Immortals After Dark 12 - Lothaire

ihr in die Augen gesehen und ein Gift in den Körper der Walküre fließen lassen, das unvorstellbare Schmerzen verursachte.
    Später hatten ihn furchtbare Schuldgefühle gequält.
    »Regin wusste, dass D.C. nicht böse ist, jedenfalls nicht tief in seinem Inneren«, sagte Thaddeus. »Aber sie ist sicher, dass
Sie
es sind.«
    Scheinheilige Walküre. Vermutlich hatte Regin im Laufe ihres langen Lebens Tausende von Mythianern getötet, und doch wurde sie dafür bewundert. Und Lothaire? Er wurde beschimpft und geschmäht.
    »Ich hoffe, Ihr Blut erfüllt seinen Zweck bei D.C. «, fuhr Thaddeus fort. »Wenn Sie ihm das Leben retten, müssen sie Ihnen doch vergeben, oder nicht?«
    »Du bist so naiv, dass es mir körperliche Schmerzen bereitet.« Außerdem überlebte längst nicht jeder Mann die Transformation.
    Thaddeus nickte ernst. »Ich hab inzwischen ’ne Menge über Sie gehört, Mr Lothaire. Nichts davon war gut. Ich mach mich ja immer für Sie stark, aber mir kommt’s so vor, als ob die Hälfte von all diesen Mythosleuten einen echt schlechten Eindruck von Ihnen hat.«
    »Aus Gründen der Genauigkeit würde ich den Anteil bei annähernd neunzig Prozent veranschlagen. Und was ihren Eindruck betrifft, so haben sie absolut recht.« Lothaire hatte den meisten von ihnen mit dem größten Vergnügen auf höchst verwerfliche Art und Weise unrecht getan. »Sich auf meine Seite zu schlagen, lässt dich nur bedauernswert uninformiert oder aber absichtlich begriffsstutzig erscheinen …« Er verstummte, und seine Aufmerksamkeit richtete sich auf das Haus.
Ich hab’s eilig, zu meiner Braut zurückzukehren.
    Der Gedanke ließ ihn stutzen. Warum fühlte sich Lothaire auf einmal derartig mit ihr verbunden? Noch vor wenigen Jahren hatte er sich einfach von ihr verabschiedet, ohne auch nur einen Gedanken an sie zu verschwenden. Und jetzt machte es ihm schon etwas aus, einige Minuten von ihr getrennt zu sein?
Blyad’!
    »Regin hat auch gesagt, dass Ihre roten Augen darauf hindeuten, dass Sie langsam wahnsinnig werden.«
    »Sicherlich hat sie es ein wenig anschaulicher ausgedrückt.« Regin war ein großmäuliges Miststück, das stets im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen wollte und sich selbst wahnsinnig amüsant fand.
    Thaddeus fuhr sich mit der Hand über den Nacken. »Sie sagte, dass Sie bald noch verrückter als Nïx sein würden. Ist das wahr?«
    Nïx die Allwissende, das Orakel der Walküren. Seine Nemesis seit Jahrtausenden, die mehr Pläne der Vampire durchkreuzt hatte als die Hellseherinnen aller anderen Faktionen zusammen.
    »Verrückter als Nïx? Unmöglich.« Sie war sehr viel schlimmer dran als Lothaire. Er fragte sich, ob sie wohl Saroya vorhergesehen hatte. Das einzig Gute an Nïx? Sie war so verrückt, dass sie ihre Visionen häufig vergaß.
    Aber was wäre, wenn sie sich erinnert hätte? Womöglich schmiedete Nïx in ebendiesem Augenblick ein Komplott gegen ihn.
Die weiße Königin rückt auf dem Schachbrett gegen den schwarzen König vor …
    »Ihre Augen verändern sich jede Sekunde mehr«, murmelte Thaddeus. »Schlimmer, als ich es je zuvor gesehen habe.«
    Es beunruhigt mich, meine Braut allein zu lassen.
Söldner und Assassinen aller Faktionen jagten ihn unaufhörlich. Wann immer ein mächtiger Mythianer mit einer neuen Blutschuld bei ihm in der Kreide stand, entschied er sich für gewöhnlich dafür, Lothaire seine besten Krieger auf den Hals zu hetzen, um ihn zu beseitigen. »Berufsrisiko. Aber die Vergünstigungen sind fantastisch.«
    »Was meinen Sie damit, Mr Lothaire?«
    Doch jetzt würden sie Lothaires Braut ins Visier nehmen. Er rief sich ins Gedächtnis, dass Saroya technisch gesehen nicht getötet werden konnte.
    Aber ich will sie in Elizabeths ansprechender Gestalt.
Als er an ihre grauen Augen, die sexy Lippen und den Körper dachte, der zu den wildesten Fantasien anregte, bekräftigte er seine Entscheidung, mit aller Kraft daran zu arbeiten, ihren Körper für Saroya zu sichern.
    Von ihrem köstlichen Blut ganz zu schweigen.
Sie schmeckt nach Wein und Honig – genau wie sein Vater gesagt hatte. Lothaires Fänge wurden auf der Stelle wieder scharf.
    »Was ist mit Wein und Honig?«, fragte Thaddeus. »Was Sie da sagen, ergibt doch gar keinen Sinn.«
    Ich habe laut gesprochen?
Lothaire schüttelte heftig den Kopf, als ob er die Erinnerungen damit abschütteln könnte. Dabei trat er versehentlich einen Schritt zurück – in den Kreis der Wraiden.
    »Vorsicht!«, rief Thaddeus.
    Ehe sich Lothaire