopotamischer Antiquitäten ist verboten, seit dieser Schlamassel losgegangen ist. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass diese Gegenstände gestohlen sind; ich hatte noch keine Zeit, sie im Einzelnen überprüfen zu lassen. Morgen weiß ich mehr. Aber höchstwahrscheinlich handelt es sich um Schmuggelware. Und das könnte erklären, was heute Abend passiert ist. Es ist nicht gut, sich mit diesen Banden einzulassen.»
Mia dachte an ihre Unterhaltung mit Evelyn in der Lounge. «Warten Sie mal», sagte sie aufgeregt. «Sie hat mir erzählt, dass am Tag jemand zu ihr gekommen ist. Ein Mann, der vor Jahren mit ihr zusammengearbeitet hat. Im Irak.»
Die Neugier der Kriminalpolizisten erwachte, und sie baten Baumhoff um Aufklärung. Mia berichtete ihnen, was Evelyn erzählt hatte, und sie hörten interessiert zu. Baumhoff zuckte die Achseln und legte die Polaroids in seinen Aktenkoffer. «Na schön. Es ist spät, und ich kann hier nichts weiter tun. Man wird Sie über Nacht hierbehalten müssen, bis morgen früh ein Verwaltungsbeamter Ihre Aussage zu Protokoll nehmen kann», informierte er sie beiläufig und erhob sich von seinem Stuhl.
Mia platzte der Kragen. «Ich habe soeben mit angesehen, wie meine Mutter gekidnappt wurde, und Sie lassen mich einfach hier sitzen?»
«Man wird Sie nicht gehen lassen, bevor Sie Ihre Aussage gemacht haben», erklärte Baumhoff finster. «Das gehört zu der französischen Bürokratie, die sie hier geerbt haben, und so spät am Abend geht es eben nicht mehr. Sie sind hier gut aufgehoben. Man wird Sie hier in diesem Zimmer übernachten lassen; es ist komfortabler als eine Zelle, glauben Sie mir. Sie bekommen etwas zu essen, ein Kissen, ein paar Decken. Morgen früh bin ich wieder da.»
«Sie können mich hier nicht allein lassen», platzte sie heraus und sprang unbeholfen auf. Das Frettchen breitete beschwichtigend die Arme aus und versperrte ihr den Weg. «Das können Sie nicht tun», wiederholte sie.
«Bedaure», sagte Baumhoff mit klinischer Gleichgültigkeit. «Hier ist ein Mann erschossen worden, ein anderer kämpft um sein Leben, und ob es Ihnen gefällt oder nicht, Sie sind in die Sache verwickelt. Wir werden morgen alles aufklären. Machen Sie sich keine Sorgen. Versuchen Sie einfach, zu schlafen.»
Als er sich gerade hilflos lächelnd abwenden wollte, piepste irgendwo im Raum ein Handy.
Baumhoff und die beiden Polizisten griffen instinktiv in ihre Taschen, bevor ihnen klarwurde, dass das Klingeln nicht von ihren Telefonen kam. Das Frettchen – kein Wunder – hatte am schnellsten Witterung aufgenommen. Der Mann griff in Mias Handtasche und holte zwei Handys heraus, Evelyns und Mias. Mia erkannte den Klingelton nicht. Es war Evelyns Telefon.
Instinktiv drückte das Frettchen auf die grüne Taste und hob das Handy ans Ohr. Er wollte etwas sagen, aber dann tat er es doch nicht. Er starrte das Telefon einen Moment lang an und sah dann zu Baumhoff auf. Kurz und leise befahl der Mann aus der Botschaft: «Geben Sie her.» Das Frettchen wandte sich mit fragendem Blick an seinen Partner. Der größere Polizist nickte und gab mit ein paar knappen Worten seine Erlaubnis. Baumhoff, darauf bedacht, sich den Anruf nicht entgehen zu lassen, riss das Telefon an sich und drückte es ans Ohr.
«Hallo», sagte er mit gezwungener Lässigkeit.
Mia sah die ernste Anspannung in seinem Gesicht, als er sich auf den Anruf konzentrierte. Sie hörte den leisen Hall der Stimme am anderen Ende – es war eindeutig eine Männerstimme, eine amerikanische Stimme. Baumhoff hörte einen Augenblick lang zu und sagte dann: «Nein, Ms. Bishop ist im Moment nicht zu sprechen. Wer ist denn da?»
Mia hörte, wie der Anrufer eine kurze Antwort gab, die Baumhoff anscheinend nicht gefiel, denn er sagte gereizt: «Ich bin ein Kollege von Ms. Bishop. Wer spricht da?»
Der
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