Immortals After Dark 12 - Lothaire
abschneiden? Nachdem er sich bereits unzählige Male vorgestellt hatte, wie er mit seinen Fingern hindurchfuhr? Nachdem er davon geträumt hatte, seine Fäuste darin zu vergraben – während er seinen Schaft immer wieder in ihren Mund hineinfahren ließ?
Saroya reagierte gereizt. »Ich will sie aber kurz.«
Er schnippte nur mit den Fingern, und die Stylistin eilte aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Ich ziehe lange Haare vor.«
»Es sind
meine
Haare.«
Er warf ihr einen halb spöttischen, halb amüsierten Blick zu. »Dieser Körper gehört genauso mir wie dir.«
Ihre Augen blitzten. »Aber ich lebe darin.«
»Und ich habe ihn aus dem Gefängnis gestohlen. Ich bin derjenige, der ihn füttert, der ihn beschützt. Dieser Körper wäre tot, wenn ich nicht wäre. Deshalb gehört er mir.«
»Du vergisst, dass ich eine Göttin bin«, zischte sie. »Deine Göttin.«
Und eine ziemliche Nervensäge noch dazu.
Aber waren das nicht alle Göttinnen?
Obwohl er wusste, dass Saroyas Verhalten zu erwarten gewesen war, konnte er genauso gut auf der Stelle damit anfangen, ihr zu zeigen, wo ihr Platz war.
»Du vergisst, dass du über keinerlei Macht verfügst. Also bin vorerst wohl ich dein Gott. Und jetzt treib es nicht zu weit.« Er hielt ihrem Blick mühelos stand. »Es würde dir nicht gefallen, wenn ich die Geduld verlöre.«
8
Saroya öffnete den Mund, um Lothaire auf die Oberfläche der Sonne zu verwünschen, aber mit einem Mal sah sie alles nur noch verschwommen. Sie hob ihre frisch manikürte Hand an die Stirn.
Sie konnte fühlen, wie Elizabeth versuchte, sich zu erheben – als ob das Mädchen sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die innere Mauer warf, die sie beide trennte. Es war eine eindrückliche Erinnerung daran, wie sehr Saroya diesen Unhold brauchte. Vorerst zumindest.
Beherrsche deine berechtigte Wut, sag ihm, was er hören will.
»Lothaire, ich war eine Gottheit des ersten Äthers. Ich bin es nicht gewohnt, die Herrschaft einem anderen zu überlassen, und inzwischen wurde ich schon viel zu lange eingesperrt und unterdrückt. Ich bin sicher, dass jemand, der so groß und mächtig ist wie du, sich kaum vorstellen kann, wie tief ich gesunken bin, aber versuche es doch zumindest.«
Augenblicklich spürte sie die Veränderung in ihm. Ihre Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt.
»Ich verstehe das durchaus, Göttin.« Jetzt legte er ihr zärtlich den gekrümmten Zeigefinger unters Kinn. »Aber in dieser Angelegenheit werde ich nicht von meinem Standpunkt abrücken.«
Er kann nicht lügen.
Folglich würde er wirklich nicht einlenken. »Dann werde ich dies hier«, sie zeigte auf die schwere Haarmähne, »belassen, wie es ist, dir zu Gefallen.«
Seine Augen verdunkelten sich vor Verlangen. »Und was würdest du sonst noch tun – mir zu Gefallen?«
Nichts. Nie wieder.
In jener Nacht, in der sie ihm erlaubt hatte, sie zu küssen, hatte sie kaum verhehlen können, wie abstoßend sie diese animalische Seite an ihm fand. Wenn er nach seiner Erweckung nicht so vollkommen ekstatisch gewesen wäre, hätte ihre Reaktion ihm nicht entgehen können.
Sie wusste, dass er wohl kaum noch derart versessen darauf wäre, sich den Ring der Summen wiederzuholen, wenn ihm klar wäre, wie abstoßend seine Braut ihn fand. Wie sollte sie es nur verbergen, wenn er seine Lust jetzt an ihr befriedigte?
Sie unterdrückte ein Schaudern. »Du wirst es schon bald sehen«, schnurrte sie. »Aber zunächst lass mich deinen Wunsch erfüllen, was mein Haar betrifft.« Ehe sie aufstand und auf dem Absatz kehrtmachte, um den Menschen zurückzurufen, sah sie noch, wie er die Augen argwöhnisch zusammenkniff.
Als die Stylistin damit begann, einige wenige Millimeter ihrer langen Mähne abzuschneiden, nahm Lothaire auf einem Stuhl neben ihnen Platz, als ob er jede einzelne Locke bewachen wollte. Es schien ihn gleichermaßen zu entspannen und zu erregen, bei diesem Prozess zuzusehen. Als die Bürste durch ihr Haar glitt, wurden seine Lider schwer. Er beugte sich vor und rutschte bis an den Rand seines Stuhls.
Offensichtlich benötigte er sie für weit mehr als seinen Thron.
Wie konnte sie ihn nur vertrösten, vielleicht für einen Monat? Womöglich könnte sie seine Aufmerksamkeit auf eine andere lenken?
Es würde ihr nicht schwerfallen, eine Bettgefährtin für ihn zu finden. Sogar sie musste zugeben, wie gut er in seiner maßgeschneiderten Kleidung aussah.
Sein halblanges blondes Haar zeigte keinerlei Spuren von Blut
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