Imperator 02 - König der Sklaven
Wachen benutzt hatten. Aus der Ferne betrachtet, wurde die dunkle Winternacht von einem Meer goldener Punkte durchbrochen, die die Römer wie starre Augen anblickten, während sie auf Julius’ Signal warteten. Für den jungen Feldherrn schien die ganze Welt von seinem Wort abzuhängen. Er trat an den am nächsten Stehenden seiner falschen Wachposten heran und nickte Cabera zu, der einen in Öl getränkten Pfeil an der Fackel entzündete und sofort abschoss, ehe die Flammen seine Finger erreichten.
Gaditicus sah den flammenden Splitter in den Himmel steigen und zeigte mit ausgestrecktem Schwert auf das vor ihnen liegende Lager. Die Männer gingen von ihren gestaffelten Positionen aus ohne einen einzigen Schrei oder Schlachtruf vor. Sie rannten in gespenstischer Stille auf die Lichtflecken zu, die das Lager markierten, und bildeten mit der Ventulus von zwei Seiten her eine Zange, um größtmögliche Panik und Verwirrung zu verbreiten.
Die griechische Armee hatte sich im Vertrauen auf ihre weit gestaffelten Ringe von Wachposten, die sie bei einem Angriff rechtzeitig warnen würden, bei Einbruch der Nacht zur Ruhe gelegt. Viele bemerkten die Gefahr erst, als ihre Lederzelte aufgerissen wurden und unsichtbare Schwerter in ihre schlafenden Leiber fuhren. Auf diese Weise wurden in den ersten Sekunden viele Dutzende niedergemacht. Rufe mischten sich mit Schreien. Das schlafende Lager begann zu erwachen und nach den Waffen zu greifen.
»Wölfe!«, brüllte Julius, der fand, dass die Zeit des Schweigens vorbei war. Die Begeisterung übermannte ihn wie ein Rausch, während er und seine Männer durch das Lager rannten und jeden töteten, der aus den Zelten gestolpert kam. Er hatte seinen Männern aufgetragen, jeweils zwei Feinde zu töten und sich dann den Rückweg freizukämpfen, doch er selbst hatte schon drei mit dem Schwert niedergestreckt, ehe der erste Rausch vorüber war. Er konnte die Panik unter Mithridates’ Männern spüren. Ihre Offiziere reagierten nur langsam auf den Angriff, und ohne Befehle waren es Hunderte von Einzelkämpfern, die sich den dunklen Angreifern stellten und in Massen durch die Schwerter der Veteranen starben. Julius’ Schrei wurde von Gaditicus’ Kohorte beantwortet, die mit Hunderten von Stimmen noch mehr Verwirrung und Angst unter den Feinden stifteten. Cabera feuerte seine restlichen Pfeile in die dunklen Zelte, und Julius streckte einen nackten Mann nieder, der gerade sein Schwert heben wollte. Es herrschte allgemeines Chaos, und in dem Durcheinander hätte Julius fast den Augenblick verpasst, den nicht zu missachten er geschworen hatte.
Er kam nach ein paar Minuten, als Hörner erklangen und die durcheinander rennenden Griechen sich zu Einheiten zusammenzuschließen begannen. In den Zelten, die die Römer übersehen hatten, hatte sich der Feind bewaffnet und begann nun Widerstand zu leisten. Befehle auf Griechisch gellten durch den Lärm der Schwerter.
Julius wirbelte herum und schlug einem Mann, der sich gerade auf ihn stürzte, die Hand am Gelenk ab. Jeder Streich seiner schweren Klinge richtete schreckliche Verwüstungen an, doch sein nächster Schlag wurde geschickt abgewehrt. Er sah sich zwei Männern gegenüber, und von allen Seiten kamen weitere angerannt. Sie hatten die Überraschung überwunden, und es wurde Zeit, sich zurückzuziehen, ehe seine Wölfe niedergemetzelt wurden.
»Absetzen!«, schrie er, während er mit einem tiefen Hieb dem ihm am nächsten stehenden Mann einen schweren Treffer am Fußgelenk versetzte. Der Zweite stürzte im Herbeistürmen über den zusammenknickenden Körper, und Julius drehte sich um und rannte davon, wobei seine Sandalen im blutigen Staub rutschten. Seine Männer folgten seinem Beispiel, drehten sich um und flohen, sobald sie sich vom Feind lösen konnten.
Abseits der Fackeln des Lagers bot die Nacht ein dunkles Versteck. Bei Julius’ Befehl zum Rückzug waren alle Fackeln der Wachen gelöscht worden, und sobald die Römer den Außenbezirk des Lagers, in dem sie Trümmer und Leichen zurückließen, hinter sich hatten, zerstreuten sie sich und wurden unsichtbar.
Die griechischen Einheiten hielten am Rand des Lichtkreises an, weil sie sich nicht in die Dunkelheit hinauswagten, in der der Feind zu Tausenden zu lauern schien – ein Feind, der angeblich noch mehr als eine Woche entfernt war und sich aus einer anderen Richtung nähern sollte. Überall ertönten konfuse Befehle, während die Griechen noch zögerten und die Wölfe
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