Immortals After Dark 12 - Lothaire
Speiseraum. Auf dem ausgezogenen Tisch standen mit silbernen Deckeln bedeckte Platten und zwei Gedecke, dazu genug Besteck, um das Mädchen vollkommen zu verwirren.
Elizabeth sah sich um. »Wer hat das denn gekocht?«
»Vorhin war ein Koch hier«, sagte Lothaire ruhig, überrascht, wie lange er nun schon bei klarem Verstand war. Ehe Elizabeth erwacht war, hatte er das regelmäßige Auf und Ab ihres Brustkorbes beobachtet, bis seine Lider schwer wurden.
»Wie ist der Koch durch diese Kraftfelder gekommen?«, fragte sie. »Ich dachte, die wären undurchdringlich.«
»Sind sie auch.« Theoretisch konnte diese Grenze niemals unerlaubt überschritten werden, sodass seine Braut vor den Legionen von Unsterblichen geschützt war, die alles dafür geben würden, sie zu töten oder gefangen zu nehmen – nur um Lothaire zu bestrafen oder ihn zu erpressen.
Falls sie diesen Ort überhaupt finden konnten.
Aber Lothaire wollte nicht das geringste Risiko eingehen. In seinem langen Leben hatte er gelernt, dass jedes Mal, wenn jemand sagte, dass irgendetwas in der Mythenwelt
immer
oder
niemals
passierte, das Schicksal ihm das Gegenteil bewies. »Selbstverständlich bin ich imstande, sie zu öffnen, wenn ich will.«
Als sie den Stuhl zur Rechten der Kopfseite des Tisches wählte, fuhr er sie an: »Ah-ah. Nicht diesen Stuhl. Du setzt dich
nicht
dorthin.« Über Stefanowitschs sterbliche Hure hatte er vor all diesen Jahren keine Kontrolle gehabt, aber jetzt, in seinem eigenen Zuhause, würde dieser Mensch seine Regeln befolgen.
»Okay, okay.« Sie verschob das Gedeck um einen Platz und setzte sich.
»Fahre fort.«
Mit einem wütenden Blick entfaltete sie die Serviette und legte sie sich auf den Schoß, dann löffelte sie sich Kostproben von verschiedenen Gerichten auf den Teller. Als sie mit ihrer Mahlzeit begann und kleine Bissen zu ihrem Mund führte, stellte er fest, dass ihre Tischmanieren nicht so schlimm waren, wie er erwartet hatte.
In diesem Moment hob sie eine Gabel mit Foie gras hoch, um sie gleich wieder auf den Teller sinken zu lassen. »Was ist das?«
»Das ist natürlich etwas anderes als der provinzielle Fraß, den du gewohnt bist, aber du wirst dich schon daran gewöhnen.«
»Ich bin satt.«
Sie hatte das Essen kaum angerührt. »Iss. Mehr.«
Als sie begann, an der Garnierung zu knabbern, sagte er: »Das ist Petersilie.«
»Das ist das Einzige, was ich erkenne.«
»Iss mehr von allem anderen.«
Sie zögerte, was bei jedem anderen völlig ausgereicht hätte, dass er demjenigen die Gedärme herausgerissen hätte, dann schnitt sie ein Stück von einem köstlichen Hummerschwanz ab, biss zögernd hinein … und spuckte es verstohlen in die Serviette.
Zwei Dinge fielen ihm auf. Sie hatte noch nie zuvor Hummer gegessen. Das dumme Ding mochte keinen Hummer. Selbst er erinnerte sich noch an dessen Geschmack.
Dem Lachs erging es nicht besser. Schon bald befand sich mehr Essen in ihrer Serviette als in ihrem Magen.
»Das Essen riecht köstlich. Jedenfalls für einen Menschen«, sagte er. »Vor allem für einen, der ein ganzes Pferd verspeisen möchte. Willst du mich schon wieder herausfordern?«
»Ich wurde auf einem
Berg
geboren und aufgezogen, dann bin ich im Gefängnis gelandet. Ich hab so vornehmes
Fischzeugs
noch nie gegessen. Wenn du wolltest, dass ich Fisch esse, hättest du lieber Fischstäbchen einkaufen sollen.«
Ah ja, natürlich. »Dann iss das Brot.«
Sie strich Butter auf ein knuspriges Brötchen. »Saroya will tatsächlich, dass ich zunehme?« Er nickte. »Und willst du das auch?«
Er fand sie wunderschön, so wie sie jetzt war, nahezu unwiderstehlich, aber er hatte keine ausgeprägten Vorlieben. Mehr Fleisch bedeutete mehr von dem, was ihm schon jetzt gefiel. Und schließlich war es Saroya, die diesen Körper bis in alle Ewigkeit bewohnen würde. »Wenn meine Braut es will, dann will ich es auch.«
»Von mir aus, aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, weil mein Arsch nämlich echt riesig wird, wenn ich zu viel Brot esse.« Sie nahm einen Bissen.
»Ich nehme es zur Kenntnis.«
»Du redest so komisch. Ist dein Akzent europäisch?«
Er verdrehte die Augen. »Russisch …«
»Augenblick mal. Hast du
Braut
gesagt?« Elizabeth hätte sich um ein Haar verschluckt. »Du hast sie
geheiratet
?«
Der Vampir stieß einen langen, ungeduldigen Seufzer aus und ließ sich am Kopfende des Tisches nieder. »Für meine Art ist Heiraten überflüssig. Unsere Verbindung ist wesentlich
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