Imperator 02 - König der Sklaven
wurden mit den Riemen gefesselt, die für die Mannschaft der Ventulus gedacht gewesen waren. Es war schnell getan, auch wenn Julius ein Mannschaftsmitglied zurückhalten lassen musste, dass seinem vormaligen Peiniger gegen den Kopf getreten hatte, nachdem man ihn gefesselt hatte.
»Zehn Peitschenhiebe für diesen Mann«, befahl Julius mit fester und kräftiger Stimme. Seine Männer hielten den Seemann fest gepackt, während die restliche Mannschaft der Ventulus Blicke wechselte. Julius starrte sie streng an. Er wusste, wie wichtig es war, dass sie seine Befehle befolgten. Auf sich alleine gestellt, hätten sie die Gefangenen wahrscheinlich zerstückelt und ihrem jahrelang aufgestauten Hass in einer Orgie der Folter und der Gewalt freien Lauf gelassen. Keiner der Seeleute konnte ihm in die Augen sehen, und schließlich lösten sie sich von den Gruppen der sich gegenseitig beglückwünschenden Männer. Endlich wandte sich Julius ab, um das weitere Vorgehen zu überwachen. Die Ruderer, vor denen er sich gefürchtet hatte, konnte man unter Deck vor Entsetzen über die Kampfgeräusche schreien hören. Er würde Männer nach unten schicken, um sie zu beruhigen.
»Julius! Hier drüben!«, rief eine Stimme.
Prax stützte Pelitas’ Oberkörper und presste eine Hand auf eine offene Wunde weit oben in der Brust. Der Mund seines Freundes war voller Blut, und als Julius ihn sah, wusste er, dass es keine Hoffnung für ihn gab. Cabera hätte ihn vielleicht retten können, aber niemand sonst.
Pelitas röchelte leise. Seine Augen waren geöffnet, aber sie nahmen nichts mehr wahr. Jeder harsche Atemzug ließ mehr Blut von seinen Lippen tröpfeln. Julius hockte sich neben die beiden, und viele andere umringten sie und verdeckten die Sonne. Während sie schweigend zusahen, schienen sich die Sekunden zu dehnen, bis der gequälte Atem schließlich erstarb und der helle Blick sich in ein glasiges Starren verwandelte.
Julius stand auf und sah auf die Leiche seines Freundes hinab. Er gab zweien seiner Männer ein Zeichen.
»Helft Prax, ihn unter Deck zu bringen. Ich werfe keinen von uns zusammen mit denen ins Meer.« Ohne ein weiteres Wort ging er davon, und von ihnen allen verstanden nur die Offiziere der Accipiter , warum er sich so unnahbar geben musste. Der Kommandant durfte vor seinen Männern kein Zeichen der Schwäche zeigen, und jetzt zweifelte keiner von ihnen mehr daran, wer sie anführte. Selbst Gaditicus hielt den Kopf gesenkt, als Julius allein an ihm vorbeischritt.
Nachdem beide Schiffe für die Nacht gesichert waren, gesellte sich Julius zu den anderen Offizieren der Accipiter , um auf Pelitas zu trinken, der den Weg nicht bis zu Ende mitgehen konnte.
Vor dem Einschlafen schritt Gaditicus mit Julius auf dem mondbeschienenen Deck der Ventulus auf und ab. Lange schwiegen sie und hingen ihren Erinnerungen nach, aber als sie vor den Stufen standen, die nach unten führten, ergriff Gaditicus seinen Arm.
»Das Kommando gehört dir.«
Julius sah ihn an, und der ältere Mann spürte die Kraft seiner Persönlichkeit. »Ich weiß«, sagte er nur.
Gaditicus lächelte gequält. »Das ist mir klar geworden, als du gefallen bist. Alle Männer sind hinter dir hergestürmt, ohne auf irgendwelche Befehle zu warten. Ich glaube, sie werden dir überallhin folgen.«
»Ich wollte, ich wüsste, wohin ich sie führe«, sagte Julius leise. »Vielleicht weiß einer der Männer, die wir gefangen genommen haben, wo Celsus steckt. Aber das finden wir morgen früh heraus.« Er blickte zu der Stelle auf dem Deck, wo Pelitas gefallen war. »Peli hätte sich köstlich amüsiert, als ich so ausgerutscht bin. Es wäre eine lächerliche Art gewesen, zu sterben.«
Während er sprach, schmunzelte er ohne Heiterkeit. Sein kühner Angriff bis direkt vor die Füße des Feindes. Gaditicus lachte nicht. Er klopfte ihm fest auf die Schulter, doch der junge Mann schien es nicht zu spüren.
»Er wäre nicht gestorben, wenn ich nicht nach Celsus gesucht hätte. Ihr wärt jetzt alle wieder in Rom, und auf euren Namen würde keine Schande lasten.«
Gaditicus packte seine Schulter und drehte ihn sanft um, bis Julius ihn ansah.
»Warst du nicht derjenige, der gesagt hat, wir sollten uns nicht die Köpfe darüber zerbrechen, was hätte sein können? Wir alle würden gern kehrtmachen und bessere Entscheidungen treffen, aber so funktioniert das nun einmal nicht. Wir haben nur eine Chance, selbst wenn alles davon abhängt. Ich hätte mit der Accipiter nicht
Weitere Kostenlose Bücher