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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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an. Es war ein starker Trunk, und er winkte dankend ab, als man ihm eine zweite Tasse anbot. Er wollte einen klaren Kopf behalten. Seine Wächter ließen sich rings um ihn auf dem Boden nieder und schienen sich über seine Kleidung und sein Benehmen auszutauschen. Jedenfalls wurde dabei viel mit Fingern gezeigt und gelacht. Marcus achtete nicht auf sie und überlegte, ob er wohl eine Möglichkeit zur Flucht finden würde. Er musterte die Schwerter der Krieger direkt neben ihm und sah, dass sie aus den Gürteln gezogen waren und griffbereit im trockenen Gras lagen. Wenn es ihm gelang, eins davon zu packen …
    Hörner erklangen und unterbrachen seine Gedanken. Während alle in Richtung dieses Geräuschs blickten, warf Marcus noch einen verstohlenen Blick auf die ihm am nächsten liegende Klinge und sah, dass die Hand des Kriegers darauf lag. Als sein Blick weiter nach oben wanderte, sah er in die Augen des Mannes und grinste gequält, denn der stämmige Krieger schüttelte den Kopf und lächelte ihn mit braunen, fauligen Zähnen an.
    Das Horn wurde von der ersten alten Blauhaut gehalten, die Marcus zu sehen bekam. Er musste ungefähr fünfzig sein und hatte, im Gegensatz zu den harten, muskulösen Körpern der jüngeren Kämpfer, einen dicken Bauch, der sein Gewand ausbeulte und hin und her wackelte, wenn er seine dünnen Arme bewegte. Er musste einer der Anführer sein, denn die Krieger reagierten unverzüglich auf seine laut ausgestoßenen Befehle. Drei gewandte Burschen zückten ihre langen Schwerter und nickten Freunden im Kreis zu. Kleine Trommeln wurden hervorgeholt, und kurz darauf ertönte ein schneller Rhythmus. Die drei Männer standen entspannt da, die Trommeln wurden lauter, und sie bewegten sich mit einer Geschwindigkeit, die Marcus nicht für möglich gehalten hätte. Die Schwerter sahen aus wie Strahlen im Morgenlicht, und die Bewegungen gingen fließend ineinander über, völlig anders als die Schrittfolgen der römischen Tänze, die Marcus gelernt hatte.
    Er erkannte, dass da ein Kampf vorgeführt wurde, allerdings eher als Tanz denn als gewaltsamer Wettstreit. Die Männer wirbelten und sprangen umher, und ihre Schwerter zerschnitten summend die heiße Nachtluft.
    Fasziniert folgte Marcus der Darbietung, bis die Männer schließlich wieder ihre entspannte Haltung einnahmen und die Trommeln leiser wurden. Die Krieger jauchzten, und Marcus tat es ihnen ohne jede Scham nach. Erst als der alte Mann auf ihn zukam, verkrampfte er sich wieder ein wenig.
    »Dir gefällt? Sie sind gut?«, fragte ihn der Mann mit schwerem Akzent.
    Marcus verbarg seine Verwirrung und stimmte mit absichtlich nichtssagender Miene zu.
    »Diese Männer haben kleine Burg genommen. Sie sind Krajka, die Besten von uns, ja?«
    Marcus nickte.
    »Eure Leute gut gekämpft, aber die Krajka schon kämpfen üben, wenn sie stehen, noch kleine Kinder, ja? Wir so nehmen alle eure hässliche Burge, ja? Stein von Stein, und Asche verstreut? Das tun wir.«
    »Wie viele … Krajka gibt es?«, fragte Marcus.
    Der Alte lächelte und zeigte ihm seine letzten drei Zähne, die in schwarzem Zahnfleisch steckten.
    »Nicht genug. Wir üben mit Soldaten, die heute gekommen mit dir. Andere Krieger müssen sehen, wie kämpfen deine Leute, ja?«
    Marcus sah ihn ungläubig an. Für die Besatzung im Lager sah die Zukunft wirklich nicht rosig aus. Man hatte sie in die Sicherheit der Mauern fliehen lassen, nur damit die jungen Blauhäute an den erschöpften Verteidigern ihre ersten Erfahrungen machen konnten. Es war eine grausige Vorstellung. Die Legion hielt die Blauhäute für Kreaturen, deren Intelligenz die von Tieren kaum überschritt. Jeder von ihnen, der gefangen genommen wurde, verlor schier den Verstand, zerbiss seine Fesseln und brachte sich, wenn er nicht entfliehen konnte, mit irgendeinem spitzen Gegenstand um. Dieser Beweis sorgfältiger Planung und die Tatsache, dass einer von ihnen eine zivilisierte Sprache sprach, zeugte von einer Bedrohung, die sie bislang nicht ernst genug genommen hatten.
    »Warum haben mich die Männer nicht getötet?«, fragte Marcus. Der Alte beugte sich dichter zu ihm, und Marcus musste sich zwingen, ruhig zu blieben, als ihm der säuerliche Geruch aus seinem Mund ins Gesicht schlug.
    »Sie sehr beeindruckt. Du tötest drei Männer mit kurzem Schwert. Tötest wie Mann, nicht mit Bogen oder Speer werfen. Sie bringen dich her zu mir, damit ich sehen kann, ja?«
    Eine Sehenswürdigkeit, ein Römer, der gut töten konnte. Bevor

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