Imperator 01 - Die Tore von Rom
Legionäre waren bei dem Angriff niedergemetzelt worden, dazwischen lagen fast dreißig reglose blaue Leiber, deren Blut im Sand ihres Landes versickerte. Es war ein grausiger Anblick, und die Fliegen fanden sich bereits in Scharen zu diesem Festmahl ein. Während Marcus nach Peppis rief, damit er ihm eine Feldflasche mit Wasser brachte, hatte Peritas bereits mit der Neueinteilung der Wachen begonnen und die Offiziere zu sich gerufen, um sich kurz Bericht erstatten zu lassen. Marcus hatte die Flasche von Peppis entgegengenommen und trottete an die Spitze der Kolonne.
Peritas sah aus, als hätten ihm Hitze und Staub im Laufe der Jahre sämtliche Feuchtigkeit entzogen und nur noch ein Stück Hartholz zurückgelassen, aus dem ein Paar Augen mit amüsierter Gelassenheit blickte. Von der ganzen Gruppe war er der Einzige, der beritten war. Er nickte, als Marcus salutierte.
»Wir könnten umkehren, aber ich bin der Meinung, dass wir das Schlimmste, was sie momentan zu bieten haben, jetzt hinter uns haben. Ich glaube, wenn wir die Leichen zurückbringen, wäre das ein kleiner Sieg für die Wilden, also ziehen wir weiter. Bindet die Toten auf die Karren und wechselt die Wachen aus. Ich möchte die ausgeruhtesten Männer als Späher haben, nur für alle Fälle. Die Männer, die den Feind überrascht und dazu gezwungen haben, sich früh zu zeigen, haben ihre Sache sehr gut gemacht und damit wahrscheinlich ein paar römische Leben gerettet. Es sind nur noch dreißig Meilen bis zu dem Lager in den Bergen, also beeilen wir uns lieber. Noch Fragen?«
Marcus blickte zum Horizont. Es gab nichts zu fragen. Männer starben, wurden eingeäschert und nach Rom zurückgeschickt. So war das Soldatenleben. Wer überlebte, wurde befördert. Ihm war nie klar gewesen, dass Glück eine so große Rolle spielte, wie es der Fall zu sein schien, doch Renius hatte nur genickt, als er ihn danach gefragt hatte, und hatte darauf hingewiesen, dass ein Pfeil, auch wenn die Götter ihre Lieblingshelden hatten, sich nicht darum scherte, wen er tötete.
Richtigen Ärger gab es, als die erschöpfte Kompanie nur noch ein paar Meilen vor sich hatte. Immer wieder waren unterwegs hier und da Blauhäute zu sehen gewesen, die sie aus dem Unterholz hervor beobachteten, doch die Legionäre waren nicht mehr zahlreich genug, um dem Gegner einen Trupp entgegenzuschicken, und da die Blauhäute sie nicht von weitem beschossen hatten, ignorierten die Soldaten die Wilden so gut es ging und hielten stets eine Hand auf dem Schwertknauf.
Je näher sie dem Lager kamen, desto mehr Feinde sahen sie. Mindestens zwanzig von ihnen hielten über dem Pfad am Berghang mit ihnen Schritt, wobei sie Bäume und Unterholz als Deckung benutzten, gelegentlich aber auch ins Freie traten und die verbissenen römischen Soldaten laut johlend verhöhnten. Peritas hatte eine finstere Miene aufgesetzt, ließ sein Pferd aber unvermindert weitertrotten und nahm die Hand nicht mehr vom Schwertgriff.
Marcus wartete die ganze Zeit darauf, dass ein Speer geschleudert wurde. Er stellte sich vor, wie ihn einer der blauen Krieger ins Visier nahm und spürte deutlich die Stelle zwischen den Schulterblättern, wo die Speerspitze eindringen würde. Sie trugen zweifellos Speere, schienen sich aber zu scheuen, sie zu werfen, zumindest war es bisher so gewesen. Was die Stelle zwischen den Schulterblättern nicht daran hinderte, zu jucken. Er sehnte die Ankunft im Lager herbei und fürchtete zugleich das, was sie dort vorfinden mochten. Es mussten sich mehrere Stämme zusammengeschlossen haben; mit Sicherheit hatte noch keiner der Männer so viele Blauhäute auf einmal gesehen. Falls einer von ihnen überlebte und der Legion über den Vorfall Bericht erstatten konnte, musste er sie unbedingt warnen, dass die Stämme an Zahl und Dreistigkeit zugenommen hatten.
Endlich kamen sie um eine Wegbiegung und sahen die letzte Wegstrecke vor sich, eine halbe Meile steil ansteigendes Gelände bis hinauf zu einer kleinen Festung auf einem grauen Hügel. Rings um die steinige Erhebung streiften noch mehr blaue Männer durch das flache Land. Einige von ihnen hatten sogar in Sichtweite der Festung ihr Lager aufgeschlagen und beobachteten die Karawane aus schmalen Augen. Hinter den Römern waren Schritte auf Stein zu hören, und Steine, die von huschenden, nackten Füßen gelöst wurden, rutschten und polterten den Hang hinunter. Die Nerven eines jeden Mannes waren aufs Äußerste gespannt, als sie sich an den langsamen
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