Immortals after Dark 01 - Unsterbliche Sehnsucht
sie fast jede Nacht zu einem anderen Ziel unterwegs waren, weigerte er sich, sie zu seinen Freunden und seiner Familie mitzunehmen und sie ihnen vorzustellen. Genauso wenig wie er Besuche bei ihrer Familie zuließ. Er hatte das damit erklärt, dass er in diesen zwei Wochen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit wollte.
Sie vermutete, dass er so lange warten wollte, bis sich ihre Beziehung ausreichend gefestigt hatte. Und er ging davon aus, dass dies in drei Tagen der Fall sein würde – mit dem Ende der, wie sie es nannte, zweiwöchigen Vampir-Demoversion. Wollte sie die Vollversion wirklich kaufen? Sie wusste, dass das ihren Ausstoß aus der Mythenwelt und die Trennung von ihrer Familie zur Folge haben würde. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie es wäre, Wroth zu ihrem Koven mitzunehmen. Ihre Schwestern würden sich für die nette Überraschung bedanken, sich auf ihn stürzen und voller Begeisterung Schwerter und Krallen schwingen.
Cara würde es als Furies Zwillingsschwester ganz allein mit ihm aufnehmen und ihn in einen Kampf auf Leben und Tod verwickeln, nur weil er war, was er war. Und wenn Wroth auch unglaublich stark war, so hatte Cara ihm ihre Schnelligkeit, Tausende von Jahren an Erfahrung und den brodelnden Hass einer Walküre, die von ihrer Zwillingsschwester getrennt worden war, voraus. Wenn die beiden aufeinanderträfen, hätte dies einen Kampf von epischem Ausmaß zur Folge.
Ihr zweites Problem war ihre Sorge um ihn. Er translozierte sich häufig nach Oblak, und jedes Mal fragte sie sich, ob er eventuell auf eine mythische Faktion treffen könnte, die es darauf anlegte, ihn umzubringen, nur weil er ein Vampir war. Sie glaubte ihm, als er ihr von Kristoffs Absichten erzählte, und sah sich in keinem Interessenkonflikt mit ihrem Koven. Sollten sie sie doch ruhig für eine schreckliche Person halten, aber aus ihr war tatsächlich eine Informantin geworden, die ihn lehrte, sich selbst zu verteidigen.
Der dritte Punkt war, dass er immer wenn sie bei Sonnenuntergang erwachten, unerträglich mürrisch und ruppig war. Sie fürchtete, dass er in seinen Träumen ihre Erinnerungen sah, wie sie flirtete, oder vielleicht sogar, wie sie Sex hatte – auch wenn Nïx ihr einmal gesagt hatte, dass die Empfänger von Visionen niemals Dinge sahen, die sie nicht ertragen könnten, und für gewöhnlich auch nur größere, lebensverändernde Ereignisse. Er hatte ihr wieder und wieder versichert, dass nichts wäre, aber Myst blieb argwöhnisch. Doch sie tolerierte seine Launen, da er sie für den Rest der Nacht wie eine Königin behandelte.
Gerade als ihre Zehennägel getrocknet waren, kehrte er zurück, mitsamt dem erschlagenen Drachen und den dazugehörigen Spielen, und legte ihr alles zu Füßen. Er sah sie mit zusammengezogenen Brauen an, als ob er sie vermisst hätte, und ihr Herz machte seltsame kleine Freudensprünge. Sie verspürte den Drang, ihm entgegenzustürzen, also tat sie es.
Erst nachdem er sie hochgehoben und an sich gedrückt hatte, wurde ihr klar, dass sie gerannt war, um sich ihm in die Arme zu werfen.
10
Wroth setzte sich kerzengerade im Bett auf. Ihm war übel, regelrecht körperlich schlecht, von seinen Albträumen. Ihn hatten die üblichen Träume gequält: Myst, die sich an einem Grab über irgendetwas hämisch freute, dann der Römer, der sich selbst befriedigte, während sie langsam ihren Rock über die Schenkel hochzog. »Ich werde Myst die Vielbegehrte besitzen … «
Doch mit jedem Mal kamen mehr Einzelheiten zum Vorschein. Diesmal hatte er Mysts amüsierte Gedankengänge hören können. Niemand besitzt mich, außer in seiner Fantasie. Ich werde dich genauso leicht töten, wie ich dich küsse … »Und ich werde dein sein, ausschließlich dein«, schnurrte sie, obwohl sie ihn verabscheute.
Dieses Mal hatte er etwas Neues gesehen. Eine andere, jüngere Erinnerung. Myst zog sich Strümpfe an, den Fuß graziös auf sein Bett gestützt, während sie sich entschied … ihn zu betrügen ? So zu tun, als ob sie kapituliert hätte, um ihre Kette wiederzubekommen.
Spiel ihm Liebe vor und tu so, als würdest du aufgeben.
Er schlug sich die Hand vor die Stirn. Gegen jede Vernunft wartete er auf die sanfte Berührung ihrer Hand auf seinem Rücken. Sie war seine Braut, seine Frau, aber er hatte keinen Trost von ihr zu erwarten.
Selbst wenn sie den Drang verspürt hätte, dies zu tun, hätte sie es nicht gekonnt, da er ihr tagsüber immer noch insgeheim den Befehl erteilte zu schlafen, damit sie
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