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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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kam. Aber sie blieben hinter der Wand neben der Tür in Deckung. Er hörte, wie einer von ihnen seine Waffe nachlud. Langsam schob er sich auf den kleinen Durchgang zur Küche zu. Er atmete zweimal tief durch und spurtete dann über die offene Fläche hinweg. Mehrere Schüsse fielen, aber er lief weiter und duckte sich hinter die Wand. Die Kugeln fuhren in die Mauer. Er schoss einmal zurück und stürmte dann durch den Gang zur Küche, riss die Tür auf und warf sie hinter sich zu.
    Mia stand starr vor Angst mit dem Rücken an der Anrichte und presste sich den Ordner vor die Brust. Ihre Miene hellte sich auf, als sie sah, dass er offenbar unverletzt war.
    Corben schob sich die Pistole unter den Gürtel und schlang die Arme um den großen Kühlschrank. Grunzend und mit verzerrtem Gesicht wuchtete er ihn über den Fliesenboden, um die Küchentür damit zu versperren. Er war auf halbem Wege, als gleich mehrere Kugeln durch die Tür schwirrten. Einige trafen die Rückwand des Kühlschranks, andere explodierten an der Küchenwand. Mia schrie auf, als eine die Balkontür durchschlug und ein Netz von Rissen in der Glasscheibe hinterließ. «Weg von der Tür», schrie Corben ihr zu, und mit einem letzten Keuchen schob er den Kühlschrank an seinen Platz. Immer noch fielen Schüsse durch die Tür. Die Kugeln prallten klingend gegen den Kühlschrank, aber der hielt stand und schirmte ihn und Mia ab.
    Dann hämmerten schwere Schläge vom Gang her gegen die Tür. Die Gangster versuchten, sie aufzustemmen, und der Kühlschrank, so schwer er war, rutschte Zoll für Zoll zurück. Corben packte einen Stuhl und klemmte ihn zwischen die Kante des Kühlschranks und einen großen Heizkörper. Das würde ihnen ein paar Extrasekunden einbringen. Ohne innezuhalten, nahm er Mia den Ordner aus den Händen und schob ihn sich wieder ins Kreuz. «Kommen Sie», schrie er.
    Sie hasteten hinaus auf den Balkon. Er war klein, schmal und rechteckig, und Wäscheleinen spannten sich der Länge nach von einer Seite zur andern. Corben hatte bei seiner Erkundung gesehen, dass er spiegelbildlich an den Küchenbalkon der Nachbarwohnung grenzte. Die beiden Balkone waren durch eine Wand aus Glasbausteinen getrennt, die ebenso hoch war wie die verputzte Brüstung, auf der eine Geländerstange aus Metall angebracht war.
    Er schob Mia zum Ende des Balkons. «Klettern Sie hinüber», drängte er. «Ich helfe Ihnen.»
    Sie sah nicht sehr begeistert aus.
    Er warf einen Blick zurück in die Küche. Mit jedem lauten Stoß gegen die Tür rutschte der Kühlschrank ein kleines Stück weiter zurück, und der Stuhl ächzte vor dem Heizkörper. «Los», trieb er sie an. «Klettern Sie einfach auf die andere Seite und schauen Sie nicht nach unten.» Diesen Rat bekam man in solchen Situationen anscheinend immer, und niemand befolgte ihn.
    Auch Mia spähte über die Brüstung hinweg nach unten. Der Hof auf der Rückseite des Gebäudes, ein Ödland voller Kisten und Bauabfällen drei Stockwerke tiefer, schien plötzlich zu einem Abgrund zu werden.
    Der nächste dröhnende Schlag aus der Küche überzeugte sie.
    Sie biss die Zähne zusammen und schwang ein Bein über die Balkonbrüstung.

22
    Mia klammerte sich an die Trennwand, zog sich hoch und verlagerte ihr Gewicht, sodass sie auf der Geländerstange saß, ohne mit den Füßen den Boden zu berühren.
    Corben hielt ihre Hand, als sie Zoll für Zoll über die glatte Metallstange rutschte, und es gelang ihr tatsächlich, nicht mehr nach unten zu schauen.
    «Gut so, weiter.» Corben ging mit, als sie langsam und vorsichtig weiterrückte. Sie umklammerte die Stange unter sich so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden.
    Ein plötzliches, lautes Krachen aus der Küche ließ sie zusammenschrecken. Der Stuhl war unter dem Druck zerbrochen. Mia verlor den Halt und geriet ins Rutschen. Mit einem Aufschrei ließ sie die Stange los und versuchte, sich an die Trennwand zu klammern, aber die Glasbausteine waren zu glatt, um sich daran festzuhalten.
    Corben warf sich nach vorn und fing sie auf. Er zog sie hoch und gab ihr einen letzten Schubs, der sie auf den Nachbarbalkon beförderte.
    Er warf einen letzten Blick in die Küche, dann kletterte er ebenfalls hinüber. Gerade als er bei Mia war, hörten sie, wie der Kühlschrank unter dem bullenartigen Ansturm der beiden Killer mit wildem Quietschen über den Boden rutschte. Die Balkontür, die er jetzt vor sich sah, stand barmherzigerweise offen. Corben schob Mia durch die Tür, und sie

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