Immortals After Dark 12 - Lothaire
stärkste Waffe verzichtet und sich einzig und allein auf seinen Instinkt verlassen.
Sie ist mein.
»Du weißt jetzt, dass es
Elizabeth
ist«, sagte das Orakel, das ihn so gut zu lesen verstand. »Vielleicht wirst du mir dann jetzt auch nicht die Kehle bis zum Rückgrat durchschneiden, wenn ich es wage, dieses Thema anzuschneiden?«
Während jener Unterhaltung mit der Alten war er so arrogant gewesen, die Vorstellung einer sterblichen Braut als absurd von sich zu weisen. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihr genau zu erklären, auf welche Weise Saroya ihn in der Hand hielt.
»Wie willst du Elizabeth dazu bringen, alles zu vergessen, was du ihr angetan hast?«, fragte die Alte. »Das wird ihr nicht leichtfallen – wenn es ihr
überhaupt
gelingt. Das kannst du mir glauben.«
»Es spielt keine Rolle, ob sie meine Braut ist. Ich kann sie nicht behalten. Meine Pläne müssen unverändert bleiben.«
Die Feyde starrte ihn konsterniert an. »Du hast nicht vor …? Lothaire, wenn du das wirklich durchziehen willst, wird es dich umbringen.«
»So wie es mich umbringen wird, wenn ich diese Schwüre breche.«
»Deine Mutter hätte das niemals für dich gewollt.«
»Du gehst davon aus, dass ich von den Eiden spreche, die ich Iwana gegenüber abgelegt habe. Aber vielleicht war ich so dumm, noch weitere …«
Elizabeth kam hereingeschlendert. Gebräunt, barfuß und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. In ihrer kurzen Jeans sah sie so sexy aus, dass er eine ganze Weile lang keinen klaren Gedanken fassen konnte.
»Hey, Lothaire. Thad hat uns alles über dich erzählt. Wie heldenhaft du bist.« Sie kam mit schwingenden Hüften auf ihn zu, sodass sich sein Puls beschleunigte. »Und du bist also losgezogen und hast diese Aschewinden für mich besorgt?«
Die Alte zog es vor, die Temperatur unter dem Topf herabzustellen und sich schleunigst aus der Küche zu verziehen.
Noch ehe er den bewussten Entschluss fassen konnte, die Hände nach Elizabeth auszustrecken, stellte Lothaire fest, dass seine Hände bereits ihre Taille umfassten.
»Bist du dir so sicher, dass ich es für dich getan habe?«, fragte er und hob sie auf den Tresen.
»Mh-mhh. Du musst dich ja eigentlich nur um die Gesundheit meines Körpers sorgen, nicht um die meines Geistes.«
Behutsam schob er seine Hüfte zwischen ihre Knie. »Vielleicht solltest du mir keine Eigenschaften andichten, die nicht vorhanden sind.«
»Und du solltest aufhören, Lothairianisch zu sprechen.« Sie hob die Hand und malte mit dem Zeigefinger langsame Kreise auf seine Brust.
»Wovon redest du überhaupt?«
»Du stellst Fragen, um nicht lügen zu müssen. Oder du sagst Dinge wie« – sie ahmte seinen Akzent nach – »›vielleicht solltest du …‹ oder ›ich würde doch annehmen, dass du …‹ und so weiter. Oh ja, Vampir, ganz recht, ich durchschaue dich.«
Es brachte ihn aus der Fassung, wie schnell sie seine Tricks entlarvt hatte, aber er ließ sich nichts anmerken. »Hast du dir heute Sorgen um mich gemacht? Vielleicht zwischen zwei Tequila-Shots?«
Sie seufzte. »Außerdem wechselst du dann abrupt das Thema. Jedenfalls hab ich mir tatsächlich Sorgen um dich gemacht, Leo.«
»Wie hast du mich genannt?«
»Deine Initialen plus ein kleines o, weil es sich gut anhört. Lothaire der Erzfeind, das klingt ein bisschen wie »Lothaire der Erzbischof«. Da passt Leo schon besser zu dir.«
Seine Finger gruben sich zu beiden Seiten ihrer Hüften in den Tresen. »Erzfeind … das ist nicht einfach ein Name, das ist eine Art Titel. Es ist nicht gerade leicht, so lange in der Mythenwelt zu überleben. Ich habe es mir verdient, so genannt zu werden.«
»Tja, und jetzt hast du dir auch noch einen Spitznamen verdient.«
»Warum jetzt?«
»Ich bin beschwipst, und du siehst so fantastisch aus, dass ich dich am liebsten küssen würde. Du brauchtest einen Spitznamen.«
In seinem ganzen Leben hatte ihm noch nie jemand einen Spitznamen verpasst oder in seiner Gegenwart auch nur die Ungezwungenheit verspürt, die dazu nötig war.
»Woher kommt auf einmal diese … Zuneigung? Letzte Nacht hast du noch geweint. Bist du nicht wütend, dass ich dich nach Helvita mitgenommen habe?«
»Ich habe dich angefasst«, gab sie zu. »Du warst dabei, vor meinen Augen zu verschwinden, da hab ich versucht, dich wachzurütteln.«
»Aus Sorge um mich?« Die Freude, die für einen Moment aufblitzte, wurde rasch von Ärger verdrängt. »Dabei hatte ich dir ausdrücklich befohlen, mich
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