Immortals After Dark 12 - Lothaire
weiterleben.
Elizabeth war in Sicherheit. Der Junge war ein Gentleman, und Lothaire konnte erkennen, dass die Alte in seiner Abwesenheit den Code geändert hatte. Alles war gut.
Trotzdem war er wütend auf die drei, ohne zu wissen, wieso. Er wusste nur, dass
sein
Orakel,
seine
Frau,
sein
… Freund nicht miteinander trinken und lachen sollten, wenn
er
nicht dabei war.
Lothaire kniff die Augen zusammen. Das sah verdächtig nach … Meuterei aus. Allerdings konnte er nicht genau sagen, aus welchem Grund.
Er belauschte das Gespräch, das immer wieder von einer Runde Drinks unterbrochen wurde. Thaddeus erzählte Geschichten über ihn?
»Lothaire ist echt der witzigste Typ, den man sich vorstellen kann«, sagte er.
»Ja, klar doch«, spottete Elizabeth. »Da trink ich doch eher Freundschaft mit einem Cerunno, als das zu glauben.«
»Ich mein’s ernst! Während unserer Flucht herrschte pures Chaos – die ganze Welt ging zum Teufel, überall Kämpfe, Explosionen links und rechts, grauenhaftes Geschrei um uns herum. Und da tauchte Lothaire auf einmal wie aus dem Nichts auf, kam in aller Seelenruhe daherspaziert. Als wir ihn zuletzt gesehen hatten, kämpfte er gerade gegen diese fiese Vampirgang, und als einer aus unserer Gruppe ihn fragt, wie er das überlebt hätte, sagt er mit todernstem Gesicht: ›Ich bin eben gut.‹«
Während die Frauen lachten, lehnte sich Lothaire mit der Schulter gegen den Türrahmen, nach wie vor unsichtbar, und dachte an diesen Wortwechsel zurück. Er konnte sich noch gut daran erinnern, weil Thaddeus gleich darauf seine Loyalität ihm gegenüber unter Beweis gestellt hatte.
Die Flüchtenden waren gerade dabei, mit dem gefesselten Declan Chase in ein Flugzeug zu steigen, hatten sich aber geweigert, Lothaire mitzunehmen. Thaddeus jedoch hatte verlangt, ihn einsteigen zu lassen.
Selbstverständlich hatte Lothaire abgelehnt. Dann hatte er einigen geflügelten Dämonen befohlen, das Flugzeug anzugreifen und Chase nach dem Absturz zu ihm zu bringen.
Aber Lothaire würde nie vergessen, dass sich Thaddeus für ihn stark gemacht hatte, obwohl der Junge keinen Vorteil davon gehabt hätte. Einer der wenigen Momente wahrer Loyalität, die Lothaire seit dem Tod seiner Mutter erlebt hatte.
»Erzähl weiter«, rief Elizabeth und trank erneut einen großen Schluck von ihrem Bier und gleich einen Tequila hinterher. Der Boden um ihren Liegestuhl herum war mit Chipskrümeln übersät, bei deren Anblick sich Lothaires Lippen verzogen. »Mehr!«
»Also, eines Nachts haben wir uns in diesem echt gruseligen Labor ausgeruht«, erzählte Thaddeus. »Da hingen überall Folterwerkzeuge an den Wänden, aber Lothaire war total cool. Er ist einfach auf diesen Käfig geklettert, um zu schlafen, und knurrte uns andere an: ›Ich warne jeden, der vielleicht darüber nachdenkt, sich mir zu nähern, während ich schlafe: Ich werde euch mit euren eigenen Eingeweiden erwürgen.‹ Ich meine, das ist doch voll krass, oder?«
Weiteres Gelächter.
Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon Chases Blut getrunken und wollte unbedingt an die Erinnerungen des Mannes gelangen.
Der Junge kippte den nächsten Drink herunter. »Und später dann hat Lothaire diesen riesigen Berserker angeschnauzt, er soll sich lieber vorsehen, denn sonst könnte er einen Rückfall in seine jugendliche Schädel-Ficker-Phase erleiden.«
Elizabeth schoss vor Lachen das Bier aus der Nase, und Thaddeus warf lachend den Kopf in den Nacken. Die Alte lachte nicht; sie wusste, dass Lothaire es ernst gemeint hatte.
Ach ja, was war ich doch für ein böser Junge damals …
»Und er ist wahnsinnig mutig«, verkündete Thaddeus feierlich und bot damit geradezu ein Musterbeispiel für Heldenverehrung.
Aber Elizabeth lauscht gebannt jedem Wort, das er über mich sagt.
Ein gutes Gefühl.
»Also, das glaube ich schon eher«, sagte sie. »Ich weiß, dass er ein ganzes Rudel Wendigos getötet hat.«
Thaddeus winkte ab. »Das war noch ganz am Anfang. Später hat er es dann mit einer ganzen
Armee
von denen aufgenommen und uns allen das Leben gerettet. Und die ganze Zeit über hat er immer nur versucht, zu dir zurückzukehren.«
Elizabeths Lächeln verblasste, und Lothaire konnte ihre Gedanken beinahe hören: Zu
mir
wollte er nicht zurückkehren.
»Auf der Insel war ich derjenige, der als Erster vermutete, dass er eine Lady hat«, fuhr Thaddeus fort. »Wenn Lothaire mal wieder so weggetreten war, murmelte er immer irgendwas von seiner jungen Braut, die voller Angst
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