Imperator 02 - König der Sklaven
zehn davon als Optio.«
»Die letzten zehn?«, fragte Julius aus irgendeinem Instinkt heraus.
Quertorus räusperte sich und wandte einen Moment den Blick ab.
»Mehr so zehn in der Mitte, Herr. Gegen Ende habe ich meinen Rang wegen übermäßigem Glücksspiel verloren.«
»Ich verstehe. Nun, Quertorus, es sieht ganz so aus, als hätten du und ich uns wieder auf ein Glücksspiel eingelassen«, entgegnete Julius leise.
Quertorus strahlte ihn an und zeigte Zahnlücken im Unterkiefer. »Ich würde nicht gegen meine Männer wetten, Herr. Nicht, bevor du sie gesehen hast.«
Julius betrachtete die dichten Reihen mit weniger Vertrauen, als er sich anmerken ließ.
»Ich hoffe, du hast Recht. Und jetzt tritt ins Glied zurück, dann werde ich zu ihnen sprechen.«
Einen Augenblick dachte er, Quertorus würde sich weigern, und er fragte sich, ob es außer dem Glücksspiel noch andere Gründe dafür gab, dass der Mann seinen Rang verloren hatte. Die meisten Legionäre spielten, wenn sie nicht im Dienst waren. Dann trat der Kahlkopf ins Glied zurück und nahm, die Augen interessiert auf Julius gerichtet, Haltung an. Julius holte tief Luft.
»Veteranen Roms!«, donnerte er, so dass die dicht vor ihm Stehenden zusammenfuhren. Er hatte immer schon eine kräftige Stimme gehabt, jetzt jedoch fragte er sich, ob sie ausreichen würde, falls einige von ihnen taub waren.
»Meine Männer und ich sind durch zwei Dörfer südlich von hier marschiert, ehe wir auf der Suche nach Rekruten hierher gekommen sind. Dort haben wir erfahren, dass Mithridates sein Lager ungefähr einhundert Meilen westlich aufgeschlagen hat. Ihr könnt sicher sein, dass in diesem Moment, in dem ich hier zu euch spreche, bereits römische Legionen auf dem Marsch sind und von den Häfen Dyrrachium und Apollonia aus in Richtung Osten vorrücken. Ich habe vor, ihn auf sie zuzutreiben und der Hammer für den römischen Amboss zu sein.«
Jetzt hatte er ihr Interesse geweckt. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, die seiner eigenen Männer und die der ergrauten Veteranen. Er dankte den Göttern für die Entscheidung, die zehn Meilen nach Norden zu marschieren, um in der Stadt nach Rekruten zu suchen.
»Mit euch habe ich eintausend Mann unter meinem Befehl, um Mithridates anzugreifen. Einige aus dieser Stadt und den Dörfern sind nicht ausgebildet. Andere, die ich mitgebracht habe, kennen sich nur im Kampf zur See auf römischen Galeeren aus. Ihr wart die Landlegionen, also müsst ihr auf dem Marsch unser Rückgrat bilden. Ich werde jedem von euch einen Schwertbruder von meinen Männern zuteilen, den ihr ausbilden werdet.«
Er machte eine Pause. Als alles ruhig blieb, wusste er, dass sich die Veteranen immer noch an die alte Disziplin erinnerten. Er fragte sich, wie viele von ihnen die Meilen überstehen würden, ehe es überhaupt zum Kampf kam. Mit jungen, frischen Soldaten hätte er die Strecke in drei oder vier Tagen zurücklegen können, aber mit diesen hier? Das konnte man nicht vorhersagen.
»Ich brauche einen von euch als Quartiermeister, der aus den Vorräten in der Stadt Marschgepäck, Ausrüstung und Verpflegung zusammenstellt.«
Quertorus trat mit begeistert blitzenden Augen vor.
»Quertorus?«, sagte Julius zu ihm.
»Quartiermeister, Herr, mit deiner Erlaubnis. Ich habe schon lange auf eine Gelegenheit gewartet, dem Rat eins auszuwischen.«
»In Ordnung, aber ihre Beschwerden sollen sie an mich richten, und ich werde sie ernst nehmen. Nimm drei von meinen Männern mit und fang an, deine Vorkehrungen zu treffen. Wir brauchen einen Schild für jeden Mann, und alles an Speeren und Bögen, was ihr finden könnt. Eine Feldküche soll draußen vor den Mauern für alle eine Mahlzeit bereit haben, ehe es dunkel wird. Es ist immer noch hell genug, um zu exerzieren, und ich möchte sehen, wie gut sich die Männer bewegen können. Sie werden hungrig sein, wenn wir fertig sind.«
Quertorus salutierte und marschierte zackig hinüber zu Gaditicus, der immer noch in Habachtstellung an der Stelle stand, wo Julius ihn mit den anderen zurückgelassen hatte. Julius sah zu, wie er zwei weitere Männer auswählte, die mit ihm gehen sollten, und versuchte das ungute Gefühl beiseite zu schieben, gerade den Bock zum Gärtner gemacht zu haben. Als sie davoneilten, erblickte Julius den Stadtältesten, der aus der Ratshalle gestürzt kam und direkt auf die versammelten Veteranen zuhielt. Julius wandte sich ohne Interesse von ihm ab. Was immer der Rat auch entschieden haben
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