Immortals After Dark 12 - Lothaire
Unwahrscheinliches hineingezogen werden?«
Ohne den Augenkontakt zu unterbrechen, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. »Das habe ich mich unaufhörlich gefragt, seit ich dich zum ersten Mal sah. Schließlich hatte ich anfangs keine Ahnung, dass du mehr warst als ein einfacher Mensch. Ich wusste nicht, welche Verbindung ich wohl zu dir haben könnte.«
Warum unterhielt er sich bloß so bereitwillig mit ihr? Vielleicht weil er wusste, dass sie seine Geheimnisse mit ins Grab nehmen würde? Und das schon bald?
Was auch immer der Grund war, die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus.
»Stell dir nur meine tiefe Enttäuschung vor, Frau. Lothaire der Erzfeind, der meistgefürchtete Vampir der Welt, der Sohn eines Königs und Enkelsohn eines anderen Königs, sollte eine Sterbliche zur Gefährtin nehmen? Noch dazu eine Sterbliche ohne jedes Ansehen, ohne Rang und Würde. Soweit ich das sehe, ist deine Familie noch wertloser als Bauern.«
Anstelle von Empörung ließ Neugier ihr Gesicht aufleuchten. »Moment mal. Ich war also zuerst da? Du hast mich nicht ihretwegen gefunden? Hey, willst du damit vielleicht sagen, du bist ein Prinz oder so was?«
»Ja, Bauern«, wiederholte er langsam. »Die Niedrigsten in der menschlichen Rangordnung.« Die nächsten Worte betonte er besonders. »Außerordentlich zurückgebliebene und vulgäre Hinterwäldler.«
»Hab schon Schlimmeres gehört.« Er hob die Brauen, und sie seufzte ungeduldig. »Alkoholschmuggler, Bauerntrampel, Schwarzbrenner, Landei, Mountainmama, Prolet, Landpomeranze, Wohnwagengesocks, und in letzter Zeit kam auch noch Todestrakttussi dazu.«
»Keine Anspielungen auf den Kohlebergbau? Ich bin enttäuscht.«
In ihren ausdrucksvollen Augen blitzte Trauer auf. »Mein Vater ist bei einem Grubenunglück umgekommen. Seitdem arbeitet keiner aus meiner Familie mehr unter Tage.«
»Selbstverständlich war es die Schuld der bösen Bergbaugesellschaft?«
»Ich bin sicher, dass es irgendwo da draußen richtig nette und sichere Bergbauunternehmen gibt, aber Va-Co gehört nicht dazu. Für uns ist Schluss mit dem Bergbau.«
»Und so bleibt ihr erbärmlich arm.«
»Schätze, ja. Ich wollte damit sagen, dass Beleidigungen nur dann wehtun, wenn sie von jemandem kommen, den ich respektiere.«
»Dann hat dir also niemand Respekt vor Leuten beigebracht, die über dir stehen?«
»Du meinst, du wärst was Besseres als ich, nur weil du ein
Prinz
bist?«
Hatte sie tatsächlich ungläubig geklungen? »Ich bin der rechtmäßige
König
von zwei Vampirfaktionen und arbeite daran, meine Throne zurückzuerobern.«
Warum erzähle ich ihr das überhaupt?
Ihm war völlig egal, ob sie ihn respektierte oder nicht. »Ganz davon abgesehen meine ich, dass ich besser bin als du, weil du mir nachweislich in jeder Hinsicht unterlegen bist. Intelligenz, Aussehen, Blutlinie … Soll ich fortfahren?«
Sie winkte ab. »Wie hast du mich überhaupt gefunden? Offensichtlich bist du reich – ach ja, und von königlichem Blut –, warum also treibt sich so jemand in einer der ärmsten Gegenden der USA herum?«
Er wollte ihr sagen, sie solle endlich den Mund halten, aber sie nahm brav einen weiteren Bissen Lachs und schluckte ihn sogar herunter. »Die Ankunft meiner Braut wurde vorhergesagt. Ein Orakel teilte mir mit, wo und wann ich sie treffen würde, aber nicht, was sie ist.« Das Orakel diente ihm auch jetzt noch – eine Feyde, die er nur »die Alte« nannte.
Er warf einen Blick auf Elizabeths Teller. Sie nahm einen weiteren Bissen.
»Ich fand dich, als du vierzehn warst, aber du hast mich nicht erweckt.« Er war davon ausgegangen, dass sie zu jung war. »Damals beschloss ich, nie wieder zurückzukehren, sondern lieber weiter als lebender Toter mein Dasein zu fristen, als für immer an eine so niedere Kreatur wie dich gefesselt zu sein.« Selbst wenn sie damals schon vielversprechend aussah, einmal zu einer wunderschönen Frau heranzuwachsen.
»Und warum bist du dann doch zurückgekommen?«
»Reine Neugier.« Sie mochte rein gewesen sein, aber sie hatte ihn gequält, also war er noch drei Mal zurückgekehrt.
Als sie fünfzehn war, eine erblühende Frau, hatte er sie eines Nachts dabei überrascht, wie sie mit einem Jungen schwimmen war und ihn eifrig küsste. Mit siebzehn war sie schon beinahe atemberaubend schön gewesen, mit ihrer von der Sonne geküssten Haut, den großen, klaren Augen und hinreißenden Gesichtszügen, doch immer noch zu unbedeutend, um ihn in Versuchung zu führen.
Und
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