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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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hätte, wäre er nicht zum Symbol für alle Legionen geworden, womit er sich allgemeiner Beliebtheit erfreute. Es waren in erster Linie Offiziere, die sie anhielten und sich danach erkundigten, und bei dem Gedanken, dass sie von einem kleinen Gassenjungen gestohlen worden war, ballte sie beim Gehen die Fäuste, während ihr der Mantel ohne die Spange immer wieder von der Schulter rutschte und ständig wieder hochgezogen werden musste.
    Er war nicht nur ein Dieb, sondern auch ein Dummkopf, dachte sie. Wie kam er nur auf den Gedanken, dass er nicht erwischt werden würde? Vielleicht – diese beunruhigende Möglichkeit bestand allerdings – war der Junge schon zu sehr an Bestrafungen gewöhnt und bereit, für die Brosche alles über sich ergehen zu lassen, wenn er sie nur behalten konnte. Wütend schüttelte Alexandria den Kopf und malte sich leise murmelnd aus, was sie tun würde, sobald sie ihn zu Gesicht bekam. Er schämte sich für nichts, nicht einmal vor seiner Mutter. Das hatte sie gesehen, als die Schlachterjungen wegen des Fleischs kamen, das er gestohlen hatte.
    Vielleicht war es besser, die Angelegenheit Atia gegenüber nicht zu erwähnen. Der Gedanke daran, die Erniedrigung in ihrem Gesicht sehen zu müssen, war zu schmerzlich. Schon nach weniger als einer Woche in ihrer neuen Bleibe hatte Alexandria die Frau ins Herz geschlossen. Sie besaß Stolz und eine gewisse Würde. Leider schien der Sohn nichts davon abbekommen zu haben.
    Tabbics Laden war gegen Ende der Aufstände vor zwei Jahren beschädigt worden. Alexandria hatte ihm beim Wiederaufbau geholfen und ein wenig Tischlern gelernt, als er eine neue Tür und neue Werkbänke gebaut hatte. Seine Lebensgrundlage hatte er gerettet, indem er die wertvollen Metalle rechtzeitig in seine eigene Wohnung über dem Laden gebracht und sich dort gegen die Banden von Raptores verbarrikadiert hatte, die plündernd umherzogen, während die Stadt im Chaos versank. Als sich Alexandria dem bescheidenen kleinen Haus näherte, beschloss sie, sich nichts von ihrer Verärgerung anmerken zu lassen. Sie schuldete ihm viel, und nicht nur, weil sie die schlimmste Zeit in der Geborgenheit seiner Familie hatte verbringen dürfen. Es bedurfte keiner Worte, aber sie stand in Tabbics Schuld, und sie hatte sich geschworen, diese Schuld zu begleichen.
    Als sie die Eichentür öffnete, wurde sie von schrillem Geschrei empfangen. Befriedigung blitzte in ihren Augen auf, als sie Tabbic erblickte, der den wild um sich schlagenden Octavian mit einem muskulösen Arm in die Luft hielt. Der Kunstschmied sah bei dem Geräusch der sich öffnenden Tür auf und drehte den Jungen zu Alexandria hin.
    »Du wirst es nicht glauben, was mir der Bengel hier gerade verkaufen wollte«, sagte er.
    Octavian zappelte noch wilder, als er sah, wer gerade hereingekommen war. Er trat nach dem Arm, der ihn anscheinend ohne jede Mühe in die Luft hielt. Tabbic achtete nicht darauf.
    Alexandria schoss quer durch die Werkstatt auf die beiden zu.
    »Wo ist meine Spange, du kleiner Dieb?«, wollte sie wissen.
    Tabbic öffnete die andere Hand. Darin lag der silberne Adler. Alexandria nahm die Spange und steckte sie sich wieder an.
    »Der Bursche kam hier einfach rotzfrech hereinmarschiert und sagte, ich solle ihm ein Angebot machen!«, knurrte Tabbic wütend. Als ein Mensch, der selbst ehrlich lebte, verachtete er all jene, die glaubten, sich mit Stehlen ein leichtes Leben machen zu können. Noch einmal schüttelte er Octavian, der wimmerte und dann wieder um sich trat, während seine Augen nach einer Fluchtmöglichkeit suchten.
    »Was sollen wir mit ihm machen?«, fragte Tabbic.
    Alexandria dachte eine Weile nach. So verlockend es auch sein mochte, den Jungen die ganze Straße hinunterzuprügeln, würde er sich doch mit seinen kleinen Fingern jederzeit wieder an ihrem Eigentum vergreifen können, das war ihr klar. Sie brauchte eine dauerhaftere Lösung.
    »Ich denke, ich könnte seine Mutter davon überzeugen, ihn für uns arbeiten zu lassen«, sagte sie nachdenklich.
    Tabbic ließ Octavian so weit herunter, bis seine Füße den Boden berührten. Augenblicklich biss ihn der Junge in die Hand, und Tabbic hob ihn lässig wieder in die Luft, wo er in ohnmächtiger Wut an seiner Faust baumelte.
    »Das ist doch wohl nicht dein Ernst? Der ist doch nichts weiter als ein Tier!«, sagte Tabbic und betrachtete die schmerzhaften weißen Zahnabdrücke auf seinen Fingerknöcheln.
    »Du kannst ihm etwas beibringen, Tabbic. Er hat

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