I#mNotAWitch 1
Nicht, nachdem sie mich geschlagen hatte, obwohl ich auf sie gehört und alles getan hatte, was sie von mir verlangte. Sie war zwar noch meine Mutter, aber ich würde nicht mehr blind jede ihrer Anweisungen befolgen.
Jack starrte mich traurig an und nickte. „Gut“, flüsterte er. „Aber ich verspreche dir, dass ich diese Mistkerle ausfindig machen und töten werde. Ganz bestimmt.“ Das konnte er doch nicht ernst meinen! Oder doch?
„Nein!“, rief ich entsetzt. „Auf keinen Fall wirst du so etwas Dummes tun! Ich will doch nicht, dass du auch von denen umgebracht wirst! Du wirst dich da schön raushalten!“
Jack hörte mir nicht mehr zu. „Wyatt und Chase“, überlegte er weiterhin. „Wie haben sie ausgesehen?“
„Das spielt überhaupt keine Rolle!“ Plötzlich wünschte ich mir, dass ich ihm die Namen dieser Vampire nicht genannt hätte. Er wollte sich tatsächlich auf die Suche nach diesen kranken Typen begeben. Das hatte ich nicht so beabsichtigt.
Er wandte sich von mir ab und richtete sich auf. Leise schritt er zum offenen Fenster.
„Jack!“, zischte ich ihm hinterher.
Kurz drehte er sich zu mir um und sah mich an. „Was ist?“
„Du wirst sie nicht suchen, hast du verstanden? Keine Racheaktionen! Nichts dergleichen!“
Er schüttelte langsam den Kopf. „Du begreifst es nicht, oder? Sie werden zurückkehren. Und bevor dir etwas zustößt, bringe ich mich lieber selbst in Gefahr.“
Genervt verdrehte ich die Augen. „Bitte nicht. Spiel nicht den Helden. Ich hatte heute einen echt schweren Tag. Versprich mir, dass du dich nicht auf die Suche begibst!“
„Sie haben dich dazu gebracht, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Wenn ich sie nicht deswegen töten würde, weil sie eine Gefahr für dich darstellen, dann würde ich sie spätestens dafür töten, dass sie dich mir weggenommen haben.“
Ohne auf meine weiteren Worte zu achten, wandte er sich erneut ab und sprang aus dem Fenster ins Freie.
Da hatte ich mal wieder neuen Ärger gestiftet. Offenbar konnte ich nichts Richtiges mehr tun. Alles, was ich tat oder sagte, führte nur zu einer weiteren Tragödie.
Stöhnend schlüpfte ich wieder unter meine Bettdecke und zog sie über meinen Kopf. Hoffentlich hatten die Hexenfamilien seit hundert Jahren nicht darauf gewartet, dass ich selbst etwas Großartiges zustande brachte. Angesichts meiner miserablen Fähigkeiten müssten sie noch weitere hundert Jahre auf ihre Erlösung warten.
In den nächsten Tagen begannen die Vorbereitungen für Halloween. Tylers Leichnam lag in einem selbstgebauten Sarg in der Garage. Ich konnte nicht glauben, dass sie ihn tatsächlich nicht beerdigen wollten. Sie vertrauten einfach darauf, dass das kalte Herbstwetter Alaskas seinen Körper so lange vor dem Verderben schützen würde, bis sie ihn an Halloween unter freiem Himmel verbrennen konnten. Es war einfach nur traurig.
Die Männer suchten bereits nach einem etwas entfernteren Ort als sonst, um den Hexensabbat zu feiern. Außerdem hackten sie Holz für die riesige Feuerstelle, die für dieses besondere Ereignis geplant war. Die Frauen kümmerten sich währenddessen um die rituellen Vorbereitungen. Sie entwickelten Kräutersäfte aus den halluzinogenen Pflanzen, die Phoebe und ich vor einigen Tagen aus dem Wald mitgebracht hatten. Dann packten sie Messer ein, buken frisches Brot, übten an der Harfe meiner Mutter, die an jedem Hexensabbat die Musik fabrizierte. Fast alle Frauen konnten mit der Harfe umgehen, nur Makayla Brandon nicht. Sie putzte stattdessen das Haus, ging zur Autoanleihe, um mehrere Wagen für den Termin zu reservieren, und besuchte ihren toten Sohn in der Garage. Selbstverständlich war sie viel ruhiger als sonst und die anderen Frauen nahmen auch viel Rücksicht auf sie.
Wir Jugendlichen wurden mehrmals am Tag von meiner Mutter oder von Karen Elliot in den Hexenkünsten unterrichtet. Vor dem Hexensabbat durften – oder besser mussten – wir immer zu Hause bleiben. Der Schulbesuch fiel dann aus. Meine Mutter sorgte regelmäßig dafür, dass Phoebe und ich rechtzeitig krankgeschrieben waren.
Was mussten wir über die Hexenkünste lernen? Nur weiterhin keltische Sprüche, die nichts bewirkten. Außerdem blätterten wir in alten Tagebüchern unserer Vorfahren, als würden wir uns dadurch dem Hexensein näher fühlen. Schließlich konnten unsere Ururgroßeltern allesamt noch zaubern. Manchmal stellte ich mir vor, dass sie ihren Kindern einfach nur Lügen erzählt und im
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