Immortals after Dark 05 - Verfuehrung der Schatten
ich auch wieder schlecht sehen.“
„Dann kannst du die Gläser ja wieder umtauschen. Aber jetzt kannst du erst mal arbeiten“, sagte er und fügte mit ernster Miene hinzu: „So ein Code schreibt sich schließlich nicht von allein, Holly.“ Er reichte ihr noch eine Tüte. „Und nun sieh dir mal die Jacke an, die ich für dich besorgt habe.“
Sie griff in die Tüte und zog eine schmale, körperbetonte Skijacke heraus. „Die ist rot.“
„Das sollte sie auch sein. Du hast sonst gar nichts Rotes.“
Auch das war ihm also aufgefallen.
Sie war von seinem guten Geschmack überrascht, sagte aber trotzdem: „Sieht aber nicht sehr dick aus.“
„Ein Wunder der neuen Technologie, Halbling. Die hält dich auch bei zwanzig Grad minus noch warm. Außerdem spürst du die Kälte auch nicht mehr so sehr wie früher, stimmt’s?“
„Nein, ich schätze nicht …“
Der Kellner brachte ihnen ihre Getränke: ein Bier für Cadeon und für sie eine eisgekühlte Flasche Perrier – auf Wunsch von Cadeon ungeöffnet.
Sobald der Mann sich wieder entfernt hatte, um nach ihrer Bestellung zu sehen, sagte sie: „Warum ist es dir eigentlich immer so wichtig, dass ich genug esse?“
Cade atmete tief aus. Er hasste diesen Teil. Weil ich kein guter Mann bin und dich in Kürze auf grausamste Art und Weise verraten werde …
Es schien so, als ob jeder Glücksmoment mit seiner Frau ihn eine weitere Lüge kostete, und er sich immer tiefer und tiefer in die Scheiße ritt, bis für ihn keine Vergebung mehr möglich war.
Denk nicht dran. „Vielleicht kann es deine Verwandlung aufhalten, wenn du einige menschliche Verhaltensweisen beibehältst?“
Sie seufzte. „Ich habe immer weniger Hunger. Ich glaube, ich würde inzwischen von selber gar nicht mehr daran denken zu essen.“
„Die Veränderung schreitet schnell voran. Ich glaube, du merkst gar nicht, um wie viel schneller und stärker du schon geworden bist.“
Sie schwieg eine ganze Weile und faltete und entfaltete immer wieder ihre Serviette mit ihren schlanken, geschickten Fingern. Den Fingern, die noch vor wenigen Stunden seinen Schaft umfasst hatten. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
„Cadeon …“
„Was denkst du?“
„Ich hab mich nur gefragt … wie ist es, für immer zu leben?“
Anstrengend . Ohne Gefährtin und Familie war es einfach nur verdammt anstrengend. Aber seine Antwort lautete: „Für immer zu leben hat schon seine Vorzüge. Zum Beispiel der Teil, dass man nicht stirbt. Denkst du vielleicht daran, es doch mal mit der Unsterblichkeit zu versuchen?“
„Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Ich sehe schon definitiv die Vorzüge eines Lebens als Walküre. Aber ich will nicht das Gefäß sein. Ich will nicht tot oder schwanger sein. Und ich weiß auch nicht, wie ich mein gegenwärtiges Leben mit dieser Veränderung vereinbaren soll. Was passiert, wenn mitten im Unterricht plötzlich ein Ohr sichtbar wird?“
„Du wärst erstaunt, wie viele Mythenweltwesen mitten unter den Menschen leben, ohne dass die das je mitbekommen.“
Sie neigte den Kopf. „Ehrlich, ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt für immer leben will …“ Sie verstummte, als der Kellner mit ihrem Essen zurückkehrte.
Für Cade: ein riesiges Porterhouse-Steak. Für sie: ungeschälte Bananen und gekochte Eier in der Schale, dazu ein eingeschweißtes Plastikbesteck.
Sie blickte von ihrer Mahlzeit zu seiner, wobei sich ihre Miene zusehends trübte.
„Du möchtest wohl was von meinem Steak abhaben?“
Sie schüttelte energisch den Kopf, auch wenn ihr Verlangen nach seinem Steak unverkennbar war. „Ich hab immer noch … Probleme.“
„Ich weiß, ich weiß. Du magst Dinge, die nicht berührt wurden und noch eingepackt sind.“
Sie runzelte die Stirn, als der Kellner mit einem weiteren Teller für sie zurückkam: Hummerschwänze und Krebsbeine, noch in der Schale.
Als sie wieder allein waren, sagte Cade: „Sieh und staune: das Nonplusultra an unberührtem, eingepacktem Essen. Du kannst die Schalen selber öffnen, ohne dass es zu irgendeiner Kontamination kommt, und das Fleisch mit der Plastikgabel essen.“
Sie blickte ihn fassungslos an. „Weißt du, wie lange es her ist, dass ich frische Meeresfrüchte gegessen habe?“
Ein weiterer Punkt für den Dämon.
„Ich bin ein gutes Date, was?“
„Wenn du nur nicht so bescheiden wärst“, erwiderte Holly vor dem Restaurant. In Wahrheit war er wirklich ein wunderbares Date gewesen. Wie kreativ er
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