Imperator 01 - Die Tore von Rom
Alexandria wissen.
»Ja«, antwortete Gaius mit ernstem Gesicht. »Er hat ziemlich damit angegeben.«
»Bei den Göttern!«, rief Alexandria wütend und suchte ihre Kleider zusammen. »Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, ramme ich ihm einen Dolch ins Auge!«
Gaius nickte und versuchte bei dem Gedanken, wie Marcus nichtsahnend zurückkehrte, nicht zu grinsen.
Sie zogen sich in aller Eile an. Keiner von beiden wollte, dass er von den Klatschmäulern gesehen wurde, wie er vor Sonnenaufgang aus ihrer Kammer kam. Sie verließ mit ihm die Sklavenunterkünfte, und sie setzten sich in den Garten, ließen sich von dem warmen Wind fächeln, der durch die Stille strich.
»Wann sehe ich dich wieder?«, fragte er leise.
Sie schaute weg, und er dachte schon, sie wollte ihm nicht antworten. Er bekam es mit der Angst zu tun.
»Gaius … ich habe jede Sekunde der vergangenen Nacht genossen. Dich zu berühren, dich zu spüren, und dich zu schmecken. Aber du wirst eine Tochter Roms heiraten. Weißt du, dass ich keine Römerin bin? Meine Mutter kam aus Karthago, sie wurde als Kind von dort verschleppt und in die Sklaverei verkauft, und dann zur Hure gemacht. Ich bin spät zur Welt gekommen. Sie hätte mich niemals so spät bekommen dürfen. Danach kam sie nie wieder richtig zu Kräften.«
»Ich liebe dich«, sagte Gaius, der wusste, dass es zumindest in diesem Augenblick stimmte, und dabei hoffte, es möge genügen. Er wollte ihr etwas geben, das ihr zeigte, dass sie ihm mehr bedeutete als eine Nacht der Lust.
Sie schüttelte bei seinen Worten langsam den Kopf.
»Wenn du mich liebst, lässt du mich hier im Haus des Marius. Ich kann Schmuck machen, und eines Tages habe ich genug Geld, um mich freizukaufen. Hier kann ich so glücklich werden, wie ich es niemals werden würde, wenn ich zulasse, dass ich dich liebe. Das könnte ich wohl, aber du wirst Soldat und ziehst davon, in weit entfernte Winkel der Welt, und ich würde deine Frau und deine Kinder sehen, müsste ihnen auf der Straße zunicken. Mach mich nicht zu deiner Hure, Gaius. Dieses Leben kenne ich zur Genüge, ich will es nicht. Lass mich letzte Nacht nicht bereuen. Ich möchte so etwas Wundervolles nicht bereuen.«
»Ich könnte dich freikaufen«, flüsterte er gequält. Das alles schien keinen Sinn zu ergeben.
In ihren Augen blitzte es wütend auf, doch sie beherrschte sich. »Nein, das könntest du nicht. Natürlich könntest du mir meinen Stolz nehmen und mich laut römischem Gesetz freilassen, aber das hätte ich mir in deinem Bett verdient. Dort, worauf es ankommt, bin ich frei, Gaius, das habe ich jetzt begriffen. Um vor dem Gesetz ein freier Bürger zu sein, muss ich ehrlich arbeiten, um mich selbst zurückzukaufen. Dann gehöre ich mir. Ich bin heute einem Mann begegnet, der von sich sagt, er sei ehrlich und stolz. Auch ich besitze beides, Gaius, Ehrlichkeit und Stolz, und ich möchte weder das eine noch das andere verlieren. Ich werde dich nie vergessen. Besuch mich in zwanzig Jahren, dann schenke ich dir einen Anhänger aus Gold, der aus Liebe gemacht ist.«
»Das werde ich tun«, gelobte er, beugte sich zu ihr und küsste ihre Wange. Dann erhob er sich und verließ den duftenden Garten.
Er trat hinaus auf die Straßen der Stadt und ging immer weiter und weiter, bis er sich verlaufen hatte und zu müde war, um außer seiner Betäubung noch etwas zu fühlen.
23
Der Mond ging auf. Marius funkelte den Zenturio finster an.
»Meine Befehle waren eindeutig. Warum hast du sie nicht befolgt?«
»Ich dachte, es läge ein Fehler vor, Legat.« Der Mann kam ein wenig ins Stammeln. Sein Gesicht war fahl. Er kannte die Konsequenzen. Soldaten sandten keine Boten aus, um Befehle in Frage zu stellen. Sie führten sie aus. Aber das, was von ihm verlangt worden war, war Wahnsinn.
»Du bist angewiesen worden, dir eine Taktik gegen eine römische Legion zu überlegen. Insbesondere, Mittel und Wege zu finden, ihre Mobilität außerhalb der Tore zu neutralisieren. Was hast du daran nicht verstanden?«, knurrte Marius grimmig, und der Mann wurde noch blasser, während er seinen Rang und damit seine Pension dahingehen sah.
»Ich … Niemand rechnet damit, dass Sulla Rom angreift. Noch nie hat jemand die Stadt angegriffen –«
Marius fiel ihm ins Wort. »Du bist degradiert. Schick mir Octavius, deinen Stellvertreter.«
Etwas zerbrach in dem Mann. Er war über vierzig Jahre alt und würde nie wieder befördert werden.
»Wenn sie wirklich kommen, Herr, möchte ich
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