Immortalis
Fuhud-Agenten. Autos schlängelten sich durch die behelfsmäßige Straßensperre, die Polizisten warfen flüchtige Blicke hinein und winkten sie dann durch. Neugierige Anwohner lungerten vor den Geschäften und auf ihren Balkonen herum. Sie verfolgten den Aufruhr und tauschten – eine Tradition in dieser Gegend – düstere Verschwörungstheorien aus.
Auf dem Weg zu Corbens Jeep warf Mia einen beklommenen Blick hinüber zu Evelyns Haus. Mehrere Polizisten hielten schroff die Leute zurück, als Sanitäter mit einer Trage aus dem Haus kamen. Die Leiche des Killers war unter einer zerlumpten Decke verborgen, bei deren Anblick das Team von CSI einen kollektiven Herzinfarkt bekommen hätte. Spurensicherung war in diesem Augenblick offensichtlich nicht die oberste Priorität.
Sie kletterte auf den Beifahrersitz und sah zu, wie Corben ein paar Worte mit zwei Männern wechselte, Männern mit harten Gesichtern und in Zivilkleidung. Dann stieg er zu ihr in den Wagen. Sie sah, dass die beiden anderen in einen verstaubten schwarzen Range Rover stiegen, der in der Nähe parkte. Die Jacke des einen klaffte dabei auseinander, und sie sah den Pistolenhalfter darunter.
Corben legte den Gang ein, der große Jeep fuhr an und schoss die Straße hinunter. Mia behielt die Umgebung im Auge und sah, dass sich der Range Rover dicht hinter ihnen hielt. Er folgte ihnen zwei Blocks weit durch die Einbahnstraßen. Als Corben in den Rückspiegel schaute, drehte sie sich um und sah, wie der Range Rover jäh abbremste und schräg zum Stehen kam, sodass er die Straße hinter ihnen versperrte. Corben nickte kurz zufrieden und fuhr weiter. Vermutlich, dachte sie, war es die wirkungsvollste und einfachste Methode, um zu verhindern, dass ihnen jemand folgte.
«Wo fahren wir hin?», fragte sie.
«Zu mir», antwortete er knapp. «Solange wir nicht wissen, was hier los ist, habe ich kein Vertrauen zu irgendeinem Hotel.»
Sie war überrascht. «Und bei Ihnen ist es sicher?»
Er antwortete, ohne zu zögern. «Sagen wir so: Die Wohnung liegt außerhalb des Radars. Und für diejenigen, die sie doch auf ihrem Schirm haben, ist sie Sperrgebiet, und das wissen sie.»
«Sperrgebiet?»
Er überlegte kurz. «Die einzigen Leute, die vielleicht wissen könnten, was ich in Wirklichkeit tue, sind andere Geheimdienstagenten, und da gibt es Übereinkünfte zwischen den Regierungen. Rote Linien. Klar definiert. Wer sie überschreitet, riskiert ernsthafte Konsequenzen. Der Befehl dazu müsste von ziemlich hoch oben kommen, und das ist hier sicher nicht der Fall.» Er schwieg kurz und fügte dann hinzu: «Sie sind dort in Sicherheit. Im Moment geht es nicht um Sie. Die Kerle hatten es auf Ihre Mom abgesehen, und sie wollten ihre Wohnung durchsuchen. Es ist nicht gesagt, dass die Sie deutlich genug gesehen haben, um zu erkennen, dass Sie am Schauplatz der Entführung gewesen sind, aber wir müssen auf Nummer sicher gehen. Wenn sie Informanten bei der Polizei haben – was wahrscheinlich der Fall ist –, werden sie den Zusammenhang herstellen. Ich bringe Sie aus der Schusslinie, während ich mich um ein paar Sachen kümmere. Sie müssen sich sowieso erst mal ausruhen. Ich gehe in mein Büro, telefoniere ein bisschen herum, spreche mit unseren Leuten. Dann überlegen wir uns, wie es weitergehen soll.»
Mia war zu durcheinander und zu müde, um seine Entscheidungen weiter in Frage zu stellen. Sie nickte einfach und blickte starr geradeaus.
Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend. Er dachte nach, und sie war noch nicht bereit für Diskussionen. Nicht hier, nicht jetzt. Nicht in ihrem gegenwärtigen Geisteszustand. Sie musste zur Ruhe kommen. Einen klaren Kopf kriegen. Dann würde sie über alles reden wollen. Und das würde einige Zeit in Anspruch nehmen.
Faruk wartete geduldig im Schatten vor Post Hall. Studenten und Mitarbeiter schlenderten in beide Richtungen über den schmalen Zufahrtsweg vor dem osmanischen Gebäude, in dem die archäologische Abteilung der Universität untergebracht war.
Er behielt den Eingang im Auge, an eines der wenigen parkenden Autos gelehnt, deren Eigentümer das Glück hatten, einen Campuspass zu besitzen. Das dunkle Geäst dicker Zypressen breitete sich schützend über ihn, und der Boden zu seinen Füßen war von Zigarettenstummeln übersät. Er stand schon seit ein paar Stunden da, und das Grummeln in seinem Magen wurde langsam lauter.
Er hatte die Berichte über Evelyns Entführung in den Morgenzeitungen gesehen und
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