Immortals After Dark 12 - Lothaire
mitbekam? Auch seine Stimmung vermochte sie nach wie vor nicht einzuschätzen. Er schien nicht mehr wütend oder verrückt zu sein, sondern verhielt sich einfach nur vollkommen ruhig. Wie ein Raubtier.
Sie schluckte. »Hast du noch mehr von meinem Blut getrunken, während ich weg war?«
»Irgendwie ist es mir gelungen, mich zurückzuhalten«, erwiderte er in abfälligem Tonfall.
Die Erleichterung verlieh ihr neuen Mut. »Vor mir aus kannst du so sarkastisch sein, wie du willst, aber bevor ich mich verabschiedet hab, hast du an meiner Ader geschleckt wie ein Welpe an der Zitze seiner Mutter.«
»Und du hast es genossen. Du hast gestöhnt und dich an mir gerieben.«
Peinlich berührt wandte sie den Blick ab. Denn was er sagte, entsprach der Wahrheit. Die Lust, die sie verspürt hatte, verwirrte sie.
»Du erinnerst dich wirklich an nichts vom restlichen Nachmittag?«
Sie schüttelte knapp den Kopf.
»Es muss unerträglich sein, keine Kontrolle über seinen Körper zu haben. Wenn du dies dermaßen hasst, warum erhebst du dich dann überhaupt?«
»Weil das
mein
Körper ist.« Sie klopfte sich mit solcher Gewalt auf ihre beinahe entblößte Brust, dass die Armreifen an ihren Handgelenken klirrten. »Meiner!«
»Das ist so nicht richtig. Ich habe bereits meinen Anspruch darauf erhoben, und schon bald wirst du ihn einer anderen Frau überlassen.«
Er würde ihre Seele austreiben! Ellie erinnerte sich daran, wie machtlos sie sich gefühlt hatte, als er das Leben ihrer Mutter und ihres Bruders bedroht hatte – bis ihr klar geworden war, dass sie noch einen Trumpf besaß.
Wenn sie nur ein Telefon in die Finger bekäme, könnte sie sich vergewissern, dass ihre Familie gut versteckt war. Dann würde der Vampir sie nicht erpressen können. Ellie könnte sich umbringen – und Saroya mit sich reißen.
Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen …
»Wenn du bereit bist, deswegen zu sterben, warum ziehst du dich dann nicht einfach zurück und erlaubst ihr, über dich zu herrschen?«, fragte er. »Du könntest in deiner körperlichen Gestalt schlafen, ohne Schmerzen, ohne Angst. Dann müsste ich deine Seele gar nicht erst austreiben.«
»Ich bin bereit zu sterben, um eine Mörderin auszuschalten, die rechtschaffene Männer tötet – nicht um sie alles tun zu lassen, was ihr gefällt.« Letzteres fügte sie geistesabwesend hinzu, weil sie plötzlich das Gefühl hatte, dass mit ihrem Körper irgendetwas nicht stimmte.
»Fang bloß nicht wieder an, gegen mich zu kämpfen, Elizabeth. Jeder, der die Klinge mit mir kreuzt, verliert. Das ist eine Tatsache.«
»Häh?« Es war definitiv irgendwas komisch da unten, in ihrer unteren Körperregion.
Er wiederholte, zunehmend wütend: »Klingen kreuzen. Du verlierst …«
»Ja, aber vielleicht liegt das nur daran, dass du noch nie jemanden wie mich kennengelernt hast. Ich bin viel hartnäckiger als jeder andere, den du je kanntest.«
»Eine lächerliche Aussage von einem unwissenden Mädchen. Ich bin Tausende von Jahren alt. Ich habe schon Millionen von Lebewesen kennengelernt.«
»
Tausende?
Das ist ja uralt!«, rief sie. »Dann sind Blutsauger wirklich unsterblich?«
»Ich werde dir einen Moment Zeit lassen, damit dein winziger Verstand das verarbeiten kann.«
»Das ist total anständig von dir, aber es spielt keine Rolle, ich bin trotzdem viel dickköpfiger als alle anderen. Wenn es so was wie einen Wettkampf in Sturheit gäbe, würde ich sogar einen Berg besiegen. Das liegt einfach in meiner Natur.« So ein verdammter Mist, warum fühlte es sich bloß so komisch an zwischen ihren Beinen?
Lothaire öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber sie schnitt ihm das Wort ab. »Ich muss mal ins Bad.«
Er seufzte genervt und zeigte auf einen Gang. »Dort entlang.«
Als Ellie sich vom Bett erhob und auf ihre pedikürten, aber schmerzenden Füße stellte, zuckte sie zusammen. Auf dem Boden lag ein Paar Stilettos.
Hohe Absätze, Saroya? Das ist echt grausam.
Ellie war von klein auf daran gewöhnt, sieben Monate im Jahr barfuß zu laufen. Im Gefängnis hatten sie ihr Flip-Flops gegeben. Schuhe waren fremdartig, hohe Absätze eine Qual.
Am Ende eines längeren Korridors fand sie das Bad. Es war riesig. Der Marmorfußboden und dazu passende Waschtische blitzten. Von einem beheizbaren Handtuchhalter hingen vornehme Handtücher, die viel zu hübsch waren, um sie zu benutzen.
Als sie sich umdrehte, um sich in dem riesigen Spiegel zu betrachten, blieb ihr beim Anblick ihres
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