Immortals After Dark 12 - Lothaire
betrügen.
Vor allem nicht mit einer wertlosen Sterblichen, einer Frau, die normalerweise seiner Beachtung gar nicht wert gewesen wäre.
Er ließ Elizabeth los und schob sie von sich. Lothaire würde seinen Durst einzig und allein bei seiner Braut löschen.
Wann sie sich wohl erheben würde?
Saroya hatte ihm erklärt, wie sich die Besessenheit auf Elizabeth auswirkte. Keine der Frauen wusste, was die andere dachte, auch wenn Saroya glaubte, dass das Mädchen zuweilen ihre Absichten spüren konnte – so wie auch Saroya Veränderungen in Elizabeth wahrnehmen konnte.
Die Göttin fand es schwierig, die Kontrolle zu übernehmen, solange Elizabeth nicht auf irgendeine Art und Weise geschwächt war, sei es körperlich oder emotional, oder aber wenn sie schlief.
Je mehr Saroya selbst ruhte, umso leichter fiel es ihr, die Herrschaft über den Körper zurückzuerlangen.
Doch sobald das Mädchen sich zurück in ihr Bewusstsein kämpfte, wurde Saroya von einem Schwindelgefühl überwältigt, verbunden mit verminderter Sehkraft und einem Gefühl von Bewegung innerhalb des Körpers, einer Art innerer Umwälzung.
»Warum gelingt es dir nicht, die Herrschaft zu behalten?«, hatte Lothaire sie gefragt.
»Die Sterbliche ist zu stark«, hatte Saroya mit funkelnden grauen Augen gezischt.
Jetzt wie schon zuvor empörte es ihn, dass seine Braut den Launen einer Sterblichen unterworfen war – eine Situation, die der seiner Mutter nur zu ähnlich war.
Blyad’!
Wenn Elizabeth tatsächlich zuweilen Saroyas Absichten spüren konnte, konnte die Göttin dann nicht die Gegenwart ihres Gefährten spüren?
Bis sie sich erhob, musste er eben mit Elizabeth fertigwerden.
»Setz dich«, befahl er ihr.
Sie blieb mit erhobenem Kinn stehen.
Er zog die Augenbrauen zusammen. Es gab nur wenige, die ihm je den Gehorsam verweigert hatten, schon gar nicht kurz nach einem seiner Wutanfälle.
Lothaire war nur aus einem Grund so lange am Leben geblieben: Er hatte seine Fähigkeit ausgenutzt, die Handlungen seiner Gegner vorherzusehen. Er wusste genau, was sie tun würden, oftmals schon, ehe es ihnen selbst bewusst war. Sein Leben war ein endloses Schachspiel, ein vorherberechneter Marsch, der ihn dem Endspiel immer näherbrachte, in dem Königreiche erobert und Rache geübt wurden.
Und doch erwies diese Frau sich immer wieder als
unberechenbar
. Als sie die Klinge gegen sich selbst gewendet hatte …
»Setz dich jetzt. Sonst werde ich dich in Ketten legen.«
Sie schluckte, rührte sich aber nicht.
Fast bedauerte er, dass sie schon so bald fort sein würde. Sie zu brechen hätte ein amüsanter Zeitvertreib sein können.
»Nun gut.« Er translozierte sich zu einem seiner unzähligen Verstecke – diesmal in eine Festung in strategisch guter Lage im Ural –, um von dort Ketten und Handschellen zu holen.
Er war es gewohnt, dass selbst Unsterbliche, die über außergewöhnliche Kraft und Fähigkeiten verfügten, vor ihm erzitterten, und dennoch trotzte ihm jetzt ein schwaches Menschlein, das nicht einmal ein Vierteljahrhundert alt war.
Schwach.
Wieder dachte er daran, wie leicht es seinen Feinden gelingen würde, sie zu töten. Warum nur hatte Elizabeth nicht einfach in aller Ruhe im Gefängnis schmachten können? Diese Rettungsaktion war zu einer äußerst unpassenden Zeit nötig geworden!
Er wurde gegenwärtig von diversen Faktionen gejagt – Dämonarchien, Horde-Vampiren, Walküren, Furien, Lykae. Sie alle waren auf Rache oder, besser noch, seinen Tod aus. Sobald sie herausfanden, dass er seine Braut bei sich hatte, würde auch Saroya zur Zielscheibe werden.
Schon bald würden Tausende von Jahren sorgfältiger Planung endlich Früchte tragen. Endlich würde es zum Endspiel kommen – solange er sich in diesen letzten Wochen nicht ablenken ließ.
Er betrachtete das Endspiel als seinen Herrn und Meister, weil er nur ihm allein diente, an nichts anderes dachte …
Nein, er würde nicht zulassen, dass Elizabeth ihn von seinem Kurs abbrachte.
Er kehrte mit den Fesseln zurück. Das Mädchen war erst ein paar Schritte weit gekommen, als es bei dem Geräusch der rasselnden Ketten erstarrte.
Langsam drehte sich Ellie zu ihm um. Beim Anblick der Ketten in seinen Händen riss sie die Augen auf.
Als er einfach so verschwunden war, hatte sie geglaubt, fliehen zu können. Jetzt wich sie zur Couch zurück und ließ sich darauf niedersinken, innerlich flehend:
Bitte nicht anketten, bitte nicht anketten …
»Fürchtest du mich, Mensch?« Er
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