I#mNotAWitch 1
offenbarte einen Klopfer in der Form einer Fledermaus, deren Flügel sich zu einem beweglichen Ring aus Bronze zusammengeschlossen hatten.
Während ich dort zwischen den Blumen stand, die sich zum Teil sogar bis zu meiner Hüfte erstreckten, lächelte Jack mich gespannt an.
„Na, wie gefällt es dir?“, fragte er.
Ich musste zugeben, dass das schon ein unglaublicher Ort zum Leben war. Hatten überhaupt irgendwelche Menschen diesen Platz jemals gesehen? Er war wunderschön.
Gleichzeitig war es offensichtlich, dass hier überirdische Kräfte am Werk gewesen waren. Die Vampire hatten das Haus aus purem Felsen zusammengemeißelt, die gigantischen Fenster angebracht – und all dies an einem Ort, an dem es höchstwahrscheinlich kein fließendes Wasser und keine Elektrizität gab. Sie mussten wirklich sehr stark sein, wenn sie das hier errichtet hatten.
„Das ist wirklich atemberaubend schön hier“, antwortete ich. „Bist du auch an dem Bau dieses Hauses beteiligt gewesen?“
„Nein. Das Haus hier ist vor etwa hundert Jahren errichtet worden. Damals war ich noch nicht geboren. Aber Madison, die noch hier mit uns lebt, sie hat daran gearbeitet. Mit den anderen Vampiren, die früher hier gewohnt haben.“
„Und was ist mit den anderen passiert?“
Jack zuckte mit den Schultern. „Ich bin mir nicht sicher. Sie sind entweder weggegangen oder getötet worden. Madison spricht ungern über die Vergangenheit.“
Im nächsten Moment legte er seinen Arm um meine Schulter und grinste. „Bist du bereit? Willst du die anderen Blutsauger kennenlernen?“
Ich nickte und holte tief Luft. Gemeinsam kämpften wir uns durch die zahlreichen Sträucher hinüber zur Treppe. Nachdem wir die niedrigen Stufen erklimmt hatten – und mein Puls gefährlich schnell schlug – standen wir vor der Eingangstür, die von den Fackeln in einen feurigen Schein gehüllt wurde. Aus der Nähe wirkte das Gebäude noch kolossaler. Jack stemmte sich mit seiner ganzen Kraft gegen die Tür, woraufhin sie mit einem lautstarken Knarren aufschwang.
Unsere nächsten Schritte hallten auf dem massiven Steinboden wider, während wir einen engen, finsteren Flur durchquerten, der mehrere Abzweigungen zu seinen beiden Seiten vorwies. Jack eilte vorwärts und ich folgte ihm mit klopfendem Herzen. Wie würden die anderen Vampire auf mich reagieren? Was würden sie von mir halten?
Der Rucksack in meiner rechten Hand fühlte sich plötzlich besonders schwer an und ich schleppte ihn nur mit Mühe weiter.
Nach drei Minuten bog Jack in einen etwas größeren Gang ab, an dessen Wänden Schwarzweißfotos und Ölportraits hingen. Ich warf einen kurzen Blick darauf und fuhr mit den Fingern über die Bilder, die mit einer zarten Staubschicht bedeckt waren. Sie zeigten Menschen – oder Vampire? – aus uralten Zeiten, die teils Perücken trugen und in teuren Gewändern posierten.
„Kommst du?“ Als ich Jacks Stimme vernahm, eilte ich ihm wieder hinterher.
Wir erreichten eine weitläufige Halle, an deren Wänden Buntglasfenster angebracht waren und stuckverzierte Teppiche hingen. In der Mitte des Raums stand eine Sitzgruppe aus Sesseln und Schaukelstühlen, die um einen runden Tisch aus schwarzem Marmor aufgebaut waren. Außerdem entdeckte ich eine Ecke, die mit vielen Bücherregalen ausgestattet war. Ich sah mir die Bücherrücken an, die alle sehr abgegriffen wirkten. An der Decke hing ein uralter Kronleuchter, der klirrend hin und her schaukelte. Der Rest der Halle war vollkommen leer.
Jack wies mit einem zaghaften Lächeln auf die Möbel, und erklärte: „Das ist wohl unser Wohnzimmer, würde ich sagen. Ziemlich spartanisch eingerichtet, was?“
„Ich finde es wirklich gemütlich“, gab ich zu. „Verbringt ihr denn viel Zeit hier drin?“
„Tagsüber manchmal. Dann decken wir die Fenster mit schwarzen Stoffen ab und verbringen die restlichen Stunden gemeinsam hier.“
Ich runzelte die Stirn. „Müsst ihr denn nicht auch irgendwann schlafen?“ In Särgen oder so?
„Wir müssen nicht schlafen, doch wir können tagsüber schlafen, wenn wir wollen“, erzählte Jack. „Wir haben unsere eigenen Zimmer und auch unsere eigenen Betten. Nachts hingegen sind wir meistens auf der Jagd, außer wir haben in den Stunden davor bereits so viel getrunken, dass es für die nächsten Tage reicht.“ Er wich meinem Blick aus und setzte sich auf einen Sessel mit einer Rückenlehne aus rotem Samt.
„Also sind die anderen Vampire gerade nicht da?“, fragte ich
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