Immortals After Dark 12 - Lothaire
hatte sich Saroya mit einigen Verschönerungskünstlerinnen und einer »Wachsspezialistin« – was auch immer das sein mochte – in ihrer Suite verbarrikadiert. Die Götter mochten wissen, was sie im Laufe des Nachmittags alles in ihrem Badezimmer anstellen mochten.
Um sich die Zeit zu vertreiben, hätte er sich nur zu gerne an einem neuen mechanischen Puzzle versucht, das er kürzlich erworben hatte – ein polyedrischer Bausatz, der in fünfundsechzig Zügen zu lösen sein sollte –, aber seine Konzentration war, wie an den meisten Tagen, nicht die beste.
Dazu kam jetzt die Stimme seiner Braut, die ihn immerzu reizte. Ihr Duft sorgte dafür, dass sein Körper sich nicht eine Sekunde lang entspannte. Wie stets lauerte der Wahnsinn gleich um die Ecke.
Lothaire kannte nur eine Sache, die ihm zuverlässig Entspannung verschaffen würde. Er translozierte sich in den Umkleideraum seiner Suite und öffnete dort den Safe. Darin lag sein wertvollster Besitz: ein dickes Forderungsbuch.
Er verwendete es allerdings nicht dazu, Ausgaben und Einnahmen zu verzeichnen, vielmehr waren darin sämtliche Blutschulden aufgeführt. Er hatte alle Unsterblichen notiert, die ihm einen Eid geleistet hatten, alles zu tun, was er von ihnen verlangte.
Wie ein Geizhals, der mit den Händen tief in seine Reichtümer eintauchte, sah Lothaire immer wieder die Liste der Schuldner durch und streifte mit den Fingern ehrfürchtig über die Seiten des Verzeichnisses …
Plötzlich erstarrte er. Er spürte etwas, das nicht richtig war: eine Präsenz aus längst vergangenen Zeiten. Er schob das Buch in den Safe zurück, schlug die Tür zu und translozierte sich in die schattige Ecke des Balkons zurück.
Die untergehende Sonne wurde von Dunstwolken verschleiert, aber er musste seine empfindlichen Augen dennoch beschatten, als er auf die Stadt hinaussah.
Wurde er etwa verfolgt?
Aber wie sollte er eine Bedrohung vorhersehen, wenn er die Realität kaum von seinen Träumen unterscheiden konnte? Er wartete … und beobachtete …
Sobald die Nacht hereinbrach, verschwand die Präsenz. Oder hatte er sich alles nur eingebildet?
Tief beunruhigt kehrte er ins Wohnzimmer zurück. Kurz darauf erschien Saroya. Bei ihrem Anblick löste sich seine Unruhe in Luft auf. Das war die Warterei wert gewesen.
Ein bodenlanges Kleid aus schwarzer Seide schmiegte sich an jede ihrer Kurven. Das Kleid besaß einen tiefen V-Ausschnitt, der bis zu ihrer Taille herunterreichte. Dünne Lederstreifen kreuzten über ihrer Brust und hielten den Stoff über ihren vollen Brüsten am richtigen Fleck.
Ich will sie sehen. Zum ersten Mal.
Lothaire hatte ihren Körper noch nie nackt gesehen. Seine Augen klebten förmlich an ihren Bewegungen in diesem raffinierten Kleidungsstück. Es beschwor zwangsläufig männliche Fantasien herauf, diese Bänder langsam aufzuschnüren und die dahinter eingesperrten Brüste zu befreien.
Sie schlenderte auf Stilettos durch den Raum, die ihr die Illusion von Größe verliehen. Ihr feuchtes Haar duftete nach Shampoo und hing schwer über ihren Rücken hinab.
Sie trug jede Menge Make-up. Die schwere Grundierung und die leuchtenden Rougebalken auf ihren Wangen verdeckten die zarte Struktur ihres Gesichts beinahe vollständig. Ihre Augen waren kühn mit braunem, schwarzem und silberfarbenem Lidschatten geschminkt. Ihr Lippenstift war scharlachrot. Sie hatte Lippen wie eine Sexbombe, einen perfekt geformten Schmollmund.
Und ihre sündigen Fingernägel sahen aus, als tropfte von jeder Fingerspitze Blut.
Ein hübsches Detail, Saroya.
Ihre Gestalt verkörperte puren Sex.
Bei allen Göttern, sie war wirklich von einzigartiger Schönheit, und schon bald würde sie ihm gehören. Bei diesem Gedanken schwoll sein Schaft an. Er trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und zog seine lange Jacke zurecht, damit der Stoff seine Reaktion auf sie verbarg. Der Druck wuchs …
Lothaire war dreiunddreißig Jahre alt gewesen, als er zuletzt eine Frau unter sich gehabt hatte, in der Nacht, ehe sein Herz aufgehört hatte zu schlagen und er in seiner unsterblichen Gestalt erstarrt war. Bis zu diesem Alter hatte er Frauen aus sämtlichen Faktionen der Mythenwelt gehabt, jede Nacht hatte er sich eine neue genommen.
Und jetzt sollte er seine jugendliche Triebhaftigkeit noch einmal durchleben?
Angesichts seiner dahinschwindenden geistigen Gesundheit und dieser völlig unpassenden Erektion fand er es unmöglich, sich auf sein Endspiel zu konzentrieren.
Er begann,
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