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I#mNotAWitch 1

I#mNotAWitch 1

Titel: I#mNotAWitch 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuna Stern
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sich noch immer jammernd auf dem Boden wand.
    Meine Mutter richtete sich mit einem Seufzen auf und kam auf mich zu. Ich zuckte vor ihr zurück. Sie sollte mir bloß vom Leib bleiben.
    Sie zog ihre ausgestreckte Hand zurück und lächelte seltsam.
    Mein Körper begann zu beben. Ich keuchte und blickte wieder in den Kreis. Tränen schossen mir in die Augen. Ich hatte keine Chance gegen sie alle. Ich hatte mich in eine Falle begeben. Samuel erschien neben mir und legte seinen Arm um meine Hüfte. Ich ließ es geschehen. Ich hatte keine Kraft mehr, um mich zu wehren. Vielleicht hatte er mich gerade beschützen wollen, doch er hatte es zugelassen, dass ich hierher kam. Er hatte mich nicht rechtzeitig gewarnt.
    Meine Mutter nickte auch Karen Elliot zu, damit sie zu ihrer Harfe zurückkehrte. Ihre Freundin verzog missmutig das Gesicht und streichelte ihrem Mann über die Haare. Anschließend kehrte sie zurück an ihren Platz. Die Musik setzte wieder an.
    Diesmal ließen die Klänge der Harfe mich erschaudern. Es war wie in einem Albtraum, aus dem man nicht mehr ausbrechen konnte.
    Ein grauenvoller Gestank sickerte plötzlich in die Luft. Ich erstarrte, blickte zu der Feuerstelle. Auch die anderen begannen zu murmeln und hielten sich die Nase zu.
    Ja, was erwarteten sie denn? Dass der Rauch, der durch eine verbrannte Leiche entstand, keinen Geruch besaß? Ich wollte mich übergeben. Die Aufregung, die Luft, alles vermischte sich und benebelte meine Gedanken.
    Weglaufen. Weglaufen. Das war das einzige Wort, das mich noch auf den Beinen hielt.
    Aber es war einfach nicht möglich. Sie würden mich wieder fangen.
    Meine eigene Mutter würde dafür sorgen, dass ich zurückgebracht wurde.
    Sie trat erneut auf mich zu und hielt plötzlich ein Messer in der Hand, das sie längst neben der Harfe bereitgelegt hatte.
    „Nein.“ Ich schüttelte entsetzt den Kopf und trat wieder zurück. „Mutter, bitte.“
    Sie sah zu den beiden Männern hin, die sofort verstanden. Beide preschten an meine Seite und hielten mich unnachgiebig fest. Ihre Finger krallten sich schmerzhaft um meine Handgelenke.
    „Bitte, nicht!“, weinte ich und sah hinüber zu Phoebe, die ihren Kopf in ihrem Schoß versteckt hatte. „Sieh her!“, schrie ich. „Phoebe, sieh her, was sie mir antun! Warum traust du dich nicht, hm?“
    Mein Schluchzen wurde lauter, als das Messer fast meine Wimpern berührte.
    Meine Mutter drehte sich zu ihren Freunden im Kreis um und rief nachdrücklich: „Jetzt sprecht alle gemeinsam die Worte mit mir, die ihr in den letzten Tagen gelernt habt!“
    Was für Worte? Mir hatte niemand irgendwelche Worte beigebracht. Hatten sie das auch vor mir verheimlicht?
    Im Chor sprachen sie alle einen Satz, den ich nicht verstand. Die Worte klangen so fremd. Die Musik der Harfe wurde schriller und abgehackter. Meine Mutter wiederholte die Worte, woraufhin die anderen es ihr nachtaten. Ich blickte in Baileys Gesicht, die auf ihrem Platz saß und weinte. Savannahs Augen starrten leer in meine Richtung. Sie zeigte gar keine Gefühlsregung. Doch wenigstens sah sie, was sie mit mir taten. Nicht wie Phoebe, die ihre Augen einfach davor verschloss!
    Samuel bat Michael Hathaway zur Seite zu gehen. Im nächsten Moment kam er zu mir und griff nach meiner Hand. Er wollte mir beistehen, das begriff ich. Aber warum ließ er das alles zu? Warum sagte niemand etwas dagegen?
    Ein drittes Mal wurden die seltsamen Worte wiederholt, dann wurde die Wiese in ein goldenes Licht getaucht. Ich sah hinauf zum Himmel. Zwischen den Ästen und Blättern konnte man nun den Neumond erkennen. War das ein Zufall?
    Wahrscheinlich nicht. Meine kranke Mutter hatte ja alles genauestens geplant.
    Sie hob das Messer und hielt die Klinge in das Licht. Meine Augen spiegelten sich kurz darin wider.
    Danach senkte sie es wieder und schnitt mir ohne Zögern in die linke Wange.
    Ich schrie laut auf und spürte, wie Samuels Hand sich noch fester um meine schloss. Doch nur, weil er mit mir litt. Nicht, weil er wie Ian Fisher verhindern wollte, dass ich floh. Denn das konnte ich nicht mehr. Es war zu spät.
    Blut tropfte von meiner Wange.
    Meine Mutter zückte ein gläsernes Gefäß aus ihrer Tasche und fing drei Tropfen ein. Anschließend brüllte sie etwas auf einer fremden Sprache und warf das Gefäß mit all ihrer Kraft ins Feuer.
    Etappenweise nahm das Feuer die Farbe von frischem Blut an, zischte und nährte sich vom Holz, bis das goldene Mondlicht, das über der Wiese lag, dieselbe Farbe

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