I#mNotAWitch 1
wollte noch immer nicht daran glauben, dass etwas davon wahr sein sollte. Ich hatte keinen Teufel gesehen, daher glaubte ich auch nicht an ihn. Vielleicht besaßen wir plötzlich wieder Kräfte, doch das konnte alle möglichen Gründe haben! Es konnte der Neumond sein, genau an jenem Halloween, der dazu geführt hatte, dass wir Hexen unsere Kräfte zurückerlangt hatten. Wer behauptete denn überhaupt, dass es den Teufel tatsächlich gab?
Und doch war da wieder dieses seltsame Ziehen in meinem Bauch, das mich vom Gegenteil überzeugen wollte. Was sollte ich tun, wenn der Teufel wirklich existierte? Wie sollte ich mich dann vor ihm in Sicherheit bringen? Gab es da überhaupt eine Chance für mich oder war ich wegen dieser Zeremonie längst geprägt, sodass ich mich nicht mehr vor der Aufgabe drücken konnte?
Es war alles so kompliziert und verwirrend. Wie hatten die anderen diese Tatsache einfach so hinnehmen können? Warum erklärten sie sich alles einfach nur damit, dass der Teufel ihnen eine hundertjährige Sperre auferlegt hatte, bis ein Mädchen geboren wurde, das ihm einen Sohn schenkte? Wozu überhaupt eine hundertjährige Sperre? Womit hatten die Hexen ihr Recht auf ihre Kräfte verwirkt?
Konnte ich mich denn überhaupt weigern? Würden die Familien dann weitere hundert Jahre warten müssen, bis ein anderes Mädchen geboren wurde?
Ich antwortete meiner Mutter, die noch immer vor meiner Tür zu stehen schien, mit ruhiger Stimme: „Ja, Mutter. Es ist alles in Ordnung.“ Außer natürlich, dass die ganzen Ereignisse von letzter Nacht mich mit so vielen Fragen zurückgelassen hatten, dass auch noch mein Kopf zu explodieren schien.
Ich hörte wieder ihre langsamen Schritte, die sich von meiner Zimmertür entfernten.
Okay. Ich rieb mir meine Hände. Was konnte ich noch ausprobieren?
„Rucksack zurück“, murmelte ich und blickte in den Vorgarten, in dem meine grüne Tasche noch immer auf dem Boden lag.
Sie schwebte kurz in der Luft, bis sie dann – diesmal deutlich gemächlicher – den Rückzug antrat. Als die Tasche vor meinem Fenster erschien, lächelte ich und streckte meine Hand nach ihr aus. Sie drehte sich auf ihre andere Seite, damit ich nach ihrem Riemen greifen konnte.
„Danke, Rucksack“, grinste ich.
Also ich musste schon zugeben, dass es einen verfluchten Spaß machte, Dinge mit seinen Worten oder Gedanken durch die Luft zu befördern. Ich öffnete den Rucksack und schaute hinein. In einer der Hintertaschen fand ich den Holzpflock, den ich an jenem Tag mit zu den Vampiren genommen hatte.
Und plötzlich schoss mir ein neuer Gedanke durch den Kopf. Was wäre, wenn ich nicht nur Dinge hin- und zurückzaubern konnte? Hatte Colin nicht letztens davon gesprochen, dass Hexen mithilfe von Amuletten von einem Ort zum nächsten gereist waren?
Ich eilte zu meiner Kommode, riss mehrere Schubladen auf und suchte nach dem Rubinring, den ich von einer Ururgroßtante namens Theresa vererbt bekommen hatte. Sobald ich ihn in einer winzigen Kupferschatulle fand, nahm ich ihn heraus und legte ihn auf meine offene Handfläche.
„Bring mich zu dem Haus der Vampire im Wood-Tikchik State Park“, wisperte ich und betrachtete den Ring. Mein Herz schlug so laut, dass ich das rhythmische Pochen lautstark in meinen Ohren wahrnahm.
Als nichts passierte, wollte ich erneut zu lachen anfangen. Aber dann begann der blutrote Edelstein zu leuchten, tauchte mein Zimmer in gleißendhelles Licht und zog mich in einen schwarzen Sog, der aus ihm emporstieg.
Und nur wenige Sekunden später stand ich vor Jacks Haus.
Kapitel 18
Es hatte geklappt! Ich konnte es nicht glauben.
Lachend sah ich mich in der Gegend um. Vereinzelte Sonnenstrahlen drangen durch die Blätter hindurch und badeten den Garten vor dem Anwesen in schummeriges Licht. In der Luft flogen Libellen herum, deren Flügel durchsichtig waren und vibrierend flatterten.
Das dunkle Haus aus Stein wirkte am Tag viel freundlicher. Die Buntglasfenster funkelten und die breite Treppe machte einen willkommenen Eindruck.
Es war gerade mal neun Uhr früh. Die Vampire mussten also längst heim sein von ihrer Jagd. Kurz schluckte ich, weil der Gedanke an ihre nächtlichen Aktionen die morgendliche Übelkeit wieder in mir hochsteigen ließ. Ich musste – wie so oft in den letzten Tagen – an Tylers letzte Stunden denken. Und an das viele getrocknete Blut, das noch immer auf dem Teppichboden in unserem Wohnzimmer daran erinnerte. Makayla Brandon hatte an den Tagen vor
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