Imperator 02 - König der Sklaven
bewaffnet, wie ihr es vermögt.«
Der bedrängte Älteste wollte abermals etwas entgegnen, doch Julius fiel ihm ins Wort, wobei er die Stimme nur wenig hob. »Ich hoffe, ich brauche hier nicht noch einmal die Voraussetzungen für ihren Ruhestand zu erörtern. Es wäre ein Angriff auf ihre Ehre, wenn ich sie daran erinnern müsste, dass ihnen unter der Bedingung Land überlassen wurde, dass sie jederzeit wieder antreten, sobald Rom nach ihnen ruft. Es ist so weit – die Stadt ruft. Schick sie heraus.«
Der Älteste drehte sich um und rannte beinahe in den Ratssaal zurück. Julius wartete, während seine Männer hinter ihm stramm standen. Er hatte genug von der Verzögerungstaktik des Stadtrats, und allmählich verspürte er auch kein Mitgefühl mehr mit diesen Städtern. Sie lebten in einem eroberten Land, und die entfernte Gefahr eines Aufstands war nun Wirklichkeit geworden. Glaubten sie etwa, sie könnten ihn hinter ihren schönen Mauern aussitzen? Er fragte sich, was wohl geschehen wäre, wenn Mithridates vor ihm hier eingetroffen wäre. Er wäre jede Wette eingegangen, dass sie ihm aus Angst um ihre Familien die Treue geschworen, die Tore geöffnet und im Staub vor ihm gekniet hätten.
»Da kommt jemand die Hauptstraße herauf«, sagte Gaditicus hinter ihm.
Julius drehte den Kopf nach links und lauschte auf den gleichmäßigen Schritt von mindestens einer Zenturie Legionäre. Er fluchte leise. Eine Konfrontation mit einem anderen Offizier der regulären Legion hatte ihm gerade noch gefehlt.
Als die Einheit in Sicht kam, machte Julius’ Herz einen Sprung.
»Legionäre … halt!«, ertönte eine raue Stimme, und der Befehl hallte von den Mauern rings um den kleinen Platz wider.
Einer von Julius’ Männern pfiff leise bei dem Anblick, der sich ihnen bot. Die Männer waren alt. Sie trugen Rüstungen, die teilweise aus der Zeit von vor fünfzig Jahren stammten, mit einfacheren Metall- und Kettenpanzern. Ihre Körper zeigten die Spuren jahrzehntelanger Kriege. Einigen fehlte ein Auge oder eine Hand. Andere hatten uralte, schlecht genähte Narben im Gesicht und auf den Gliedern, die ihre Haut in langen Halbkreisen überzogen.
Der Kommandeur war ein kräftiger Mann mit kahl rasiertem Schädel und muskulösen Schultern. Sein Gesicht war voller Falten, aber er vermittelte immer noch einen Eindruck von Stärke, der Julius entfernt an Renius erinnerte. Instinktiv erkannte er in Julius, der sich ein Stück weit von den anderen entfernt hielt, den Befehlshaber und salutierte vor ihm.
»Quertorus Far meldet sich zur Stelle, Herr. Wir dachten, ehe der Rat noch den ganzen Tag mit Reden verbringt, erteilen wir uns selbst den Befehl zum Ausrücken. Die Veteranen sind zur Musterung bereit, Herr.«
Julius nickte und folgte ihm, während immer mehr Legionäre auf den Platz hinaustraten und sich in sauberer Formation aufstellten.
»Wie viele sind es?«, fragte er und versuchte den Wert der Weißbärte einzuschätzen, die vor ihm in der Wintersonne strammstanden.
»Insgesamt fast vierhundert, Herr, aber einige sind noch von weiter entfernt liegenden Höfen hierher unterwegs. Bis zum Einbruch der Dunkelheit müssten alle hier sein.«
»Und das Durchschnittsalter?«, fuhr Julius fort.
»Es sind Veteranen, Herr. Das heißt, sie sind alt. Aber sie haben sich alle freiwillig gemeldet, und sie sind so zäh und hart, wie du sie brauchst, wenn du Mithridates ausräuchern willst. Sie werden ein paar Tage zusammen exerzieren müssen, aber bedenke, sie haben alle mehr als eine Prüfung bestanden. Viele Männer sind im Lauf der Jahre für Rom gestorben. Diese hier haben überlebt.«
Der Mann trug eine anmaßende Miene zur Schau, aber Julius hörte den Glauben in seinen Worten, mit denen der Glatzkopf den jungen Offizier, der auf der Suche nach einer Armee in ihre Stadt gekommen war, beruhigen wollte.
»Und du, Quertorus? Befehligst du sie?«
Der glatzköpfige Mann lachte, ein kurzes, rasselndes Geräusch, das sofort wieder abrupt endete.
»Ich nicht, Herr. Der Rat denkt wahrscheinlich, er täte es, aber die meisten dieser Männer gehen schon seit langem ihre eigenen Wege. Aber nachdem Mithridates den Hafen erobert hatte, haben sie angefangen, ihre Schwerter zu polieren, wenn du weißt, was ich meine.«
»Du redest, als würdest du nicht zu ihnen gehören«, sagte Julius und ließ es wie eine Frage klingen.
Quertorus hob die Augenbrauen. »Aber nicht mit Absicht, Herr. Ich habe zwanzig Jahre bei der Ersten Cyrenaica gedient,
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