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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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einen Hinterhalt der Blauhäute, eines wilden Stammes aus dieser Region, richtig vorausgesehen hatte, war er befördert und mit dem Kommando über acht Männer betraut worden. Damals hatte er seine Kundschafter in den Rücken des lauernden Feindes geführt. Seine Männer hatten sie in Stücke gehauen, und erst hinterher war einem von ihnen aufgefallen, dass sie seinen Anweisungen ohne Widerworte Folge geleistet hatten. Es war das erste Mal gewesen, dass er die wilden Nomaden aus der Nähe zu sehen bekommen hatte, und noch immer tauchten ihre blau gefärbten Gesichter nach schlechtem Essen oder billigem Wein in seinen Träumen auf.
    Die Politik der Legion bestand darin, das Gebiet zu kontrollieren und zu befrieden, was in der Praxis nichts anderes als den Freibrief bedeutete, so viele Wilde wie möglich umzubringen. Gräueltaten waren an der Tagesordnung. Römische Wachtposten verschwanden und wurden gepfählt aufgefunden, ihre Eingeweide der unbarmherzigen Sonne ausgesetzt. In der Hitze, bei dem vielen Staub und den Fliegen wurden Gnade und Freundlichkeit rasch aufgezehrt. Bei den meisten Auseinandersetzungen handelte es sich um kleine Scharmützel; auf derartig geschundenem und feindseligem Terrain konnte keine der von den römischen Legionären so geliebte formvollendete Schlacht geschlagen werden. Die Patrouillen zogen los und kamen mit ein paar Köpfen zurück oder mit ein paar Mann weniger. Die beiden Parteien schienen sich in einer Patt-Situation zu befinden, und keine von beiden hatte die Kraft, die Partie zu ihren Gunsten zu beenden.
    Nach zwölf Monaten in diesem Trott nahmen die Überfälle auf die Versorgungskarawanen plötzlich zu und wurden brutaler. Zusammen mit mehreren anderen Einheiten waren Marcus’ Männer den Versorgungsmannschaften zugeteilt worden. Sie hatten sicherzustellen, dass die Wasserfässer und der eingepökelte Proviant auch die verlassensten Außenposten erreichten.
    Es war seit jeher klar gewesen, dass den feindlichen Stämmen gerade diese weit vorgeschobenen Posten ein Dorn im Fleisch waren, und Angriffe auf die kleinen Steinfestungen in den Bergen waren fast an der Tagesordnung. Die Legion wechselte die dort stationierten Männer regelmäßig aus, und viele kehrten mit Schauergeschichten von über die Brustwehr geworfenen Köpfen oder von mit Blut auf die Mauern geschmierten Worten, die bei Sonnenaufgang sichtbar wurden, in das Kastell zurück.
    Zunächst waren Marcus die Pflichten als Karawanen-Geleitschutz nicht lästig gefallen. Fünf seiner acht Männer waren erfahrene Kundschafter, die ihre Aufgaben besonnen und ohne Murren erledigten. Von den drei anderen beschwerte sich Japek pausenlos; es schien ihm nichts auszumachen, dass ihn die anderen nicht ausstehen konnten. Rupis stand kurz vor der Pensionierung und war nach einem Formfehler in die Mannschaftsdienstgrade zurückgestuft worden, und der Dritte war Peppis. Jeder stellte ein anderes Problem dar, und als Marcus Renius um Rat gefragt hatte, hatte dieser lediglich den Kopf geschüttelt.
    »Es sind deine Leute, das musst du selbst klären«, war sein einziger Kommentar zu diesem Thema gewesen.
    Marcus hatte Rupis, in der Hoffnung, ihm ein wenig von seinem Stolz zurückzugeben, zu seinem Stellvertreter gemacht, der für vier seiner Männer verantwortlich war. Doch der schien dies als verkappte Beleidigung zu empfinden und grinste jedes Mal spöttisch, wenn Marcus ihm einen Befehl gab. Was Japek anging, hatte sich Marcus die Sache eine Weile angesehen und den Legionär dann aufgefordert, alle seine Beschwerden aufzuschreiben und sie zu einem Katalog zusammenzufassen, den er bei der Rückkehr zum Lager dem Zenturio übergeben dürfte. Dieser war bekannt dafür, dass er sich nicht lange mit Dummköpfen abgab, und Marcus war froh, als er sah, dass auf dem Pergament, das er aus den Legionsvorräten besorgt hatte, noch keine einzige Beschwerde zu sehen war. Ein kleiner Triumph, vielleicht, aber Marcus war dabei, zu lernen, wie man mit Menschen umging, oder, wie Renius es ausdrückte, sie dazu zu bringen, das zu tun, was man von ihnen wollte, ohne sie so sehr zu verärgern, dass sie es nur schlecht taten. Wenn er darüber nachdachte, dass der einzige Lehrer, den er je in Diplomatie gehabt hatte, Renius war, musste Marcus grinsen.
    Peppis gehörte zu der Art von Problemen, die sich nicht mit ein paar Worten oder einem Klaps beseitigen ließen. Er hatte im Basislager einen recht vielversprechend Anfang gemacht und bei gutem Essen und

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