Immortals After Dark 12 - Lothaire
gegenüber hatte es genossen, ihr in der Dunkelheit Dinge zuzuzischen …
Endlich sagte Lothaire mit rauer Stimme: »Mich haben schon Sterbliche angefleht, sie zu wandeln. Die meisten Menschen würden alles geben, um unsterblich zu sein. Unsterblichkeit wird als unbezahlbares Geschenk angesehen.«
Sie bemühte sich, seine neue Verletzung zu ignorieren. »Ich würde das niemals wollen.«
»Niemals krank werden, niemals alt werden?«
Ellie besaß ein angeborenes Talent für Empathie, sie war in besonderem Maße dazu befähigt, sich in andere Leute hineinzuversetzen. Jetzt stellte sie sich vor, wie es wohl wäre, Tausende von Jahren zu leben, so wie Lothaire offenbar.
Wie konnte er denn jeden Tag seines Lebens genießen, wenn sein Vorrat davon unerschöpflich war? Wie konnte er je Staunen oder Aufregung verspüren? »Ich muss immer daran denken, wie ermüdend das wäre.«
Hatte sich seine Miene gerade für einen Moment verdüstert?
»Also, wenn ich noch nicht in einen Vampir verwandelt worden bin«, fuhr Ellie fort, »und das auch gar nicht so leicht ist, wie willst du dann mit Saroya zusammenkommen?«
»Ich bin auf der Suche nach einem Ring, der die Macht hat, sie in einen Vampir zu verwandeln.«
»Sie soll ein Vampir werden? In meinem Körper? Wenn sie eine Göttin ist, wieso hat sie sich überhaupt in meinem Körper eingenistet wie eine verdammte Zecke?«
Er starrte sie nur mit diesen unheimlichen Augen an und drehte das Messer immer weiter herum, während das Blut auf dem Tisch eine Pfütze bildete.
Obwohl er ihr schreckliche Angst einjagte, bohrte Ellie weiter. »Warum hat sie sich ausgerechnet mich ausgesucht, die dumme Kassiererin? Warum sollte ich daran glauben, dass sie …
göttlich
ist?«
»Eins musst du wissen, Kleines. Ich lüge nicht. Niemals. Sie wurde dazu verflucht, in menschlicher Gestalt weiterzuexistieren.«
»Wer hat sie verflucht? Und warum steckt sie in mir?«
Als sie merkte, dass er nicht die Absicht hatte, ihr zu antworten, sagte sie schließlich: »Sieh mal, immerhin bekommt ihr am Ende meinen Körper, aber ich kriege gar nichts. Du hast doch gesagt, dass du einen guten Handel zu schätzen weißt. Also musst du doch erkennen, dass es sich hier nicht gerade um einen fairen Tausch handelt. Was wäre so schlimm daran, mir zu sagen, warum sie meinen Körper braucht?«
Seine Augen schienen in weite Ferne zu blicken, und ihre Farbe wurde intensiver. Sie sah ihm an, dass er mit seinen Gedanken ganz woanders war.
Dissoziation?
Denselben Blick hatte sie heute schon einmal an ihm bemerkt, als er auf und ab gegangen war. In diesem Moment erkannte sie, dass dieser Vampir nicht einfach nur böse war.
Der Erzfeind war möglicherweise klinisch geisteskrank.
»Es war eine andere Göttin, die sie in die Gestalt eines Sterblichen verfluchte«, sagte Lothaire schließlich, während er noch darum kämpfte, den Wahnsinn zurückzudrängen.
Konzentrier dich.
»Ich weiß nicht, warum ausgerechnet du auserwählt wurdest.«
»Welche Göttin?«
Saroya hatte eine Zwillingsschwester, Lamia. Beide Schwestern bezogen ihre Stärke aus dem Leben – Lamia, indem sie Leben schuf und es hütete, Saroya, indem sie es erntete und Seelen verzehrte.
Als Saroya nach noch mehr Macht strebte, wahllos zu töten begann und damit das Gleichgewicht störte, tat sich Lamia mit anderen Göttern zusammen und verfluchte Saroya dazu, den Tod immer und immer wieder als Mensch zu durchleben.
»Der Fluch der Sterblichkeit«, murmelte er. »Könnte es etwas Schlimmeres geben?« Als er hinabblickte, nahm er erstaunt zur Kenntnis, dass er sich eine Messerspitze in den eigenen Daumen gebohrt hatte.
»Lothaire, warum wurde sie verflucht?«, bohrte Elizabeth gnadenlos nach.
Er leckte sich die tropfende Wunde ab. »Weil sie genau wie ich ist.« Ein Wesen mit einer unersättlichen Gier nach Macht. »Sie sah die Möglichkeit, mehr zu bekommen, und ergriff ihre Chance.«
»Das versteh ich nicht.«
»
Do pizdy.
Ist mir scheißegal.« Langsam hatte er es satt, dass andere sich immer aufführten, als ob er Unsinn redete. Die meisten, die ihm einen solch scharfen fragenden Blick zugeworfen hatten, hatte er umgebracht.
Aber er durfte dem Menschen vor sich nichts antun, dieser Frau mit den ruhigen grauen Augen, die ihn so eindringlich musterten. Er starrte sie eine ganze Weile an und merkte zu seiner Überraschung, dass er sich auf einmal geerdet und ruhig fühlte.
»Wie konnte ein Hinterwäldlermädchen wie ich nur in so etwas …
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