Imperator 02 - König der Sklaven
wusste er.
Gaditicus kam näher, die Augenbrauen fragend erhoben, nachdem er die Späher gesehen hatte.
»Wir haben ihn gefunden«, bestätigte Julius. »Es sind höchstens zehntausend. Ich denke, wir werden heute Nacht zehn Meilen weit marschieren und die restlichen zwanzig dann morgen, wenn es dunkel wird. Unsere Bogenschützen schalten die Wachen aus, dann greifen wir die Hauptstreitmacht vor Tagesanbruch an.«
Gaditicus sah besorgt aus.
»Die Veteranen werden erschöpft ankommen, wenn du sie im Dunkeln so weit marschieren lässt. Wir könnten abgeschlachtet werden.«
»Sie sind jetzt viel besser in Form als beim Abmarsch aus der Stadt. Es wird nicht leicht werden; wir verlieren sicherlich den einen oder anderen Mann, aber wir haben den Überraschungsvorteil auf unserer Seite. Und sie sind ihr ganzes Leben lang marschiert. Sie sollen nicht über einen Kampf auf Leben und Tod gegen so viele nachdenken. Wir werden ihnen einen schnellen Schlag versetzen … rein, so viele töten wie möglich, und dann wieder raus. Wir ziehen uns so weit wie möglich zurück, ehe es hell wird, und dann werden wir ja sehen, wie gut wir in Form sind.« Er blickte durch die mit Moos bewachsenen Baumstämme zum Himmel.
»Es wird bald dunkel, Gadi. Deine Männer sollen sich marschbereit machen. Ich führe sie so dicht wie möglich heran, damit es morgen Nacht nicht so weit ist, aber wir dürfen auf keinen Fall entdeckt werden. Die richtige Taktik arbeiten wir aus, wenn wir nahe genug am Feind stehen. Es hat keinen Sinn, Einzelheiten zu planen, ehe ich ihre Stellungen gesehen habe. Wir müssen sie nicht schlagen, sondern nur dazu zwingen, ihr Lager abzubrechen und Richtung Westen in die Arme der Legionen zu ziehen, die von der Küste herankommen.«
»Falls sie kommen«, erwiderte Gaditicus leise.
»Sie werden kommen. Ganz gleich, was in Rom nach Sullas Tod passiert ist, der Senat kann Griechenland nicht kampflos aufgeben. Lass sie antreten, Gadi.«
Gaditicus salutierte, und seine Züge glätteten sich. Jeder Angriff gegen eine solche Übermacht war riskant, das wusste er, aber er hielt den nächtlichen Überfall, den Julius vorgeschlagen hatte, in Anbetracht der Männer, die ihnen zur Verfügung standen, für die beste Wahl. Außerdem hatte Mithridates eine Armee aus nicht ausgebildeten Aufständischen aufgestellt, die auf eine Streitmacht treffen würde, zu der einige der erfahrensten Schwertkämpfer gehörten. Gegen zehntausend Mann war das kein großer Vorteil, doch es konnte den Ausschlag geben.
Nachdem er der Accipiter den Befehl gegeben hatte, das Lager abzubrechen, sah er zu, wie die Veteranen und die jungen Männer zusammenarbeiteten und schnell und leise eine lockere Formation bildeten, bis sie den Wald hinter sich gelassen hatten. Einige von ihnen waren wirklich zu Wölfen geworden.
24
Mithridates hatte keine Wachposten rings um sein Lager mehr, aber er wusste es noch nicht. Julius hatte seine äußere Postenkette fast eine Stunde lang beobachtet, ehe er lächelnd erkannt hatte, was für ein einfaches System der griechische König verwendete. Jede der Wachen stand neben einer brennenden Fackel, die auf einer hölzernen Stange steckte. In unregelmäßigen Zeitabständen nahmen sie sie ab und winkten mit der Flamme über ihren Köpfen, was von dem inneren Ring und den anderen Posten um sie herum erwidert wurde.
Mithridates mochte ein König sein, von Taktik jedoch verstand er nicht viel, wie Julius inzwischen wusste. Die Wölfe hatten den Verteidigungsring mit Bogenschützenpaaren überwunden: Einer hatte den Wächter ausgeschaltet, nachdem er sein Signal gegeben hatte, und der andere hatte seinen Posten eingenommen. Das war schnell erledigt gewesen, und danach hatten sie sich den inneren Ring vornehmen können. Hier standen die Posten dichter beieinander. Sie durch ihre eigenen Männer zu ersetzen, hatte fast eine Stunde gedauert. Julius hatte die anderen zur Vorsicht gemahnt, doch selbst er wurde nervös, als sie auf das Zeichen des Letzten warteten, der nicht ahnte, dass ihm nur noch Römer antworten konnten.
Cabera schoss den letzten Pfeil ab, und der feindliche Soldat sank lautlos zu einem dunklen Haufen zusammen. Wenige Augenblicke später fiel das Licht auf eine andere dunkle Gestalt, die ruhig dastand, als sei nichts geschehen. Als kein Alarm ertönte, ballte Julius triumphierend die Faust.
Das Lager am Fuß der Hügel wurde von den gleichen, auf Stangen aufgesetzten Fackeln beleuchtet, die auch die
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