Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
Vom Netzwerk:
in die Legion eintreten.«
    Der Präfekt nickte. »Von der Sorte haben wir viele im Lager, normalerweise sind es die unehelichen Kinder der Soldaten und Huren. Wenn er sich einfügt, gibt es womöglich einen Platz für ihn, aber die Konkurrenz ist groß. Ich bin eher an dir interessiert, junger Mann.«
    Er wandte sich an Renius. »Erzähl mir von ihm. Ich vertraue deinem Urteil.«
    Renius sprach mit fester Stimme, als erstatte er Bericht. »Marcus ist ungewöhnlich schnell, besonders dann, wenn sein Blut in Wallung gerät. Ich denke, er wird sich einen Namen machen, wenn er herangewachsen ist. Er ist unerschrocken und ungestüm und kämpft gerne, was zum Teil seinem Charakter und zum Teil seiner Jugend zuzuschreiben ist. Er wird der Vierten Mazedonischen gut dienen. Ich selbst habe ihm seine Grundausbildung vermittelt, aber er ist schon weit darüber hinaus und wird sich noch viel weiter entwickeln.«
    »Er erinnert mich an deinen Sohn. Ist dir die Ähnlichkeit nicht aufgefallen?«, fragte der Präfekt leise.
    »Das … habe ich nicht bemerkt«, antwortete Renius peinlich berührt.
    »Das bezweifle ich. Aber sei’s drum, gute Männer können wir immer gebrauchen, und hier ist genau der richtige Ort, um seine Reife zu finden. Ich teile ihn der Fünften Zenturie zu, der Bronzefaust.«
    Renius sog geräuschvoll die Luft ein. »Du ehrst mich.«
    Der Präfekt schüttelte den Kopf. »Du hast mir einmal das Leben gerettet. Es tut mir Leid, dass ich das deines Sohnes nicht retten konnte. Das hier ist das Geringste, was ich für dich tun kann.«
    Noch einmal gaben sie sich die Hände. Marcus sah ziemlich verwirrt zu.
    »Was hast du jetzt vor, alter Freund? Kehrst du nach Rom zurück, um dein Gold auszugeben?«
    »Ich hatte gehofft, dass du hier einen Platz für mich hast«, erwiderte Renius leise.
    Der Präfekt lächelte. »Ich dachte schon, du würdest nicht fragen. Die Faust sucht dringend nach einem Waffenmeister für die Ausbildung. Der alte Belius ist vor sechs Monaten an einem Fieber gestorben, und wir haben niemanden, der so gut ist wie er. Möchtest du seinen Posten übernehmen?«
    Mit einem Mal grinste Renius wieder sein altes, hinterhältiges Grinsen. »Sehr gern, Carac. Ich danke dir.«
    Der Präfekt klopfte ihm mit unverhohlener Freude auf die Schulter.
    »Willkommen in der Vierten Mazedonischen, meine Herren.« Er gab einem in der Nähe wartenden Legionär ein Zeichen. »Bring diesen jungen Mann in sein neues Quartier bei der Bronzefaust. Schick den Jungen in die Stallungen, bis ich ihm eine Aufgabe bei den anderen Lagerkindern zuweise. Renius und ich haben eine Menge zu besprechen. Und dabei den einen oder anderen Becher zu leeren.«

 

    22
    Alexandria saß schweigend da und polierte den Schmutz von einem alten Schwert in Marius’ kleiner Waffenkammer. Sie freute sich darüber, dass er sein Stadthaus zurückbekommen hatte. Nach dem, was sie gehört hatte, war der Eigentümer nur zu begierig darauf gewesen, es dem neuen Regenten von Rom zu schenken. Das war viel besser als die Vorstellung, gemeinsam mit den rohen Soldaten in den Baracken der städtischen Kaserne zu wohnen – nun ja, das wäre wohl bestenfalls schwierig geworden. Die Götter wussten, dass sie keine Angst vor Männern hatte; sie kamen in ihren frühesten Erinnerungen vor, als sie mit ihrer Mutter im Zimmer nebenan gewesen waren. Wenn sie hereingekommen waren, hatten sie nach Bier und billigem Wein gestunken, und auch wenn sie hinausgingen, torkelten sie. Sie blieben nie besonders lange. Einmal hatte einer sie anfassen wollen, und sie erinnerte sich heute noch daran, dass sie damals ihre Mutter zum ersten Mal in ihrem jungen Leben zornig gesehen hatte. Sie hatte dem Mann mit einem Schürhaken den Schädel eingeschlagen, dann hatten sie ihn gemeinsam hinaus auf die Gasse geschleift und dort liegen gelassen. Tagelang hatte ihre Mutter damit gerechnet, dass jeden Augenblick die Tür eingeschlagen würde und man sie wegschaffte und aufhängte, aber niemand kam.
    Seufzend rieb sie an den Schichten verkrusteten Öls auf der Bronzeklinge herum, den Überresten eines längst vergessenen Feldzuges. Zuerst war ihr Rom wie eine Stadt der grenzenlosen Möglichkeiten vorgekommen, doch nachdem Marius vor drei Monaten die Herrschaft übernommen hatte, arbeitete sie immer noch den ganzen Tag für nichts und wurde jeden Tag ein bisschen älter. Andere veränderten die Welt, ihr Leben jedoch blieb immer gleich. Nur am Abend, wenn sie mit dem alten Bant in

Weitere Kostenlose Bücher