Imperator 02 - König der Sklaven
schwitzen begann.
»Na gut«, sagte er leise. »Werft ihn den Haien vor und bringt mir den Nächsten.«
»Jawohl, Herr«, erwiderten die Soldaten gleichzeitig.
Nun schien der Mann zum Leben zu erwachen. Den ganzen Weg bis zur Reling schrie er und wehrte sich verzweifelt. Dort hielten sie ihn ein paar Augenblicke lang fest, während einer der Rekruten ein Messer aus dem Gürtel zog. Der andere schaute ihn fragend an. Er zuckte die Achseln und schnitt die Riemen durch, die die Hände des Piraten zusammenhielten, ehe er ihn über das Geländer hob, wo er schreiend mit einem lauten Platschen ins Meer stürzte.
Der Soldat steckte seinen Dolch weg und trat dann zu dem anderen, um den wild strampelnden Piraten im Wasser unter ihnen zu beobachten.
»Ich dachte nur, er sollte eine Chance haben«, sagte er.
Sie beobachteten, wie drei dunkle Schatten auf den zappelnden Mann zuglitten. Die Haie folgten dem Schiff, seit sie die ersten Leichen über Bord geworfen hatten. Der Pirat sah sie kommen und fing an, im Wasser zu toben und um sich zu schlagen. Dann wurde er unter die Oberfläche gezogen, und die beiden Soldaten gingen los, um den nächsten Mann zum Verhör zu holen.
Der zweite konnte nicht schwimmen und ging einfach unter. Der dritte verfluchte sie die ganze Zeit über, während der Fragen und auf dem Weg über die Reling, bis auch er unter Wasser gezerrt wurde. Weitere Haie hatten sich im Wasser versammelt und glitten in dem blutigen Schaum übereinander hinweg, während sie um das Fleisch kämpften.
Der vierte Mann fing sofort an zu reden, als Julius ihm die Fragen stellte.
»Ihr werdet mich so oder so umbringen«, sagte er.
»Nicht, wenn du mir sagst, was ich wissen will«, antwortete Julius.
Der Mann sackte erleichtert zusammen. »Dann bin ich der Kapitän. Tötest du mich jetzt nicht?«
»Wenn du mir sagen kannst, wo Celsus ist, hast du mein Wort«, sagte Julius und beugte sich zu ihm vor.
»Im Winter fährt er nach Samos, in Asien. Das liegt auf der anderen Seite der Griechischen See.«
»Den Namen kenne ich nicht«, sagte Julius misstrauisch.
»Es ist eine große Insel vor der Küste, in der Nähe von Milet. Die römischen Schiffe patrouillieren nicht in dieser Gegend, aber ich bin schon dort gewesen. Ich sage dir die Wahrheit!«
Julius glaubte dem Mann und nickte.
»Ausgezeichnet. Wir machen uns sofort auf den Weg dorthin. Wie weit ist es?«
»Einen Monat, allerhöchstens zwei.«
Bei dieser Antwort furchte Julius die Stirn. Sie würden irgendwo anlegen und Proviant besorgen müssen, was stets ein Risiko bedeutete. Er blickte zu den beiden Soldaten auf.
»Werft die anderen den Haien vor.«
Der Piratenkapitän blickte bei dem Befehl finster drein. »Aber mich nicht. Du hast gesagt, du lässt mich am Leben.«
Julius stand langsam auf. »Ich habe durch deinesgleichen gute Freunde verloren, und auch ein Jahr meines Lebens.«
»Du hast mir dein Wort gegeben! Du brauchst mich, um euch dorthin zu führen. Ohne mich findet ihr die Stelle nie«, sagte der Pirat schnell, und seine Stimme überschlug sich vor Angst.
Julius ignorierte ihn und richtete das Wort an die Soldaten, die seine Arme festhielten.
»Sperrt ihn an einem sicheren Ort ein.«
Als sie gegangen waren, saß Julius alleine in der Kabine und hörte, wie die restlichen Piraten an Deck gezerrt und über Bord geworfen wurden. Er blickte auf seine Hände hinunter, als der Lärm endlich geendet hatte und er wieder nur das Knarren und Ächzen eines Schiffes unter Segeln hörte. Er hatte damit gerechnet, Scham oder Gewissensbisse wegen seines Befehls zu empfinden, aber überraschenderweise passierte nichts dergleichen. Dann schloss er die Tür, damit er um Pelitas weinen konnte.
18
Alexandria seufzte wütend, als sie sah, dass an den Sachen, die sie am Abend zuvor zusammengefaltet weggelegt hatte, ihre Spange fehlte. Wie ein kurzer Blick in die anderen Zimmer ergab, hatte Octavian das Haus schon früh verlassen. Mit energisch vorgerecktem Kinn schloss Alexandria die Haustür hinter sich und machte sich auf den Weg in Tabbics Werkstatt. Es ging ihr nicht nur um das wertvolle Silber oder die vielen Arbeitsstunden, die sie auf das Schmieden und Polieren der Spange verwendet hatte. Es war die einzige, die sie eigens für sich gemacht hatte, und viele Leute, die das Stück gesehen und sie darauf angesprochen hatten, waren später zu ihren Kunden geworden. Das Motiv war ein einfacher Adler, den sie kaum für ihre eigene Schulter ausgewählt
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