Immortalis
plötzlich. Es wurde still in der Garage. Corben wusste, dass die Killer sich anschlichen. Er streckte die Finger, krümmte sie dann wieder um die Waffe und ließ sich in Kampfstellung sinken.
Ein langer, schmaler Schatten glitt an der Wand der Rampe herunter, gefolgt von zwei weiteren schemenhaften Gestalten, die damit verschmolzen. Am Winkel der Schatten sah Corben, dass die Killer sich geduckt vorwärts bewegten. Sein ganzer Körper erstarrte. Er visierte die Rampe an, nahm den Finger vom Abzugsbügel und krümmte ihn schussbereit um den Abzug. Jeder Schuss musste sitzen, und selbst dann standen die Chancen schlecht.
Der Puls dröhnte in seinen Ohren, als er sah, dass der Schatten an der Wand plötzlich stehenblieb. Er lockerte seinen Griff um den Pistolenkolben für einen Moment und spannte ihn dann wieder, um das Gefühl in seinen Fingern wachzuhalten. Er bemühte sich, die Geräusche, die von der Straße herunterwehten, herauszufiltern und sich auf die Laute zu konzentrieren, die ihm verrieten, wie die Killer vorankamen. Aber er hörte nichts. Er versuchte sich vorzustellen, was sie wohl tun würden. Wenn sie einfach hereinstürmten, würden sie ihn wahrscheinlich überwältigen, aber einen oder zwei Treffer würden sie dabei einstecken müssen. Es sei denn, die Waffe, die er an sich gebracht hatte, wäre von Anfang an nicht vollständig geladen gewesen – aber daran wollte er gar nicht denken. Er konzentrierte sich auf den Schatten.
Der Schatten bewegte sich nicht. Er blieb, wo er war, bedrohlich, bedrängend, höhnisch.
Jähes Fußgetrappel. Er straffte sich. Sein Blick strich wie ein Radarstrahl über die breite Einfahrt, und er schwenkte die Pistole hin und her über das schmale Schussfeld. Einen Sekundenbruchteil lang durchströmte ihn Adrenalin – und dann floh der Schatten an der Wand nach oben statt nach unten. Die Gangster zogen sich zurück, und sie taten es eilig. Er blieb in seiner Position, alle Sinne auf das Äußerste gespannt für den Fall, dass sie versuchten, ihn herauszulocken. Da hörte er fernes Sirenengeheul, das beständig näher kam.
Seine Verstärkung. Sie waren da.
Er sprang hinter dem Wagen hervor und rannte die Rampe hinauf. Als er auf die Straße kam, sah er noch, wie der Mercedes der Killer aus seiner Parklücke fuhr und davonraste. Hinter ihm erschienen in hohem Tempo zwei Fuhud-Fahrzeuge und stoppten vor dem Commodore. Mit M-16-Sturmgewehren bewaffnete Polizisten sprangen heraus und sicherten die Straße, während drei Offiziere die Stufen hinaufsprangen und im Hotel verschwanden.
Corben atmete tief aus, steckte die Pistole ein und lief die Rampe hinunter, um Mia zu sagen, dass sie in Sicherheit waren.
Wenigstens vorläufig.
23
Mia bewegte sich wie betäubt durch ihr Hotelzimmer. In ihrem Kopf herrschte Belagerungszustand – zwei Barbarenheere, Angst und Erschöpfung, lauerten vor den Toren. Sie war entschlossen, sie noch eine Weile in Schach zu halten. Sie musste packen und schleunigst von hier verschwinden. In diesem Hotel war sie nicht mehr sicher, das stand fest.
Diese Männer, die ihr jetzt innerhalb von weniger als vierundzwanzig Stunden zweimal über den Weg gelaufen waren – sie hatten offenbar kein Problem, die Leute zu finden, die sie suchten, und an Lampenfieber litten sie auch nicht. Sie traten dreist am helllichten Tag auf und gingen ihrer schmutzigen Arbeit nach, als hätten sie eine Generalvollmacht für die ganze Stadt. Mia hatte ihre Pläne durcheinandergebracht. Zwei Mal.
Sie bemühte sich, ihre Nerven zu beruhigen und sich auf das zu konzentrieren, was jetzt zu tun war. Corben hatte gesagt, sie solle nur das Nötigste mitnehmen, aber sie hatte sowieso nicht viel zu packen. Der größte Teil ihrer Sachen wartete immer noch zu Hause auf den Transport und würde erst kommen, wenn sie sich in der Stadt eingewöhnt und eine Wohnung gefunden hätte. Er hatte ihr fünfzehn Minuten Zeit gegeben, und das war zwanzig Minuten her.
Sie stopfte eben ihren Laptop und ein paar Unterlagen in den Rucksack, als Corben zurückkam. Er trug einen Laptop und einen großen ledergebundenen Terminplaner bei sich. Sie wusste, dass beides ihrer Mutter gehörte, denn sie erinnerte sich, die Sachen auf dem Schreibtisch gesehen zu haben.
«Sind Sie so weit?», fragte er.
Sie nickte.
Er führte sie zur Tür. Sie warf einen letzten Blick durch das Zimmer und folgte ihm dann hinunter in die Lobby und hinaus auf die Straße.
Dort wimmelte es von Polizisten und
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