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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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war heiß und feucht vom aufsteigenden Dampf der Wasserbecken und dem Licht der Lampen. Er trank den Wein aus und warf den Becher über den Balkon hinunter in die Dunkelheit. Er hörte ihn nicht im Garten aufprallen. Sein fünftes Gelage in zwei Wochen. Eigentlich hatte er gedacht, er wäre zu müde, um schon wieder auszugehen, aber Diracius war bekannt dafür, dass es bei ihm immer besonders wild zuging. Die anderen vier waren erschöpfend gewesen, und ihm war klar, dass dieses hier sein Ende sein könnte. Sein Verstand schien ein wenig entrückt, wie ein Beobachter der sich windenden Knäuel rings um ihn herum. Eigentlich hatte Diracius Recht gehabt, als er sagte, die Feste würden ihm helfen, zu vergessen, aber selbst nach so vielen Monaten war ihm jeder Augenblick mit Alexandria noch so gegenwärtig, dass er ihn jederzeit heraufbeschwören konnte. Was er verloren hatte, war seine Fähigkeit zu staunen und sich an etwas zu erfreuen.
    Er schloss die Augen und hoffte, seine Beine würden ihm nicht vorzeitig den Dienst versagen.
    Mithridates lag auf den Knien und spuckte Blut über seinen Bart auf den Boden. Er hielt den Kopf geneigt. Er war ein Stier von einem Mann und hatte in der Schlacht am Morgen viele Soldaten getötet. Sogar jetzt noch, da seine Arme gefesselt und ihm seine Waffen genommen waren, hielten die römischen Legionäre respektvollen Abstand. Er lachte immer wieder auf, doch das Lachen klang bitter. Im weiten Umkreis lagen Hunderte von Männern, die seine Freunde und Anhänger gewesen waren, der Geruch nach Blut und offenen Eingeweiden hing in der Luft. Seine Frau und seine Töchter waren aus seinem Zelt gerissen und von kaltäugigen Soldaten abgeschlachtet worden. Seine Generäle waren gepfählt worden, ihre leblosen Körper wurden von mannshohen Spießen aufrecht gehalten. Es war ein trostloser Tag, an dem er alles so enden sah.
    Seine Gedanken eilten durch all die Monate zurück, kosteten noch einmal die Freuden der Rebellion, den Stolz, als starke Griechen aus allen Städten unter sein Banner geströmt kamen, angesichts eines gemeinsamen Feindes wieder vereint. Eine Zeit lang schien alles möglich, doch jetzt schmeckte er nur noch Asche im Mund. Er erinnerte sich an die erste gefallene Festung, an die Ungläubigkeit und die Scham in den Augen des römischen Präfekten, der mit ansehen musste, wie sie niederbrannte.
    »Sieh dir die Flammen an«, hatte ihm Mithridates zugeflüstert. »So wird es Rom ergehen.« Der Römer hatte etwas antworten wollen, aber Mithridates hatte ihn mit einem raschen Schnitt durch die Kehle und unter dem Jubel seiner Männer zum Schweigen gebracht.
    Jetzt war er als Letzter der Freunde übrig, die gewagt hatten, das Joch der römischen Regentschaft abzuwerfen.
    »Ich bin frei gewesen«, murmelte er durch das Blut, doch die Worte munterten ihn nicht mehr auf, so wie sie es ehedem getan hatten.
    Trompeten erschallten, und Pferde kamen durch eine frei gemachte Gasse zu der Stelle galoppiert, wo Mithridates wartend auf den Fersen hockte. Er hob den zottigen Kopf, das lange Haar fiel ihm über die Augen. Die Legionäre neben ihm nahmen schweigend Haltung an. Da wusste er, wer es sein musste. Ein Auge war mit Blut verklebt, aber durch das andere sah er eine goldene Gestalt von einem Hengst steigen und die Zügel einem anderen Mann übergeben. Die makellose weiße Toga wirkte unpassend auf diesem Feld des Todes. Wie war es möglich, dass irgendetwas auf der Welt vom Elend eines derartig grauen Nachmittags unberührt blieb?
    Sklaven streuten Binsen auf den Schlamm, bildeten einen Weg zu dem knienden König. Mithridates reckte den Rücken. Sie sollten ihn nicht gebrochen und als Bittsteller sehen, nicht jetzt, da seine Töchter nicht weit von hier in friedlicher Stille lagen.
    Cornelius Sulla schritt auf den Mann zu und musterte ihn interessiert. Als hätte er es mit den Göttern so abgesprochen, wählte die Sonne diesen Augenblick, um hinter den Wolken hervorzukommen, und sein dunkelblondes Haar schimmerte, als er einen glänzenden, silbernen Gladius aus einer einfachen Scheide zog.
    »Ihr habt mir sehr viel Unannehmlichkeiten bereitet, Hoheit«, sagte Sulla ruhig.
    Bei seinen Worten sah ihn Mithridates scheel an.
    »Ich habe mich redlich bemüht«, erwiderte er grimmig und hielt dem Blick des Mannes mit seinem gesunden Auge stand.
    »Aber jetzt ist es vorbei. Deine Armee ist zerschlagen. Die Rebellion ist beendet.«
    Mithridates zuckte die Achseln. Was nützte es, das

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