Immortals After Dark 12 - Lothaire
Vielfalt von Glaskolben über weiteren Brennern köchelte.
Ihre Sammlung von Dämonenschädeln stand dekorativ auf einem Regal. Sie sahen beinahe menschlich aus, bis auf die hervorstehenden Hörner und Fänge. Ein anderes Regal war mit Ghulköpfen geschmückt, deren verfaulte grüne Gesichter in einem Augenblick größter Todesangst erstarrt waren. Mehrere Glasgefäße enthielten konservierte Zentaurenpenisse.
»Alte«, rief er. Das Orakel war eigentlich eine jung aussehende Feyde, die einige Jahrhunderte lang in eine machtlose alte Frau verwandelt worden war, ehe sie vor Kurzem wieder ihre wahre Gestalt zurückerhalten hatte: die einer hübschen Brünetten mit spitzen Ohren.
Balery war ihr richtiger Name, aber Lothaire gefiel »Alte« besser. Er genoss es, die Feyde so oft wie möglich an ihre Vergangenheit als altes Weib zu erinnern, da er derjenige war, der sie daraus errettet hatte.
Ein weiterer Name in meinem Buch.
Die Alte kam aus einem anderen Raum herein. »Lothaire. Ich kann nicht sagen, dass dein Besuch eine Überraschung wäre.« Sie wischte sich die blutbeschmierten Hände an einer fleckigen Schürze ab.
Obwohl sie unter der Schürze moderne Kleidung trug – einen kurzen Rock, Stiefel und T-Shirt –, war an ihrem Gürtel ein ausgesprochen unmoderner schwarzer Beutel befestigt, der kleine Knochen enthielt, die sie zur Weissagung benutzte.
Abgesehen von ihrem Talent als Orakel, das durch den unfreiwilligen Nichtgebrauch ein wenig verblasst war, hatte sie sich auf Gifte und Zaubertränke spezialisiert.
Elizabeth starrte die blutigen Hände der Feyde an und drängte sich schutzsuchend an
ihn –
den Vampir, der vorhatte, ihre Seele zu vernichten.
»Immer schön offen für alles bleiben«, hörte er sie immer wieder flüstern. Er glaubte zu spüren, dass sie ihren Finger in eine seiner Gürtelschlaufen gehakt hatte.
»Ach, jetzt suchst du wieder die Nähe des Blutsaugers, was?« Elizabeths Angst war so sterblich, so unwürdig für eine Königin. Ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr sie der mutigen Saroya unterlegen war.
Und Elizabeths fünf Jahre zurückliegender Versuch, sich von der Polizei umbringen zu lassen? Oder ihr kürzlicher Entschluss, ihm in die Schatten zu folgen? Lothaire entschied, dass das nur weitere Beweise für ihren schwachen Verstand waren.
»Im Augenblick erscheinst du mir das kleinere Übel zu sein.«
Er stieß ein freudloses Lachen aus. »Du könntest gar nicht mehr irren.«
»Das ist die »Alte«?«, murmelte Elizabeth. »Sie sieht aber nicht wie eine aus. Verwandelt sie sich vielleicht nachts in eine oder so was?«
Die Feyde seufzte angesichts ihrer Ignoranz. »Du hast menschliche Gesellschaft mitgebracht«, sagte sie verächtlich.
»Meine Feinde wissen bereits, dass sie bei mir ist.«
»Innerhalb weniger Stunden?«
»Nïx.« Mehr musste er nicht sagen.
»Wir sollten unsere Verschlüsselungscodes jede Stunde updaten.«
Er nickte.
Die Feyde umkreiste Elizabeth. Ihre spitzen Ohren zuckten. »Sie ist sogar noch hübscher als in meinen Visionen.«
»Hast du von meiner Braut etwas anderes erwartet?«
»Visionen?« Elizabeths verschüchterte Haltung verschwand im Nu. Sie rückte von ihm ab und starrte die Alte mit finsterem Blick an. »Du bist diejenige, die ihm gesagt hat, wie er mich finden kann?«
Die Alte ignorierte sie, wie sie einen kläffenden Hund ignorieren würde.
»Ihr Körper ist zur Fortpflanzung wie geschaffen, auch nach ihrer Wandlung«, teilte sie Lothaire mit.
Er war derart auf den Zeugungsakt fixiert gewesen, dass er gar nicht über das Ergebnis nachgedacht hatte. Wie seine Kinder wohl aussehen würden, wenn er diesen Körper schwängerte? Obwohl Vampire sich nur selten fortpflanzten, stellte er sich flachshaarige Kinder mit entschlossenen grauen Augen vor. »Ich werde zahlreiche Erben brauchen.«
Begreifen – und Entsetzen – spiegelten sich in Elizabeths Miene.
Wie merkwürdig es sein musste, zu erkennen, dass der eigene Körper weiterleben würde, überlegte Lothaire, und sogar Kinder für andere hervorbringen würde.
»Meine Kinder.« Elizabeth ballte die Fäuste. »Sie sollen von dir und dieser widerlichen Schreckschraube aufgezogen werden?« Wenn sie ihn jetzt schlug, wie sie es so gerne tun würde, würde sie sich sämtliche Knochen in ihrer Hand brechen.
Als die Feyde prüfend in Elizabeths Hüfte kniff, wirbelte das Mädchen herum und erhob eine Faust. Er translozierte sich zwischen sie und fing ihre Hand ab. »Berühre diese
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