Imperator 01 - Die Tore von Rom
still dort gelegen. Als er auf die beiden losging, kam Marcus der Gedanke, dass sie sich dort womöglich schon vor der Ankunft der römischen Karawane eingegraben hatten. Das waren keine unzivilisierten Wilden, sondern Krieger.
Es schienen nur die drei zu sein, junge Männer, die es auf Ruhm oder ihre ersten toten Feinde abgesehen hatten. Sie hielten Schwerter in den Händen, und Marcus’ erster Rückhandschlag wurde mit einem lauten metallischen Klirren abgewehrt, bei dem der Legionär zusammenzuckte. Er musste hier weg, bevor die gesamte Armee der Blauhäute auftauchte.
Marcus’ Gladius glitt an der Klinge des staubbedeckten Kriegers ab, rutschte nach unten und wurde von einem primitiven Heft aus Bronze jäh aufgehalten. Der Mann grinste höhnisch, Marcus schlug ihm die andere Faust in den Magen, riss die Klinge zurück und trieb sie in ihn hinein, als er überrascht und mit schmerzverzerrtem Gesicht nach vorne zusammenklappte. Als seine Halsadern durchtrennt wurden, brach er zusammen und fiel zuckend auf den Boden.
Der Dritte war nicht so geschickt wie sein Gefährte, doch Marcus hörte Stimmen und wusste, dass ihm die Zeit davonlief. Seine Eile machte ihn unvorsichtig, und er duckte sich erst spät unter einem wütenden Hieb, der ihm das Ohr ritzte und ihm einen Strich über die Kopfhaut zog.
Er wich nach links aus und stieß dem Mann das Schwert von der Seite her durch die blau bemalten Rippen ins Herz. Als der Krieger mit einem gurgelnden Schrei fiel, hörte Marcus bereits das Patschen rennender Füße, an das er sich von der nachmittäglichen Flucht ins Lager noch lebhaft erinnerte. Es war zu spät, um zum Seil zurückzulaufen, also drehte er sich um, löste den Weinschlauch von dem ersten Toten, zog den Pfropfen heraus und nahm einen großen Schluck, während sich die Nacht rings um ihn mit Schwertern und blauen Schatten füllte.
Sie bildeten mit gezückten Schwertern und sogar in der Dunkelheit hell funkelnden Augen einen Kreis um ihn. Marcus ließ den Weinschlauch neben seinen Füßen zu Boden gleiten und hielt seinen Gladius bereit. Sie rührten sich nicht. Er sah, wie ihre Blicke zu den Toten wanderten. Lange Sekunden vergingen in Schweigen, dann trat einer von ihnen vor, ein großer, glatzköpfiger, blauer Kerl mit einer langen, gebogenen Klinge.
Der Krieger zeigte in die Ferne und deutete dann auf Marcus. Marcus schüttelte den Kopf und zeigte auf die Festung. Spott wurde laut, doch ein knappes Handzeichen des Mannes ließ ihn sofort wieder verstummen. Der Krieger trat furchtlos vor, sein Schwert auf Marcus’ Kehle gerichtet. Mit dem anderen Arm zeigte er wieder auf die Lagerfeuer und dann auf den jungen Römer. Der Kreis wurde enger, und Marcus spürte die Nähe der Männer hinter sich.
»Das soll wohl heißen, ihr wollt mich über dem Feuer zu Tode foltern«, sagte er und zeigte ebenfalls auf die Lagerfeuer.
Der große blaue Krieger nickte, ohne Marcus auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Er gab ein paar Befehle, ein anderer Krieger legte die Hand auf Marcus’ Schwert und entwand es vorsichtig seinem Griff.
»Aha, unbewaffnet und zu Tode gefoltert, das habe ich nicht gleich verstanden«, fuhr Marcus fort, bemüht, seine Stimme freundlich klingen zu lassen, da er wusste, dass sie ihn ohnehin nicht verstehen konnten. Er lächelte, und sie lächelten zurück.
Dann ließen sie das Lager in der Dunkelheit zurück. Wahrscheinlich bildete er es sich nur ein, doch als er sich umdrehte, glaubte er, einen Augenblick lang Peppis’ Gesicht vor dem Nachthimmel zu erblicken.
Die Blauhäute brachten ihren Gefangenen mit demonstrativem Selbstbewusstsein in ihr Lager. Marcus sah, dass dort alles zur Schlacht bereit war. Die Waffen waren ordentlich aufgeschichtet, und die Krieger tanzten und heulten im Feuerschein und spuckten, den blau aufschießenden Flammen nach zu urteilen, wenn die Strahlen ins Feuer trafen, reinen Alkohol hinein. Sie johlten und rangen miteinander, und der eine oder andere saß da und schmierte sich hellen Matsch auf die Arme und ins Gesicht. Marcus vermutete darin den Ursprung der blauen Färbung.
Ihm blieb kaum Zeit, sämtliche Eindrücke in sich aufzunehmen, bevor sie ihn vor dem Freudenfeuer auf die Knie zwangen und ihm jemand eine grob gefertigte Lehmtasse mit einer klaren Flüssigkeit in die Hände drückte. Schon von den daraus aufsteigenden Dämpfen fingen seine Augen an zu tränen, aber er schluckte den gesamten Inhalt hinunter und kämpfte gegen das Würgen
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