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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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Überzahl, mehr aber auch nicht. Aber vergiss nicht, sie haben es schon einmal eingenommen.«
    Marcus verstummte, als in der einsetzenden Dunkelheit Gesang einsetzte. Wenn er sich sehr anstrengte, konnte er tanzende Gestalten vor den Flammen der Lagerfeuer erkennen.
    »Die amüsieren sich ja prächtig«, murmelte er. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Der Brunnen im Fort war mit verwesendem Fleisch vergiftet und alles Essbare weggeschafft worden. Die Wahrheit war, wenn die Verstärkung nicht in einem, spätestens in zwei Tagen eintraf, würde der Durst den Blauhäuten die Arbeit abnehmen. Vielleicht lag es in ihrer Absicht, dass die Römer mit trockenen Kehlen in der brennenden Sonne starben. Das würde zu den grausamen Geschichten passen, die sie über sie gehört hatten, und die nun, als die Nacht sich über die Festung legte, von den nervösen Soldaten wieder ausgegraben wurden.
    Peppis spähte über die Mauer in die Dämmerung und schnaubte verächtlich. »Da unten pisst einer an die Wand«, sagte er mit einer Stimme, die zwischen Zorn und Belustigung schwankte.
    »Sieh dich vor! Beug dich nicht zu weit hinaus, und nimm den Kopf nicht so hoch«, erwiderte Marcus, während er den eigenen Kopf dichter an den grob behauenen Stein drückte und versuchte, über den Rand zu schauen, ohne allzu viel von sich zu zeigen.
    Direkt unter ihnen stand ein schwankender Wilder, das Gemächt in der Hand, und besprengte das Lager in kurzen, schwungvollen Bögen mit dunklem Urin. Die grinsende Gestalt bemerkte die Bewegung über sich, zuckte zusammen und zog sich rasch zurück. Dabei winkte er den beiden, die ihn beobachteten, mit der Hand zu und schüttelte sein Geschlechtsteil in ihre Richtung.
    »Der hat wohl ein bisschen zu viel getrunken«, murmelte Marcus und musste unwillkürlich grinsen. Er sah zu, wie der Mann einen prallen Weinschlauch um den Körper nach vorn zog und kräftig daran sog, wobei er mehr verschüttete, als er trank. Mit trüben Augen stieß der Bursche den Pfropfen wieder hinein, fuchtelte wieder in Richtung Mauer hin und rief etwas in seiner verwaschenen, unverständlichen Sprache.
    Da die beiden ihm eine Antwort schuldig blieben, drehte er sich um, machte zwei Schritte und fiel vornüber.
    Marcus und Peppis beobachteten ihn. Er rührte sich nicht.
    »Der ist nicht tot. Ich sehe, dass sich seine Brust bewegt. Der ist höchstens sturzbesoffen«, flüsterte Peppis. »Eher ist das eine Falle. Diese Blauhäute sollen ziemlich hinterlistig sein.«
    »Kann sein, aber ich sehe nur einen von ihnen, und mit einem kann ich’s aufnehmen. Den Wein könnten wir gut gebrauchen. Ich jedenfalls«, erwiderte Marcus. »Ich gehe da runter. Hol mir ein Seil. Ich lass mich an der Mauer herunter, und bevor es brenzlig wird, bin ich wieder oben.«
    Peppis machte sich sogleich auf den Weg, und Marcus behielt die bäuchlings daliegende Gestalt und das umliegende Gelände im Auge. Er wog das Risiko ab und grinste spöttisch. Wenn sie ohnehin alle in der Nacht oder im Morgengrauen sterben mussten, warum sollte er dann noch auf irgendwelche Risiken Rücksicht nehmen? Das Problem verflüchtigte sich, und er spürte, wie seine Anspannung nachließ. Den fast sicheren Tod vor Augen zu haben, hatte etwas ziemlich Beruhigendes. Zumindest konnte er auf diese Weise noch einen Schluck trinken. Der Weinschlauch hatte jedenfalls so voll ausgesehen, als wäre für jeden von ihnen ein Becher drin.
    Peppis knotete ein Seilende fest und ließ das andere Ende geräuschlos an der zwanzig Fuß hohen Mauer hinunter. Marcus vergewisserte sich, dass sein Gladius fest saß und fuhr dem Jungen durchs Haar.
    »Bis gleich«, flüsterte er, schwang ein Bein über die Brustwehr und verschwand in der Dämmerung. Inzwischen war es fast dunkel geworden, sodass Peppis ihn kaum erkennen konnte, als er mit gezücktem Schwert auf die immer noch reglos am Boden liegende Gestalt zuschlich.
    Marcus spürte wieder dieses Jucken und biss die Zähne zusammen. Etwas stimmte hier nicht, doch es war zu spät, um den Kopf wieder aus der Schlinge zu ziehen. Er schob einen Fuß vor, tippte den betrunkenen Wilden an und war nicht überrascht, als der Mann plötzlich aufsprang. Marcus zerquetschte ihm die Kehle, bevor sich der Triumph ganz auf seinem Gesicht abzeichnen konnte. Dann erhoben sich zwei weitere blaue Männer aus dem Staub. Es war ihre Anwesenheit, die er gespürt hatte. Sie hatten sich in den Boden eingegraben und seit Stunden mit unmenschlicher Disziplin absolut

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