Imperator 01 - Die Tore von Rom
seines Körpers mit wütendem Pochen beantwortet wurden. Sein Mund war trocken, er konnte weder sprechen noch die Augen offen halten. Die Dunkelheit war rot und weich, er wollte wieder in ihr versinken, weil er sich noch nicht für die Kämpfe des Bewusstseins bereit fühlte.
»Ich habe den durchstoßenen Blinddarm entfernt und die zerschnittenen Adern abgebunden. Er hat viel Blut verloren, und es wird eine Weile dauern, bis es wieder ersetzt ist, aber er ist jung und stark.« Die Stimme eines Fremden … einer der Ärzte des Gutes? Gaius wusste es nicht, es war ihm auch egal. Wenn er nicht sterben musste, sollten sie ihn doch einfach in Ruhe lassen, damit er wieder gesund werden konnte.
»Der Arzt meiner Frau sagt, du bist ein Scharlatan.« Die unerbittliche Stimme seines Vaters.
»Er hätte eine solche Wunde nicht operiert. Also hast du nichts verloren, oder? Ich habe schon einmal einen Blinddarm entfernt; die Operation muss nicht tödlich verlaufen. Das Problem ist das Fieber, das noch kommen wird und gegen das er alleine ankämpfen muss.«
»Mir wurde gesagt, dieser Eingriff sei stets tödlich. Der Blinddarm schwillt an und platzt. Man kann ihn nicht einfach so entfernen, wie man einen Finger abschneiden würde.« Sein Vater klang müde, dachte Gaius.
»Trotzdem habe ich es getan. Ich habe auch den alten Mann verbunden. Auch er wird sich wieder erholen, auch wenn er wohl nie wieder kämpfen wird, so wie seine linke Schulter zugerichtet ist. Alle werden es überleben. Und du solltest jetzt schlafen.«
Gaius hörte Schritte näher kommen, spürte die warme, trockene Handfläche seines Vaters auf seiner feuchten Stirn.
»Er ist mein einziges Kind, Cabera; wie soll ich da schlafen? Würdest du schlafen, wenn es dein Kind wäre?«
»Ich würde schlafen wie ein Neugeborenes. Wir haben alles getan, was in unserer Macht steht. Ich werde weiter bei ihm wachen, aber du solltest dich ausruhen.« Die andere Stimme schien freundlich, hatte aber nicht den weichen Tonfall der Ärzte, die sich um seine Mutter kümmerten. Man konnte einen fremden Akzent heraushören, einen wohlklingenden Rhythmus.
Gaius sank wieder in tiefen Schlaf, als läge ein dunkles Gewicht auf seiner Brust. Während er in Fieberträume hinüberglitt und sekundenweise wieder daraus hervordämmerte, konnte er die Stimmen immer gerade noch wahrnehmen.
»Warum hast du die Wunde nicht mit Stichen geschlossen? Ich habe schon viele Wunden von Kämpfen gesehen, aber wir vernähen und verbinden sie …«
»Deshalb gefallen dem Griechen meine Methoden auch nicht. Der Eiter, der sich in der Wunde bildet, wenn das Fieber stärker wird, muss abfließen können. Wenn ich sie fest verschließe, kann der Eiter nirgendwohin und vergiftet sein Fleisch. Dann stirbt er mit Sicherheit, so wie die meisten anderen auch. Meine Methode könnte seine Rettung sein.«
»Wenn er stirbt, schneide ich dir deinen Blinddarm höchstpersönlich heraus.«
Ein meckerndes Lachen ertönte, dann ein paar Worte in einer fremden Sprache, die durch Gaius’ Träume hallten.
»Es würde dir schwer fallen, ihn zu finden. Hier ist die Narbe, die ich habe, seit mein Vater meinen vor vielen Jahren entfernt hat … mit einem Ablauf für den Eiter.«
»Ich werde deinem Urteil vertrauen«, erwiderte Gaius’ Vater entschlossen. »Wenn er überlebt, gebührt dir mein Dank und noch mehr.«
Gaius erwachte, als eine kühle Hand seine Stirn berührte. Er sah in blaue Augen, die hell in einem walnussfarbenen Gesicht leuchteten.
»Ich heiße Cabera, Gaius. Es freut mich, dich endlich kennen zu lernen, und das in einem solchen Augenblick deines Lebens. Ich bin Tausende von Meilen gereist. Dass ich genau in dem Moment angekommen bin, als ich gebraucht wurde, gibt einem den Glauben an die Götter zurück, nicht wahr?«
Gaius konnte nicht antworten. Seine Zunge lag dick und reglos in seinem Mund. Als hätte er seine Gedanken gelesen, beugte sich der alte Mann vor und führte eine flache Schale mit Wasser an seine Lippen.
»Trink ein bisschen. Das Fieber brennt dir die Feuchtigkeit aus dem Leib.«
Die wenigen Tropfen rannen in seinen Mund und lösten den klebrigen Speichel, der sich dort gesammelt hatte. Gaius hustete und schloss die Augen wieder. Cabera sah auf den Jungen hinab und seufzte kurz. Er vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war und legte seine knochigen, alten Hände auf die Wunde, rings um das dünne Holzröhrchen, aus dem immer noch eine zähe Flüssigkeit tropfte.
Diesen
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