Immortals After Dark 12 - Lothaire
Glück der Welt.«
Die Alte schnappte nach Luft, während Lothaire mit der Faust auf den Hocker neben sich schlug und ihn zertrümmerte, sodass die Splitter in alle Richtungen flogen.
Während die Alte und er erstaunt zusahen, entfernte die Sterbliche in aller Seelenruhe die Holzsplitter von ihrem Teller und aus ihrem Haar und aß ein weiteres Stück Waffel.
18
Ellie hatte einiges begriffen, während die Unsterblichen sich in ihrer Gegenwart unterhalten hatten, als ob sie ein Kleinkind auf seinem Hochstühlchen wäre.
Erstens: Lothaire hatte Schwierigkeiten, den Ring zu finden, der ihren Tod bedeutete.
Zweitens: Seine Konzentration ließ nach, wenn er sich aufregte.
Drittens: Ellie musste dafür sorgen, dass er sich so oft wie möglich aufregte.
Viertens: Bei jedem Versuch, dies zu tun, riskierte sie ihr Leben. Und das war okay. Eine Win-win-Situation sozusagen.
Doch seine Furcht einflößende Miene blieb nicht ohne Auswirkungen auf ihre Entschlossenheit. Um neuen Mut zu schöpfen, rief sie sich ins Gedächtnis, dass sie sowieso schon so gut wie tot war.
Ellie hatte einmal einen Artikel über die posttraumatische Belastungsstörung nach einem Kriegseinsatz gelesen. Sie erinnerte sich insbesondere an das, was ein Offizier den Soldaten sagte, die zum ersten Mal an der Front waren: »Ihr seid an dem Tag gestorben, an dem ihr euch für diesen Krieg verpflichtet habt. Ihr seid bereits tot. Also warum solltet ihr jetzt nicht mutig sein?«
Ich bin an dem Tag gestorben, an dem Saroya sich in mir eingenistet hat. Also warum sollte ich nicht Lothaires Verstand mit mir in den Abgrund reißen?
»Ich war gefoltert worden und hatte wochenlang kein Blut zu mir genommen, als ich auf Dorada traf«, sagte der Vampir mit vor Wut bebender Stimme.
Ellie warf ihm einen Blick zu, als würde sie sich ein wenig für ihn schämen. »Aber war
sie
nicht immer noch eine Mumie oder so was? Mitten in der Regenerationsphase? Klingt so, als ob sie das Schwer- und du das Fliegengewicht wärst.«
Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, dass der Alten der Unterkiefer herunterklappte.
Lothaire translozierte sich vor sie. Er hatte die Fäuste mit solcher Kraft geballt, dass das Blut von ihnen herabtropfte.
»Die Zauberin verfügte über ein Dutzend Wendigo-Wachen, die ich zunächst überwältigen musste.«
»Keine Ahnung, was ein Wendigo ist. Vielleicht ein Mythenwelthäschen. Aber es klingt so, als ob du deinen Sieg für eine große Sache hältst.«
»Wendigos sind gefräßige Zombies«, mischte sich die Feyde ein. »Sie sind blitzschnell, besitzen Klauen und Fänge, die so lang wie Messer sind, und vor allem sind sie sogar für Unsterbliche ansteckend. Es ist schon vorgekommen, dass ein Einziger von ihnen ausgereicht hat, um eine ganze Spezies Unsterblicher auszurotten. Von einem Dutzend ganz zu schweigen.«
»Du bist in Lothaire verknallt, stimmt’s?«, erkundigte sich Ellie in munterem Tonfall.
Die Feyde kam auf sie zu und hatte offensichtlich nichts Gutes im Sinn.
Lothaire knurrte ungläubig: »Deine
Unverschämtheit
…«
»Ich mach doch nur Spaß mit euch beiden. Aber ernsthaft, Lothaire, du solltest dich lieber erst mal um Dorada kümmern, ehe du dich auf die Suche nach dem Ring machst.«
»Wenn du nicht gleich den Mund hältst, werde ich dir die Lippen versiegeln«, sagte die Alte.
Ellie zuckte mit den Achseln. »Ich schätze, mein Rat ist hier nicht erwünscht.«
»Ich habe dir befohlen,
den Mund zu halten
.«
Doch Lothaire hob die Hand. »Gelegentlich gelingt meinem neuen Haustier das ein oder andere Kunststück.« An Ellie gewandt sagte er: »Sprich.«
»Wenn Dorada tatsächlich die Herrschaft über alle bösen Geschöpfe zurückerlangt, dann solltest du sie lieber fertigmachen, solange du kannst.« Sie hielt seinem Blick stand. »Ich weiß nämlich zufällig ziemlich gut darüber Bescheid, dass man jemanden, der dich vollkommen in der Hand hat, nicht gut bekämpfen kann.«
»Wenn ich den Ring finde, kann ich sie damit besiegen.«
»Du hast mir gesagt, es könnte einen ganzen Monat dauern.«
»Unwahrscheinlich, aber möglich.«
»Dorada wird in einem Bruchteil dieser Zeit ihre volle Stärke zurückgewinnen. Du solltest dich immer zuerst der dringlichsten Aufgabe widmen.«
»Eine vernünftige Schlussfolgerung, aber du kennst nicht alle Variablen. Der Ring könnte an einen anderen Ort gebracht werden. Wenn ich ihn nicht schnellstens finde, könnte ich ihn für immer verlieren.«
»Und das wäre ja
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